Bad Dürkheim Mehrheit macht klar: „West steht jetzt fest“

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Die Fahrt auf der künftigen B 271 neu zwischen dem Dürkheimer Bruch und der Autobahn bei Grünstadt dauert exakt drei Minuten. Rund 250 Anwesende im Saal des Ungsteiner Honigsäckel „flogen“ am Montagabend buchstäblich über die Trasse – leider nur in der Fiktion einer Filmanimation. Allein bis der erste von drei Teilabschnitten, die Westumgehung Kirchheim, fertiggestellt sein wird, dauert es noch mehr als drei Jahre. Wann die Straße einmal durchgehend zu befahren sein wird, ist noch ziemlich offen.

Damit es unabhängig vom Anfang in Kirchheim, wo nach Einschätzung des Landesbetriebs Mobilität (LBM) in Worms ab Mitte 2018 Fahrzeuge am Ort vorbeirollen könnten, auch am anderen Ende möglichst rasch weitergeht, hat sich das „Forum Zukunft an der Weinstraße“ gegründet. Eine noch lose Interessengemeinschaft von (Bürger-)Vereinen, politischen Gremien, Gewerbetreibenden und Privatleuten aus Gemeinden und Ortschaften entlang des Südabschnitts Bad Dürkheim – Kallstadt (wir berichteten vergangene Woche). Mit dem Infoabend am Sitzort des federführenden Vereins „Ungstein 21“ trat sie erstmals an die Öffentlichkeit. Sie sieht sich als überörtlich und überparteilich und hat ein übergeordnetes Ziel: Bedenken gegen die sogenannte Westvariante auszuräumen und Konsens zu schaffen für die Planung des LBM, die so weit fortgeschritten ist, dass sie nach Angaben von Chefplaner Martin Schafft im Laufe des Jahres dem Kostenträger Bund zur Genehmigung vorgelegt werden soll und danach ins Planfeststellungsverfahren gehen könne. Vier Vertreter des LBM mit Behördenleiter Bernhard Knoop an der Spitze informierten per „Beamer“ über den Stand der Dinge und Details zu den einzelnen Abschnitten (siehe ). Die Strecke wird durchweg „höhenfrei“ an das bestehende Straßennetz angebunden, das heißt, ohne kreuzende Spuren – eine Lehre, die der LBM aus den Anschlussstellen zwischen Bad Dürkheim und Neustadt gezogen hat, so Schafft, die sich teilweise als Unfallschwerpunkte entpuppt hatten. Die B 271 neu soll aus Sicht der Straßenbauer die Mittelzentren entlang der Strecke verbinden sowie eine Brücke zwischen den Autobahnen 6, 65 und 650 schlagen. Die Gemeinden und Anwohner soll sie aus deren Sicht primär von Durchgangsverkehr entlasten, zugleich aber die touristische Erschließung fördern. Die Lebensqualität für die Menschen vor Ort neben leistungsfähigen Verkehrswegen hatte Eggert Voscherau, einer der Väter der Metropolregion Rhein-Neckar, in einem einführenden Vortrag zu nachhaltigen Verkehrslösungen angesprochen. Mit der Kirchheimer Umgehung werde nach 2018 die Belastung für die übrigen Gemeinden noch höher. „Einzige Entlastung für die Orte und ihre Bürger ist die Weiterführung der neuen Trasse – was nicht noch einmal 40 Jahre dauern darf.“ Eine Blockadehaltung Einzelner sei nicht mehr zu akzeptieren, „wenn sie eine Entwicklung aufhält, die der Allgemeinheit extrem dienlich ist“, so Voscheraus Klartext. Wovon sich die Gegner und Kritiker der Westvariante nicht beeinflussen ließen, die sich zu mehreren zu Wort meldeten. Wobei der sachliche Vortrag von Pro-Ost-Aktivist Gero Kühner (Herxheim) und seine Klarstellung, die Anhänger der Gegenbewegung vor allem aus der Winzerschaft seien „keine Krawallmacher“, von Helmut Anthon (Kallstadt) leicht Lügen gestraft wurden. „Polemik hilft uns nicht weiter“, gab Willi Simon (Freinsheim) zu bedenken: „Entweder wir wollen die B271“, sagte er mit Verweis auf den Planungsstand, „oder wir wollen keine. ,West’ steht jetzt fest“, so Simon. Zuvor hatte schon Franz Metzger, Vorsitzender von Ungstein 21 und Moderator des Abends, deutlich gemacht, dass man sich innerhalb des „Forums“ über die Trasse einig sei und keine weiteren Grundsatzdiskussionen führen wolle. Für Bedenken von Anwohnern aus Freinsheim und Herxheim zeigte Metzger teilweise Verständnis. „Die Planung muss mit der von Gemeinden synchronisiert werden.“ Das „Forum“ biete an, gemeinsam mit den Gemeinden abzustimmen, wie lokale Lösungen aussehen könnten. „Straßenplanung ist Konsensplanung“, gab LBM-Chef Knoop zu bedenken. Weitere Forderungen (wie etwa eine dritte Spur zum Überholen, wie aus dem Publikum vorgetragen) oder anhaltendes Hinterfragen führe zu Stillstand. „Wenn man etwas erreichen will, muss man den Mut zum Konsens finden“, meinte Knoop mit Verweis auf ähnliche Debatten, aber letztendliche Einigung unter den Anliegern südlich von Bad Dürkheim. „Druck machen ist gut“, bekräftige der CDU-Wahlkreisabgeordnete im Bundestag, Norbert Schindler. „Es hilft uns als Parlamentariern gegenüber dem Minister und den Haushältern weiter, wenn vor Ort Einigkeit besteht.“ So hatte es zuvor schon Voscherau hervorgehoben: „Es wäre extrem hilfreich, dass die Politik nun homogen hinter der Planung steht.“ (psp)

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