Bad Dürkheim Kunst konkret

Ungewöhnliche Sichtweisen offenbaren sich in der neuen Ausstellung der Galerie Meck-Art in Weisenheim am Sand: Ab Sonntag sind dort Wandobjekte und Künstlerbücher von Axel Heibel zu sehen, einem renommierten Vertreter der Konkreten Kunst.

In der Werkschau 2004 bis 2014 zeigen die Galeristen Helga und Dieter Meck eine repräsentative Auswahl von 29 Objekten aus Karton/Wellkarton unter Glas und Karton unter halbtransparenter Folie unter Glas sowie vier Buchobjekte des Künstlers. Axel Heibel widmet sich bei seinen Objekten mit bedingungsloser Hingabe mathematisch kalkulierten Formen, um dem Betrachter das Zusammenspiel von Linie, Farbe, Fläche und Raum aufzuzeigen. Anders als bei der Abstraktion stellen sie sich ohne jede Assoziation völlig autonom dar. Ihre Wirkung erzielen sie ausschließlich durch den gezielten Einsatz von Farbe und Struktur. Die Konkrete Kunst hat ihren Ursprung in der 1917 vom niederländischen Kunsttheoretiker Theo van Doesburg mitbegründeten Stijl-Gruppe, der sie so charakterisierte: „Das Kunstwerk muss im Geist vollständig konzipiert und gestaltet sein, bevor es ausgeführt wird. Es darf nichts von den formalen Gegebenheiten der Natur, der Sinne und der Gefühle enthalten. Das Bild muss ausschließlich aus plastischen Elementen konstruiert werden, aus Flächen und Farben. Ein Bildelement hat keine andere Bedeutung als sich selbst.“ Dieses Credo hat der 1943 in Lahnstein geborene und in Düsseldorf lebende Axel Heibel verinnerlicht und immer wieder neue dreidimensionale geometrische Formen in höchster Vollendung geschaffen. Die faszinierende Vielfalt der Gestaltung jedes einzelnen Objekts lässt staunen, die technische Perfektion der Ausführung wird bewundert. Bereits 1972 hatte Heibel seine erste Museumseinzelausstellung im Museum Folkwang in Essen. Mit seinen Buchobjekten nahm er 1977 an der „documenta 6“ in Kassel teil, die Werke des Künstlers wurden international ausgestellt und finden sich in zahlreichen Sammlungen wieder. In der Ausstellung begegnet der Besucher zunächst mehreren Wandobjekten, die Formenvielfalt und Farbigkeit unter einer milchigen Folie eher verbergen als sichtbar werden lassen und so einen mystischen Eindruck hinterlassen. Nach Aussage des Künstlers sind nur bei dieser Art der Ausführung gerundete Formen möglich. Entsprechend dem Prinzip der Konkreten Kunst hat kein Objekt hat einen Titel, alle sind lediglich mit einer Werknummer versehen. Die Formate bewegen sich überwiegend im Bereich von 50 bis 70 Zentimetern. Bestechend die Farbgebung der Objekte im weiteren Verlauf der Ausstellung: Von starken Farbkontrasten bis zur monochromen Gestaltung in Blau, Gelb, Schwarz oder Weiß beeindrucken sie durch die sorgsame Wahl des unterschiedlichen Kartonmaterials und seiner Verarbeitung, aus der sich überraschende Effekte entwickeln, die durch die dritte Dimension betont werden. So kommt es, dass auch der Betrachter Teil des Objekts wird, indem er seinen Standort mehrfach wechseln muss, will er es in seiner Vollkommenheit erfassen. Noch aufwändiger in der Ausführung sind die Buchobjekte, von denen insgesamt vier in der Ausstellung zu sehen sind. In den Künstlerbüchern aus den Jahren 1997 bis 2013 ist jede Seite so gestaltet, dass sie sich immer wieder verändernde Durchblicke auf die übrigen erlaubt und dass sich beim Umblättern ein völlig neues Bild ergibt. Durch diese Aktion wird auch hier der Mensch mit seinem eigenen Handlungsspielraum Teil des Kunstobjekts. Zur Eröffnung der Ausstellung findet eine Einführung und Künstlergespräch mit Axel Heibel statt.

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