Freinsheim Busch-Hof-Festival endet mit Julian Steckel und Freunden

Julian Steckel und Paul Rivinius waren auch beim Abschlusskonzert des „Von-Busch-Hof konzertant“-Festivals zwei der maßgeblichen
Julian Steckel und Paul Rivinius waren auch beim Abschlusskonzert des »Von-Busch-Hof konzertant«-Festivals zwei der maßgeblichen Größen.

„Julian Steckel und Freunde“ war das Konzert überschrieben, mit dem das dreitägige „Von-Busch-Hof konzertant“-Festival in Freinsheim am Sonntag auf die Zielgerade einbog. Anders als noch am Tag zuvor gab es an diesem Abend eher Heiteres zu hören, was daran liege, so Rainer Schick scherzhaft in seiner Einführung, dass Bläser dabei seien.

Julian Steckel, der Artist in Residence am Cello, wurde diesmal unterstützt von seinem kongenialen Partner am Klavier, Paul Rivinius, sowie der Geigerin Kira Kohlmann, der Bratscherin Karoline Markert, dem Klarinettisten Julius Kircher und dem Oboisten Rainer Schick. Letzterer konnte den Ruf der Bläser als lebenslustige Leute auch gleich zum Auftakt unter Beweis stellen in Mozarts Oboenquartett in F-Dur, KV 370. Hier sind zwei von drei Sätzen im fröhlichen Allegro, außerdem ist ein Faschingsscherz eingebaut, der seinerzeit den Oboisten etwas aus dem Konzept bringen sollte. Sein Part ist zeitweise im Dreiviertel-Takt, während die anderen Musiker weiter in 6/8 spielen. Wie dieses kleine Experiment Mozarts bei der Premiere ausgegangen ist, entzieht sich heute der Kenntnis. Mozart hat dieses Stück extra für den Oboisten, Friedrich Ramm, dessen Spiel er sehr bewunderte, geschrieben, ein Gelegenheitsstück am Rande der Arbeiten an der Oper „Idomeneo“. Natürlich lässt Mozart den Oboisten in diesem Stück glänzen, singend im Allegro-Kopfsatz, dramatisch, an „Idomeneo“ erinnernd im Adagio, mit einer Oboe, die aus den Streichern geradezu herausstrahlt. Tremoli, schnelle Läufe, Tänzchen, Wirbel im Schlusssatz.

Ein Gespräch von Instrument zu Instrument

Ganz anders danach Beethovens Sonate für Cello und Klavier C-Dur op. 102. Auch dieses Stück wurde angeregt durch das Spiel eines Virtuosen, dem des Cellisten Joseph Linke. Für ihn schrieb Beethoven diese Sonate. Steckel und Rivinius wiederum „performen“, wie man es schon in den beiden Konzerten am Freitag und Samstag erleben konnte, als wenn sie durch unsichtbare Fäden verbunden wären. Tatsächlich spielen sie im zweiten, äußerst kräftig akzentuierten Satz streckenweise unisono, um dann wieder vereint miteinander und gegeneinander Gespräche von Instrument zu Instrument zu führen. Der Klang des Cello ist besonders schön in den melodiösen Legato-Partien, aber auch eindrucksvoll am Ende, als sich die beiden Virtuosen geradezu tobend und krachend verabschieden.

Bei Beethovens Variationen über „Ein Mädchen oder Weibchen“ , F-Dur op. 66, aus Mozarts „Zauberflöte“ geht es ruhiger zu. Hier zelebrieren Steckel und Rivinius zuerst die Ausgangsmelodie, die dann immer wieder weiter verfremdet und variiert wird, sich aber immer wieder zu erkennen gibt. Welche Fülle von Ideen, Ghirlanden und Gegenläufen!

Der lange Atem des Klarinettisten

Das Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier am Schluss des Konzertes ist wiederum eines, das, wie Rainer Schick erklärte, auf Anregung eines Virtuosen komponiert worden ist. Johannes Brahms hatte sich selbst bereits in den Ruhestand versetzt, als er in Meiningen den Klarinettisten Richard Mühlfeld hörte. Er war vom weichen Ton von Mühlfelds Klarinette so angetan, dass er nicht anders konnte, als doch noch mal kompositorisch zu Werke zu schreiten. So konnten die Zuhörer in Freinsheim nun dem Zwiegespräch oder -gesang von Klarinette und Cello folgen, begleitet und verstärkt vom Piano. Der Tonumfang von Cello und Klarinette wird deutlich betont, sehr viele dunkle, fast grummelnde Partien, lange, schnelle Läufe, Jubilieren in höchsten Tönen, Drama, aber auch ganz leise verhallende Töne. Ein sehr langer Atem des Klarinettisten ist da vonnöten. Unendlich scheinende Variationen, verhaltene und sehr bewegte Melodien, heftige und zarte Töne und wieder eindrucksvolle Unisono-Partien wechseln sich ab.

Die Vielfalt an diesem Abend – Oboe, Klarinette, Streicher, besonders aber Cello und Piano – vermittelte ein lange nachklingendes Hörerlebnis. Das war eine der Konstanten des Festivals, und eine weitere die Begeisterung des Publikums, das mit Bravorufen seinen besonderen Dank an die Musiker und an den Verein „Von-Busch-Hof konzertant“ ausdrückte, der durch seine intensive Arbeit diese Konzerte erst möglich machte.

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