Bad Dürkheim Der Aufstieg ist kein Selbstläufer

Rot-Weiss-Trainer Roland Beck (Mitte) und seine Neuen: von links Matthias Pfaffmann, Simon Pfaffmann, Christian Jesberger, Domen
Rot-Weiss-Trainer Roland Beck (Mitte) und seine Neuen: von links Matthias Pfaffmann, Simon Pfaffmann, Christian Jesberger, Domenic Loof, Eric Kohl und Ricardo Wronski. Es fehlt Cander Volkan.

«BAD DÜRKHEIM.» Nach vier Jahren in der Fußball-Bezirksliga kehrt SV Rot-Weiss Seebach als Absteiger in die A-Klasse Rhein-Mittelhaardt zurück. Der Kader berechtigt zu der Hoffnung, sofort um den Aufstieg mitzuspielen, aber die Liga gilt traditionell als stark und ausgeglichen. Deshalb ist ein Wiederaufstieg in die Bezirksliga keine Selbstverständlichkeit.

So sehen das offenbar auch die Vereinsverantwortlichen. Wo andernorts von der sportlichen Leitung ambitionierte Ziele ausgegeben und Trainer wie Kicker ein Stück weit unter Druck gesetzt werden, hält man im Meisterwasental den Ball flach. „Der Verein fordert einen Aufstieg nicht zwingend ein“, weiß Trainer Roland Beck. Ein Platz unter den ersten Fünf würde fürs Erste schon mal genügen. Doch der ehrgeizige Coach strebt noch ein bisschen mehr an. „Die alte Saison ist restlos abgehakt und aufgearbeitet. Der Blick geht nach vorne. Und wenn wir so arbeiten, dass es sich abzeichnet, in den Aufstiegskampf eingreifen zu können, dann werden wir das tun“, gibt sich Beck kämpferisch. Das Motto lautet „auf Tuchfühlung“ bleiben. Das heißt, wenn jemand im November oder April die Frage nach den Aufstiegskandidaten stellt, dann soll Seebach diesem Kreis angehören. Doch der erfahrene Übungsleiter kennt die Tücken des Geschäfts. „In der Liga sind sieben Mannschaften, die in den vergangenen drei Jahren aus der Bezirksliga abgestiegen sind“, warnt Beck. Dazu kommen Speyer 09 II, Mechtersheim II, Lingenfeld und Harthausen – Teams, die über viel Qualität verfügen. Ein Feld mit 17 Vereinen und somit eine höhere Belastung erschwert die Aufgabe zusätzlich. Die Rot-Weissen betreten Neuland und müssen sich vermehrt auf Naturrasenplätze einstellen. „Auch das Fehlen der Schiedsrichter-Assistenten muss man verinnerlichen“, fordert der Trainer. Jeder kennt die Szene aus höheren Klassen. Der Abwehrspieler hebt wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung die Hand und schaut nach draußen, ob der Assistent auch die Fahne hebt. Der Blick wird künftig ins Leere gehen. „Noch wichtiger ist, dass wir unseren Stil umstellen. Wir werden mehr Spielanteile bekommen“, erwartet Beck. Bisher hatte Seebach seine besten Partien gemacht, wenn das Team aus abwartender Haltung nach vorne spielen konnte. Zog sich der Gegner zurück und überließ Rot-Weiss die Initiative, lief es meist nicht so gut. Hier ist eine Entwicklung hin zu einer Mannschaft, die ein Spiel bestimmen kann, erforderlich. Deshalb hat der Coach auch die Fünferkette abgeschafft. „Wir müssen viel aktiver werden. Aber das geht nicht von heute auf morgen“, weiß Beck. Gut ist, dass er Spielertypen im Team hat, die ein Spiel ordnen können. Bastian Keßler etwa oder Timo Langenstein. Ein 4-3-3 oder ein 4-5-1 bei Ballbesitz des Gegners hält der 54-jährige Übungsleiter für mögliche Systeme, die zum neuen Team passen könnten. Wie erwartet hat sich der aus Maxdorf gekommene Christian Jesberger als Volltreffer erwiesen. „Er ist eine Bereicherung, auf und neben dem Platz. Eine absolute Verstärkung“, lobt Beck den neuen Angreifer. Der volksnahe Kumpeltyp Jesberger tritt auf, als sei er schon seit Jahren in Seebach. Jesberger hat eine blendende Schusstechnik und ein Gespür für torreife Situationen im Strafraum. Der Stürmer war nicht umsonst 2016 Bezirksliga-Torschützenkönig. Er ist jedoch gleichermaßen Vollstrecker und Vorbereiter. Oder wie es der Trainer ausdrückt: „Eine Granate in allen Bereichen“. Doch es gibt weitere gute Nachrichten im Meisterwasental. Der im März am Kreuzband verletzte Dominik Euler präsentiert sich in erstaunlicher Verfassung. „Ich habe ein gutes Gefühl, dass seine Laufbahn noch nicht zu Ende ist“, hofft Beck. In der Wintervorbereitung könnte der Torjäger wieder eingreifen. Einen Schritt weiter ist da schon Fabian Bauer. Der talentierte Innenverteidiger hat seinen Kreuzbandriss auskuriert und wird langsam an sein altes Leistungsniveau herangeführt. Er bestreitet im Training schon wieder Zweikämpfe und kann alles mitmachen. Von den Brüdern Pfaffmann ist Simon derzeit am Knöchel verletzt, während Matthias sehr engagiert ist, sich aber noch an Tempo und Intensität gewöhnen muss. „Die von den A-Junioren aufgerückten Spieler haben sich sehr gut integriert, sind lernwillig und begeisterungsfähig. Sie erhöhen die Qualität in der Breite“, freut sich der Coach über zusätzliche Alternativen. Die Leistungsdichte sei dadurch enorm hoch, zumal 23 Mann plus Euler den Kader bilden. Die Spielfreude ist sichtbar und die Stimmung nach Angaben des Trainers „fast schon zu gut“. Gut möglich, dass Becks positive Herangehensweise viel mehr ist als Zweckoptimismus. RW Seebach in Kürze —Neuzugänge: Christian Jesberger (ASV Maxdorf), Matthias und Simon Pfaffmann (beide TuS Niederkirchen), Volkan Candar, Eric Kohl, Dominic Loof, Ricardo Wronski (alle eigene A-Junioren). — Abgänge: Pascal Beyer (TuS Niederkirchen), Sven Borgwardt (Trainer RW Seebach II), Patrick Blinn, Ercan Caglayan (RW Seebach II), Simon Fabian (pausiert). — Nachwuchsarbeit: Bambini bis A-Junioren, mitunter mehrfach besetzt. — Werbepartner: Pizza bei Carlo, Bad Dürkheim, HPW GmbH und einige lokale Sponsoren. — Sportanlage: Im Meisterwasental, Telefon 63055 — RHEINPFALZ-Tipp: Die Mannschaft ist weitgehend zusammengeblieben und eingespielt. Jesberger garantiert Tore. Aber die Liga ist unbekannt und die Konkurrenz stark, es gibt englische Wochen. Die Vorgabe des Vereins ist realistisch. Von Platz eins bis fünf ist alles möglich.

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