Bad Dürkheim Abwechslungsreiche Bluesklänge

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Am Ende standen ihm die Freudentränen im Gesicht: Carsten Thüne, Gastronom des Dürkheimer Fasses, holte sich am Samstag seine Lieblingsband zum Konzert ins Restaurant am Wurstmarktplatz. Mal leise, mal laut verwandelten Sänger Timo Gross und seine Band den gut besuchten oberen Saal des Traditionslokals in eine wohltönende Konzertarena. Das Publikum nahm die Bluesklänge begeistert auf, schnippte und klatschte sofort mit.

Gitarrist, Sänger, Komponist und Produzent Gross überzeugte schon mit seinem ersten Song „Sugar Honey“. Meisterhaft setzte er, unterstützt von Bassist Patrik Pilarski, seine Western-Steel-E-Gitarre ein. Die gab mal seufzende Klänge einer Balalaika von sich, mal klang sie so kräftig wie eine Autohupe. Als Schlagzeuger Dominik Rivinius seine Sticks wie gewohnt über dem Kopf zusammenschlagen wollte, blieb er zunächst verdutzt an einem niedrig hängenden Lampenschirm hängen. „Beim Bau des Fasses im Jahr 1934 hatte bestimmt niemand daran gedacht, dass hier mal Konzerte stattfinden“, stellte Gross fest. Für Blueskonzerte ist das mit einem Fassungsvermögen von 1,7 Millionen Litern weltgrößte Weinfass dennoch geradezu ideal. „Der Raumklang ist außergewöhnlich gut und warm. Das liegt an den Rundungen und hölzernen Wänden. Das macht es auch für uns als Musiker so interessant“, meinte Gross. Wie zum Beweis stimmte er „It’s all about Love“ an, einen eher ruhigen Song. Ein Großteil der Konzertbesucher hatte sich bereits vor Konzertbeginn an gegrillten Putenstreifen oder Wingertpfännchen von der Speisekarte gestärkt, andere ließen es sich erst jetzt schmecken. „Die Küche ist bis 22.30 Uhr geöffnet“, erklärte Thüne. Immer wieder musste er in seinem Lokal nach dem Rechten schauen, doch mit dem Herzen war er an diesem Abend ganz bei seinem Konzert. Bei Timo Gross spürte man förmlich, dass das Besungene ein Stück seiner selbst ist. „Die Ideen sind plötzlich da und wollen in Tönen ausgedrückt werden“, sagte er. Am Gymnasium in Bad Bergzabern hatte Gross während und nach seiner Schulzeit das Gitarrenspiel als Autodidakt erlernt. Im Jahr 1988 begann der Südpfälzer dann sein Gitarrenstudium an der Amsterdamer Hochschule der Künste. Im Jahr 2005 veröffentlichte er sein erstes Album. 2012 bekam der 51-jährige Bluesmusiker den Preis der deutschen Schallplattenkritik für sein Album „Fallen from Grace“. Mittlerweile ist er auf Bühnen in ganz Europa unterwegs. „Ich habe ihn in Gehrings Kommode in Mannheim-Neckarau zum ersten Mal gehört, und die Musik hat mich seitdem nicht mehr losgelassen“, sagte Thüne, der alle CDs des Künstlers besitzt. „Vor allem beim Autofahren auf längeren Strecken sind die Stücke super, weil sie musikalisch so abwechslungsreich sind“, sagte er. Zu „Bye, Bye, Baby“ klatschte das Publikum mit. Viele standen auf, denn die Musik ging einfach ins Blut. Gross war von der Stimmung so begeistert, dass er noch direkt auf der Bühne mit Thüne den nächsten Konzerttermin festmachte. „17. Dezember 2016, der Samstag vor Weihnachten“, schlug er dem Gastronomen vor, der dieses Datum per Handzeichen absegnete: „Das geht klar. Der Raum wird reserviert.“ „Zu Hause zu spielen ist für uns etwas Besonderes, weil uns viele seit Jahren ganz genau kennen“, sagte Gross. Als die Zuschauer am Ende eine weitere Zugabe forderten, setzte sich Gross spontan mit der Western-Steel-Gitarre auf einen Restauranttisch und spielte inmitten der Anwesenden die Bluesballade „Step by Step“.

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