Bad Dürkheim Aus der Show geflogen

wildpark1.jpg

Jeder scheitert mal. Irgendwann. Irgendwo. Frau Merkel scheitert beispielsweise öfter mal daran, Herrn Putin klarzumachen, dass es sich bei der Besetzung der Krim um einen ein Völkerrechtsverstoß gehandelt hat. Oder nehmen wir Herrn Lanz, der an Wetten, dass? gescheitert ist. Und zwar richtig. Auch Umweltgipfel scheitern gerne mal, weil irgendwelche Nasenbohrer die wirtschaftlichen Interessen ihres Landes gefährdet sehen. Scheitern – soviel steht fest – kann man im großen Maßstab und im kleinen. Meist scheitern Dinge daran, dass sich verschiedene Interessen nicht unter einen Hut quetschen lassen.

Ein Vogel etwa hat ganz andere Vorlieben als ein Mensch. Welche Folgen dieser Umstand haben kann, war am Samstag etwa in der Greifvogelschau des Wachenheimer Kurpfalz-Parks zu beobachten. Neben den beiden Rodelbahnen gehört die tägliche Veranstaltung zu den großen Attraktionen an der Rotsteig. Seit 1. Mai gibt sich dort Falkner Andreas Bauer Mühe. Mit allzu viel Fortune ist er aber ausgerechnet am Samstag nicht gesegnet gewesen und die fast halbstündige Schau flog dem Greifvogelfachmann am Ende im wahrsten Sinne des Wortes um die Ohren. Das Scheitern deutete sich – und das macht es nicht einfacher – langsam an. Fast muss man für diesen Tag schon von der Chronik eines Scheiterns sprechen, denn am Ende war es nicht nur der Sakerfalke Noah, der aus dem Ruder lief. Ihm machte der Aufwind an diesem Samstag derart viel Spaß, dass er sich davon tragen ließ. „Hab mich gern“, schien sich der Falke zu denken. Sein „Herrchen“ – das war inzwischen durch das eingeschaltete Mikro deutlich hörbar – schnaufte schon wie ein Blasebalg, sparte aber weiterhin nicht mit propellerartigem Armkreisen. Das Federspiel – könnte es fühlen – es litte fürderhin unter einem Schleudertrauma. Und zwar Schleudertrauma de luxe. Der liebe Noah setzte angesichts dieser Lock-Bemühungen seines „Chefs“ zwar zum einen oder anderen Sturzflug an, macht aber schließlich komplett den Lanz und flog grußlos aus der Show. Die Nerven – das sei ihm attestiert – hat der Vogelexperte dennoch nicht verloren. Wenngleich das Publikum weiterhin gespannt Richtung Nordost schaute. „Ein wenig Schwund ist immer“, mag sich der Falkner gedacht haben und brachte zur Zeitüberbrückung zwei weitere Vögel in die Schau. Leider war der arme Mann nun derart außer Atem, dass man nicht genau verstehen konnte, um welche Art von Greifvögeln es sich handelte. Erst später stellte sich heraus, es waren Wüstenbussarde (Harris Hawks). Ihre Namen waren gut verständlich: Mogli und Balu sollten zwischen einer Reihe von rund 60 Kinderbeinen hindurchlaufen. Die essbare Belohnung erwartete sie am Ende des Tunnels. „Kein Bock“, so waren die Blicke der Vögel jedoch zu deuten. Zehn Minuten lang schikanierten sie ihren Falkner, dann lief Mogli wenigstens durch die ersten vier Kinderbeine. Ein harter Tag für Bauer. Von Noah keine Spur mehr. Der Adler – mit das beeindruckendste Tier aus der Familie der Greifvögel – sollte schließlich Wiedergutmachung betreiben und das Publikum für die eher lustlosen Auftritte seiner Kameraden entschädigen. Nachhaltig gelungen ist jedoch auch dieser Versuch nicht. Wenig motiviert, pflückte das Tier seinem Falkner ein Stück Fleisch aus dem Handschuh. Anschließend setzte sich der Adler – nennen wir ihn Uli – auf einen abgesägten Holzstamm, ließ in aller Ruhe ein großes Geschäft fallen und richtete sich nun auf einen gemütlichen Nachmittag ein. Mit schweißnasser Stirn beendete der Falkner die Schau. So ganz gescheitert ist er schließlich aber nicht. Noah wurde am Montag von einem Wanderer in der Nähe von Wachenheim im Wald entdeckt und geborgen.

x