Bad Dürkheim Eine Braut, die sich traut

Ein frischer Wind weht durch das „Theater Alte Werkstatt“ in Frankenthal, nachdem es dort 2014 einen Generationenwechsel in der Leitung gegeben hat, der sich inzwischen auch im Spielplan bemerkbar macht. Mitglied des neuen Führungstrios ist Johanna Regenauer, die am Wochenende zweimal mit dem Ein-Personen-Stück „Tränen der Heimat“ im Hambacher „Theater in der Kurve“ gastiert.

Das Stück von Lutz Hübner spielt im Herbst 1943 im Funkhaus einer deutschen Großstadt – in einem Sprecherraum. Hilde, eine Mittzwanzigerin vom Land, ist schon den dritten Tag hierhergekommen. „Ja, ich will!“ Hilde übt es noch einmal. Soll es feierlich klingen? Oder fröhlich? Die junge Frau hat viel Zeit zu proben, denn sie ist allein auf ihrer eigenen Hochzeit. In einer Liveschaltung im Radio soll sie mit ihrem Bräutigam Kurt verheiratet werden, der an der Ostfront in Russland kämpft. Hilde wartet darauf, dass die Techniker endlich eine Verbindung hinbekommen. Weil es so langweilig ist, genehmigt sie sich schon einmal ein Glas Sekt, und danach noch eines und wird dadurch so locker, dass sie allem, was sie auf der Seele hat, freien Lauf lässt – sie schimpft über ihre Verwandtschaft, ihren Bräutigam, den Krieg, die absurde Situation dieser Fernhochzeit und singt über ihre Sehnsüchte. Und während sie die Flasche leert, wandelt sie sich vom unsicheren, verhuschten Landei aus Rheinhessen in eine selbstbewusste Frau. Als „Volkstheater fürs Herz“ mit Humor und durchaus auch zarten und leisen Tönen charakterisiert Gastgeberin Hedda Brockmeyer das Stück, das Johanna Regenauer in ihrem heimatlichen rheinhessischen Dialekt vortragen wird. „Für mich geht es darin um Erwartungen – und wie man damit umgeht“, sagt Regenauer. Das könne sie gut nachvollziehen. Das Gastspiel knüpfe an einen langjährigen Kontakt und Austausch zwischen dem „Theater in der Kurve“ und dem „Theater Alte Werkstatt“ an und finde hoffentlich noch viele „Nachspiele“ in der „Kurve“, sagt Brockmeyer.

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