Bad Dürkheim Hensel und Gretel im Hexenkessel

Manchmal muss man im Leben einfach jemanden kennen, der jemanden kennt, der jemanden kennt. So ging es jetzt zum Glück Thomas Hensel und Markus Schneider. Die beiden Winzer aus Bad Dürkheim und Ellerstadt, die auch unter dem gemeinsamen Firmennamen „Hensel und Gretel“ auftreten, haben es in dieser Beziehung ganz gut getroffen. Nachdem die deutsche Fußball-Nationalmannschaft im Halbfinale gegen Brasilien so furios ins Endspiel marschiert war, gab es für die beiden nur noch eines: ab an den Zuckerhut. Dass ihre Weine im Sylter Nobelrestaurant „Sansibar“ bekannt sind, war nicht unbedingt ein Hemmschuh auf dem Weg zu Finaltickets, die sie natürlich nicht hatten. Promiwirt Herbert Seckler wurde bei Facebook auf Schneiders spontanes Ticketgesuch aufmerksam, ließ Kontakte zu einem Hamburger Geschäftsmann spielen, der bereits in Rio weilte, und vermittelte auf diese Weise zwei Tickets der Kategorie 3 für jeweils 450 Dollar an „Hensel und Gretel“, wie die beiden inzwischen auch außerhalb ihrer Firma genannt werden. Die verirrten sich nicht im Wald, sondern hatten sich inzwischen nach Flügen umgeschaut. Und: Nachdem die „Holländer“ gegen Argentinien rausgeflogen waren, gab es plötzlich reihenweise stornierte Tickets, die obendrein im Preis sanken. Weil die Pfälzer aber zu lange warteten, stiegen die Preise wieder, als noch andere deutsche Fans auf die Idee eines Finaltrips kamen. Schließlich die Entdeckung: Condor flog für 999 Euro – die beiden Winzer schlugen zu und klatschten sich ab. Eigentlich hatten sie ja schon zum Halbfinale reisen wollen, aber jetzt wurde die Sache plötzlich real. Am Samstag stand Hensel tagsüber noch im Weinverkauf, abends um 20.20 Uhr hob der „Vogel“ nach Rio ab. Zwölf Stunden Flug endeten mit der Ankunft an der Copacabana am nächsten Morgen. Frühstück gab es am deutschen Pavillon, der für Fans direkt am Strand errichtet gewesen sei, wie Hensel gestern erzählte. Um 10 Uhr brasilianischer Zeit schließlich die Ticketübergabe in einer Wohnung in Rio – und der Spaß konnte beginnen. Genau 20 Stunden dauerte der Aufenthalt von Hensel und Gretel in der Metropole, in der es gar nicht finster und auch nicht bitterkalt war. Im Gegenteil: Zu diesem Zeitpunkt seien rund 100.000 Argentinier und etwa 25.000 Polizisten und Militärs in der Stadt gewesen, so Hensels Schätzung. Die Schwarzmarktpreise für Tickets seien immens hoch gewesen, so der 43-Jährige, der gestern schon wieder im Betrieb stand. Sein 39-jähriger Intimus Markus, ebenso wie er selbst glühender Anhänger des FCK, habe in der Verlängerung gar nicht mehr hinschauen wollen. Nach Götzes Tor in der 113. Minute seien aber alle Dämme gebrochen. „Wir waren noch lange im Stadion und wollten anschließend noch an die Copacabana zum Feiern“, beschreibt der Dürkheimer, der dann aber mit Schneider direkt zurück an den Flughafen gefahren ist, um den Rückflug nicht zu verpassen. Dass der Ellerstadter Winzer seither nicht über sein Handy erreichbar war, lag daran, dass es ihm in Rio wohl im Taxi verloren gegangen war. Dem Spaß, den die beiden hatten, tat das keinen Abbruch, wie die Bilder zeigen. Hensel und Gretel – ein WM-Märchen 2014 ...

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