Bad Dürkheim „Glückskind“

Steven Uhlys Roman „Glückskind“ hat Marita Goebel von der Buchhandlung Ulrich in seinen Bann gezogen. Als Buch des Monats empfiehlt sie ihn heute: „Hauptfigur dieses Roman ist einerseits ein Mann namens Hans. Er ist Hartz-IV-Empfänger, der immer mehr verwahrlost, nachdem seine Ehe in die Brüche ging und seine Kinder nichts mehr von ihm wissen wollen. Seine Wohnung gleicht einer Müllhalde, seine Nachbarn meidet er. Andererseits geht es in diesem Buch um ein gerettetes Baby, um Liebe und Hoffnung ... Als Hans eines Tages einige seiner Mülltüten in die vor dem Haus stehenden Tonnen entsorgt, findet er ein Baby, das noch lebt. Er nimmt es mit in die Wohnung und wird nun von seinen Gefühlen und seinem Gewissen aufgerüttelt. Die Sorge um das kleine Mädchen wirft viele Fragen auf, und Hans erinnert sich an frühere Zeiten, als Frau und Kinder noch mit ihm zusammen wohnten. Während er sich rührend um die kleine Felizia kümmert, beginnt er, Ordnung in seinen verlotterten Alltag zu bringen. Er entrümpelt nicht nur seine Wohnung, sondern achtet seit langer Zeit einmal wieder auf sich selbst. Er trifft Menschen, die ihm helfen und die zu Freunden werden. Da ist zum einen Herr Wenzel, der Besitzer eines Zeitungskiosks, der Hans mit Geld unterstützt, damit er für das Baby notwendige Dinge kaufen kann. Dann gibt es im Haus das iranische Ehepaar Tarsi, das ihm mit Rat und Tat zur Seite steht. Während sich alle rührend der Kleinen annehmen, wird sie mittlerweile offiziell gesucht, weil die leibliche Mutter sich der Polizei gestellt hat. Auf den folgenden Seiten hofft und bangt man mit Hans um eine Entscheidung. Was soll er tun? Das Kind behalten oder es verbergen? Zulassen, dass die Mutter wegen Mordes angeklagt wird? Was ist gerecht? Er erwägt alle möglichen Konsequenzen, die ihm drohen, wenn das Kind bei ihm gefunden wird. Letztlich fasst er einen Entschluss, den er mit Hilfe seiner tatkräftigen und praktisch veranlagten Nachbarin durchführt, und am Ende sind viele Dinge neu geordnet. Mir hat das Buch gut gefallen, weil es viele Fragen aufwirft, zum Nachdenken anregt und dennoch flüssig zu lesen ist. Wichtige Themen sind Zivilcourage und Gerechtigkeit sowie der Appell, den Mut zur Veränderung aufzubringen.“ (wss/Archivfoto: Franck)

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