Bad Dürkheim Es schäumt und rauscht die Orgel

„An, auf und mit dem Wasser“ war das Motto des Orgelkonzerts von Michael A. Müller in der Dürkheimer Schlosskirche. Der Organist aus Leimen bei Heidelberg liebt es, Programme themenbezogen zusammenzustellen und rund ums Wasser ging es an diesem Abend. Es wogte, floss, schäumte und rauschte eindrucksvoll aus den Orgelpfeifen.

Bei Bachs Choralbearbeitung „An Wasserflüssen Babylon“ ließ der Organist die Choralstimme im Zungenregister strömen, von ruhig expressiven Flüssen der Außenstimmen umwoben. Umrahmt wurde dies von Bachs großem Präludium und Fuge e-Moll: Schönste Leichtigkeit und tänzerischen Elan gab Müller den stringent aufgebauten Verläufen, führte die dichte Polyphonie sodann zu großer Dringlichkeit. Großen Schwung verlieh der Organist der Fuge mit rasanten Verläufen und arabesken Figuren. Richard Wagners Vorspiel zu „Der fliegende Holländer“ eignet sich prächtig für eine Orgelbearbeitung. Die düstere Naturatmosphäre, die Schauerstimmungen des Beginns wurde eindrucksvoll eingefangen: Die aufgepeitschte See und ebensolche Emotionen wechselten dabei mit lustigen Seemannsgesängen. Das Gegeneinander von Fröhlichkeit und düsteren Stimmungen wusste der Organist in reich wechselnden Farbkombinationen trefflich einzufangen. Packend geriet das virtuose Laufwerk, die anstürmenden Wogen. Begonnen wurde der Abend mit einem Klanggemälde von Franz Liszt: der musikalischen Legende „Der heilige Franziskus von Paula auf den Wogen schreitend“. Im Original für Klavier, hinterließ es gerade in der Orgelbearbeitung beste Wirkung. Die Not des frommen Mannes beim Überqueren der See fand sich in dunklen Melodiegängen, entwickelte Müller des weiteren reiche Farbenspiele, um den Gang des Heiligen über das Wasser zu durchzeichnen. Ruhevoll wogend in warm getönten Arabesken hörte man ihn schreiten, neben bedrohlich anbrandenden Klängen, wurde die wogende Gischt zu großen Klangvisionen verdichtet. Das harmonisch expressive Tongemälde wusste der Organist am Ende zu grandioser Hymnik zu steigern. Von Meyerbeers Oper „Der Prophet“ war Franz Liszt so sehr begeistert, dass er nicht nur drei Paraphrasen daraus für Klavier schrieb, sondern auch eine gewaltige, halbstündige Fantasie und Fuge über den dort entnommenen Choral „Ad nos, ad salutarem undam“, das der Leimener Organist als großen Schlusspunkt seines Programms musizierte. Müller war dabei keineswegs am Effektvollen und schäumend Virtuosen des Werkes interessiert, sondern ließ dessen Tiefe anklingen. Fein changierende Lichtwirkungen entwickelte er dabei, brachte liebliche, engelsgleiche Himmelsvisionen zum Tönen, gab den Klängen Zeit und Ruhe, um die friedvolle Lyrik zu entwickeln. Ein eindrucksvolles Tongemälde, wobei er zwischen düster Dräuendem, dunklen Rufen aus der Tiefe, himmlischen Visionen, süßlich wogenden Engelsgesängen und Dramatik große Spannkraft entwickelte. Starke Stimmung brachte der Musiker in die ausgedehnte Fantasie, musizierte in ausdrucksstarker Rhetorik, erfüllte die wellenartigen Ornamente mit tiefer Introspektion und Religiosität, brachte schließlich die Fuge in stringentem Vorwärtszug zu visionärer, klanglich grandios hochgesteigerter Wirkung. Dabei war nichts überladen, musizierte er maßvoll, um dem Schluss die triumphale Wirkung zu geben.

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