Fenstergeschichte(n) Die Friedelsheimer Synagoge

Verstecktes Zeugnis ländlicher jüdischer Kultur: Südfenster der früheren Friedelsheimer Synagoge am Schwabenbach.
Verstecktes Zeugnis ländlicher jüdischer Kultur: Südfenster der früheren Friedelsheimer Synagoge am Schwabenbach.

Dieses Rundbogenfenster gehört zur ehemaligen Synagoge von Friedelsheim, die heute weit weniger bekannt ist als zum Beispiel die in Weisenheim am Berg oder in Deidesheim. Knapp 70 Jahre lang wurde der Sakralbau für jüdische Gottesdienste genutzt. Seine Bauzeit dauerte von 1851 bis 1854. Zur jüdischen Gemeinde gehörten damals etwas mehr als 60 Mitglieder. Heute steht das Gebäude verborgen hinter einem anderen Haus in der Friedelsheimer Bahnhofstraße. Der Johann-Casimir-Rundweg führt direkt vorbei.

Gemauert wurde die Synagoge aus gelbem und rotem Sandstein. Über dem gut erhaltenen Eingangsportal an der Westseite stand früher ein biblischer Psalm. Die hebräischen Schriftzeichen wurden später jedoch abgeschlagen und nur wenige Reste sind noch zu erkennen. Durch das aufwendig eingefasste Fenster an der Südseite fiel Licht auf einen erhöhten Bereich der Synagoge: Es erhellte die Empore, auf der abgesondert die Frauen beteten. Überwölbt ist das Fenster von einem Rundbogen aus hellem Sandstein. Kurze pfeilerartige Formelemente mit Halb-Kapitellen begrenzen seine Seiten. Nachträglich wurde es verfüllt und mit Glasbausteinen in verschiedenen Farben und Formaten versehen. Das gleiche geschah im Giebelfeld mit dem dortigen Rundfenster. Vor der Synagoge befand sich früher die Mikwe. Dieses Ritualbad konnte durch die Lage über dem Lauf des Schwabenbachs mit fließendem Wasser für kultische Reinigungen gespeist werden. Heute ist die Mikwe überbaut und nicht mehr öffentlich zugänglich.

Viele ländliche jüdische Gemeinden wurden im Lauf der Zeit kleiner, weil Mitglieder aus- oder abwanderten, so auch in Friedelsheim. 1920 löste sich die Gemeinschaft auf, und die verbliebenen Mitglieder schlossen sich der Dürkheimer Judengemeinde an. Die Friedelsheimer Synagoge wurde vor 100 Jahren an die politische Gemeinde verkauft und in ein Wohnhaus umgebaut. Heute lebt in dem denkmalgeschützten Anwesen das Ehepaar Heidi und Heinz Kröning. Ihnen ist es auch aus Verbundenheit mit der jüdischen Kultur wichtig, den besonderen Charakter des Bauwerks zu bewahren.

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