Weisenheim am Sand Hilfeaufruf für den Opa im Netz

Spuren des Brandes in der Seeligmannsgasse zeugen von dem Unglück, bei dem eine 72-Jährige ums Leben kam.
Spuren des Brandes in der Seeligmannsgasse zeugen von dem Unglück, bei dem eine 72-Jährige ums Leben kam.

Über die Internetplattform „GoFundMe“ sammelt die Wormserin Vanessa Herrmann seit 23. Dezember Spenden. Ihre 72-Jährige Oma ist beim Brand in der Weisenheimer Seligmannsgasse am 20. Dezember ums Leben gekommen. Ihrem Opa, der da gerade wegen eines Oberschenkelhalsbruchs im Krankenhaus lag und Frau und Haus verlor, will die 35-Jährige so wenigstens finanziell unter die Arme greifen.

Vanessa Herrmann will helfen. Nur wenige Tage, nachdem ihre 72-jährige Oma auf tragische Weise ums Leben kam, hat die 35-Jährige die Spendenaktion ins Leben gerufen. „Ich selbst konnte nichts tun am Brandtag. Wegen der giftigen Gase durfte ich nicht mal zum Haus, weil ich gerade im achten Monat schwanger bin“, berichtet Herrmann Ende Dezember.

Natürlich besuchte sie danach, auch gemeinsam mit ihrem sechsjährigen Sohn und ihren Eltern den 87 Jahre alten Opa im Krankenhaus. Sogar der Hund des Paares, der sich gerade noch rechtzeitig aus dem brennenden Haus retten konnte, durfte Herrmann zu seinem Herrchen begleiten. „Das hat meinen Opa sehr gefreut. Er kann die Geschehnisse noch gar nicht richtig begreifen, obwohl wir ihm Bilder von der Brandruine gezeigt haben und viel gesprochen haben“, erzählt Herrmann. Die größte Sorge, dass seine Frau lebendig verbrannte, konnte dem Senior inzwischen genommen werden: Die Obduktion habe eindeutig ergeben, dass die 72-Jährige schon zuvor durch eine Rauchgasvergiftung verstorben war.

Die Familie muss viel aufarbeiten

„Mein Opa ist kurz vor Silvester in die Reha gekommen, dort erholt er sich hoffentlich noch besser von seinem Bruch und dem tragischen Verlust. Wie es danach weitergeht, ist noch sehr ungewiss“, berichtet Herrmann. Klar ist aber schon jetzt, dass etliche Rechnungen ins Haus flattern werden. „Allein die Beerdigung meiner Oma in Weisenheim am Sand wird mehrere Tausend Euro kosten“, schätzt Herrmann. Für den Witwer muss im Anschluss an die Reha-Maßnahme eine neue Bleibe inklusive allem, was dazugehört, gefunden werden, auch Zusatzleistungen für die Versorgung werden sicherlich nötig sein. Und auch wenn die Weisenheimer eine sehr gute Dorfgemeinschaft haben und Hilfe bei der Unterbringung des Witwers angeboten haben, müssen Herrmann und ihre Eltern noch viel aufarbeiten.

Aktuell suchen sie nach Unterlagen von Versicherungen und Behörden, vieles sei beim Brand in Rauch aufgegangen oder durch die Löscharbeiten durchweicht worden. Kosten haben sie aber jetzt schon. Dafür sei das Spendengeld gedacht. „Ich will meinem Opa einfach unter die Arme greifen. Über eine Nachbarin bin ich auf ,GoFundMe’ aufmerksam geworden. Über die Internetplattform ist eine Spendenaktion recht einfach zu bewerkstelligen. Als Obergrenze habe ich 19.000 Euro gewählt, auch um steuerlich auf der sicheren Seite zu sein.“

Zusammenhalt hilft

In dem Aufruf auf der Internetseite heißt es unter anderem: „Jetzt steht er direkt vor Weihnachten vor dem nichts, von allem, was er hatte, ist sein Hund und die Familie geblieben (...) Leider konnte aus dem Haus nichts mehr gerettet werden“: Bis 29. Dezember hatten sich bereits 245 Spender an der sogenannten Crowdfunding-Aktion (auf deutsch: Schwarmfinanzierung) beteiligt. Viele spendeten anonym, andere namentlich, die Spendensummen bewegen sich zwischen fünf und 300 Euro. Bislang sind 9810 Euro zusammengekommen. „Das hatte ich nicht zu hoffen gewagt“, sagt Herrmann, die dankbar ist für die Hilfe und Anteilnahme am Schicksal der Familie. „Jede Spende hilft uns derzeit, egal wie hoch“, ist ihr Motto.

Außerdem stützt sie der Zusammenhalt in der Familie. „Wir schaffen das gemeinsam. Für meinen Opa wünsche ich mir, dass er wieder nach Weisenheim zurückkehren kann.“ Dort fühle er sich am wohlsten und habe gute Kontakte im Ort, auch über den Gesangsverein und den Hundesportverein. „Am schönsten wäre es natürlich, wenn er wieder mit seinem Hund zusammenwohnen könnte, der gerade von einem Freund versorgt wird, aber wir müssen schauen, wie es meinem Opa nach der Reha geht“, bleibt Herrmann realistisch. „Hauptsache, er verkraftet den Verlust und kommt nach dem Bruch wieder auf die Beine.“

Spendenkontakt

gf.me/v/c/5ft6/mein-opa-hat-seine-frau-und-alles-andere-verloren

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