Bad Dürkheim Alles begann mit einem Loch im Eimer

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Offiziell hatten die Verantwortlichen des Vereins „Musik und Kultur Weisenheim“ zur Premiere ihrer 2016er „MuK“-After-Work-Partys mit dem Keyboarder der Grönemeyer-Band, Alfred Kritzer, und dem Sänger, Gitarristen, Komponisten, Produzenten und Labelbetreiber Nosie Katzmann, lediglich zwei Stargäste persönlich eingeladen. Aber im Laufe des Abends fanden sich noch mehrere Musiker ein.

Katzmann überraschte sowohl die „MuK“-Hausband Friday Night Igels, als auch das Publikum in der mit über einhundert Besuchern ausverkauften Musikkneipe „Adler“, indem er seinen Freund und Kollegen Thomas „Edsel“ Merz mitbrachte, der im Laufe des Abends mehrfach mit gekonnten Harp-Einlagen, die er aufgrund des Platzmangels an der Theke spielte, auf sich aufmerksam machte. „Edsel“, den meisten Zuschauern als Frontmann der Frankenthaler „Anonymen Giddarischde“ bekannt, blieb aber nicht der einzige Überraschungsgast. Auch der Dürkheimer Sänger und Ausnahmegitarrist Stefan Kahne und der Bobenheim-Roxheimer Sänger Christian Stockert hatten sich spontan entschlossen, im „Adler“ vorbeizuschauen und einen kurzen Programmbeitrag zu liefern. Die Igels – Peter Stahl (Gitarre, Gesang), Wolfy Ziegler (Bass) und Armin Rühl (Schlagzeug) – eröffneten die Show mit einem flotten Texasboogie, „La Grange“ von ZZ Top. Im direkten Anschluss trat Alfred Kritzer erstmals in Aktion. Obwohl ihm auf der Bühne kaum Platz blieb, die Harmonika zu ziehen, schnallte er sich das Instrument um und lieferte eine tolle Version des Neville-Brothers-Hits „Yellow Moon“ ab. Das „MuK“-Ehrenmitglied, das seit 1982 mit Herbert Grönemeyer Erfolgsgeschichten schreibt, sorgte später noch, dann aber wieder an Piano und Orgel für stürmischen Beifall und begeisterte Pfiffe. Nosie Katzmann nahm sein Gastspiel zum Anlass, seine persönliche Hitparade vorzustellen und ein wenig Einblick in seine Laufbahn zu gestatten. Wer hätte geahnt, dass sein Interesse für Musik ausgerechnet vom Medium Terzett und dessen Evergreen „Ein Loch ist im Eimer“ geweckt worden war? Katzmann startete sein Programm mit „I’m Waiting for the Man“ von Velvet Underground. Deren Sänger und Gitarrist Lou Reed veröffentlichte Jahre später einen Solohit, den „Nosie“ ebenfalls spielte, und der von allen lautstark mitgesungen wurde: „Walk On The Wild Side“. Zu Katzmanns absoluter Nummer Eins, „Folsom Prison Blues“ von Johnny Cash, übernahm Stefan Kahne die Leadgitarre von Peter Stahl und „Edsel“ Merz jammte auf der Harp bei einer Schorle an der Theke mitten unter den Fans. Peter Stahl, von Katzmann nach seinen Lieblingsliedern (außer denen von AC/DC und ZZ Top) gefragt, gab seine Antwort mit einer solo, nur zur eigenen Gitarrenbegleitung vorgetragenen Version von Tom Waits „Tom Traubert’s Blues“. Armin Rühl ließ mit „Do You Lie To Me?“ ein Stück aus seiner Solo-CD „Hausmarke“ folgen. Für einen weiteren Höhepunkt sorgte Cristian Stockert. Seine mitreißende Interpretation von James Browns „Sex Machine“ brachte einige im „Adler“ sogar in Versuchung, das Tanzbein zu schwingen. Es blieb aufgrund der Enge aber beim Versuch. „Nosie“ Katzmann ließ im Verlaufe des Konzerts seinen Riesenhits „Mr. Vain“ und „Right In The Night“, allerdings in ungewohnten Folkrockversionen folgen, Alfred Kritzer gab zur Freude seiner zahlreichen Anhänger zum Oasis-Klassiker „Round Are Way“ den harten Rocker, bevor eine von allen Musikern mit angezogener Handbremse eigenwillige Version des AC/DC-Krachers „It’s A Long Way To The Top (If You want To Rock ’n’ Roll)“ eine der bisher gelungensten „Adler“-Partys zu Ende gehen ließ. (hk)

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