Bad Dürkheim Legende mit fehlender Klappe

Musikschulleiter Frank Metzger ist in Bad Dürkheim so bekannt wie der sprichwörtliche „Bunte Hund“, denn als „Hans Dampf in allen Gassen“, ist er bei vielen Musikprojekten dabei. Für unsere Serie „Mein erstes Mal“ spricht er über seinen ersten Kinobesuch, seine ersten Platten, seine erste Band – und sein erstes Saxofon.

Der erste Film, den er im Kino in Ludwigshafen-Oppau besuchte, war „Pippi Langstrumpf“. Selber ein oft widerspenstiger rothaariger Knirps, muss es wohl eine Art Seelenverwandtschaft mit der Filmfigur gewesen sein, die den Sechsjährigen begeistert hat. Das Kino ist längst Vergangenheit, wurde später zur Disco umgebaut. Video und DVD gab es damals nicht, für Kinder waren Langspielplatten angesagt. Zu Metzgers Lieblingen zählten die Geschichten vom Räuber Hotzenplotz und Winnetou. Entsprechend die ersten Bücher: „Robinson Crusoe“ und „Karl May“. Für den Musikgeschmack war zunächst der ältere Bruder verantwortlich, der hatte eigene Platten, die sich Metzger bei ihm auslieh. „Mein Bruder war immer sauer, wenn ich sie weggeholt habe. Mit neun Jahren hat man sich noch nicht selber Platten gekauft.“ Zu Beginn der 1970er Jahre waren gerade „Crocodile Rock“ von Elton John und „Honky Tonk Woman“ von den Rolling Stones aktuell, für die auch er sich begeistert hat. Das Interesse für Musik war also geweckt, auch wenn das erste Instrument wie allgemein üblich eine Blockflöte war. Frank Metzger besuchte mit sieben Jahren deshalb die Musikschule Ludwigshafen: „Ich bin gern dort gewesen, der Gruppenunterricht hat viel Spaß gemacht, denn die Unterrichtseinheiten waren immer lustig.“ Mit zwölf Jahren wechselte er zur Klarinette und trat zum ersten Mal beim Sommerfest mit seinem Freund Matthias in der Schule als Duo auf. Sie spielten „My Bonnie Is Over The Ocean“ und „What Shall We Do With The Drunken Sailor“, Lieder, die jeder kennt und jeder mitsingen kann. Zur Klarinette kam er eigentlich ungewollt, denn zusammen mit seinem Freund fuhr er nach Ludwigshafen in eine Musikalienhandlung, um dort eine Oboe zu kaufen. Doch der Verkäufer warnte die beiden: „Oboe spielen ist so schwer, als wenn man einen Panzer wegschiebt.“ Und empfahl stattdessen die Klarinette. Sie führte Frank Metzger zunächst in Richtung Klassik, doch war er auch offen für die Improvisation und schloss sich der Band von Axel Müller an, mit dem er bis heute in der Musikschule und bei verschiedenen Musikprojekten zusammenarbeitet. Ein Song von damals ist ihm immer noch im Ohr: „Satin Doll“, ein Jazz-Standard von Duke Ellington. Doch wer „Musik im Blut“ hat, bleibt bei einem Instrument nicht stehen. Frank Metzger wollte mehrgleisig fahren, lernte als 16-Jähriger Saxofon spielen und gründete seine erste eigene Rock-Band, The Clan mit Sänger Andreas Seibert, der heute ebenfalls als Lehrer an der Dürkheimer Musikschule unterrichtet. „Wir hatten ein ganz wildes Outfit mit langen Haaren, einer war sogar so weiß geschminkt wie die Band Kiss“, eine sehr erfolgreiche Rockband, die 1973 erstmals in Erscheinung trat, erklärt Metzger. Zu dieser Zeit spielte er auch im Jugendblasorchester des Theodor-Heuss-Gymnasiums, obwohl er nicht dort zur Schule ging, sondern die Gymnasien in Edigheim und Frankenthal besuchte. Mit diesem Orchester machte er auch seine ersten Auslandsreisen in die Ludwigshafener Partnerstädte Pasadena (USA), Sumgait (Aserbaidschan) und Lorient (Frankreich). Das erste Live-Konzert, das Metzger 1979 besuchte, wurde von SWR3 in der Ludwigshafener Eberthalle veranstaltet. Stars des Folk-Musikfestivals waren Alexis Corner, der die deutsche Bluesszene mitprägte, und der österreichische Liedermacher Georg Danzer. An der Hochschule Heidelberg/Mannheim studierte er Klarinette als Orchestermusiker, gab aber schon Unterricht an der Dürkheimer Musikschule. In diese Zeit fiel auch die Gründung seiner ersten Jazz-Band ImPuls, die seit Sommer 1990 besteht und mit der er immer noch aktiv ist. „Wir haben damals jedes einzelne Plakat selbst gemalt mit der Silhouette unserer Instrumente – Gitarre, Saxofon, Kontrabass, Schlagzeug.“ Das Repertoire umfasst eigene Stücke und Eigeninterpretationen von alten und neuen Jazz- und Funkstandards. „Als Student war ich immer knapp bei Kasse und deshalb sogar mit der Blaskapelle ,Pfälzer Musikanten’ unterwegs, ganz stilecht in ledernen Knickerbockerhosen. Bei dieser Gelegenheit habe ich auch Stefan Riedle kennengelernt.“ Mit dabei ist auch heute noch Metzgers erstes Tenorsaxofon, ein Instrument an dem er besonders hängt: „Als ich in der Schweiz Jazz-Saxofon studierte, sah ich auf einer Fahrt nach Frankreich in einem Lederwarengeschäft als Deko im Schaufenster ein Original Selmer Mark VI. Es ist eine Saxofonlegende, das von vielen berühmten Jazzmusikern gespielt wird. Es war zwar eine Klappe abgebogen, aber ich habe mich sofort in das Instrument verliebt und wollte es unbedingt haben.Trotz meines schlechten Französisch konnte ich den Eigentümer überreden, es mir zu verkaufen. Später habe ich meinen Lehrer gebeten, es gründlich zu überholen.“ Immer, wenn es Frank Metzger bei einem seiner zahlreichen Auftritte auspackt, begeistert es die Zuhörer mit seinem exzellenten Klang. (dox)

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