Bad Dürkheim Mehr als Alpenmusik

Die tiefer gestimmte Altzither von Rainer Schmidt eigenet sich hervorragend für die Wiedergabe barocker Kompositionen.
Die tiefer gestimmte Altzither von Rainer Schmidt eigenet sich hervorragend für die Wiedergabe barocker Kompositionen.

Wie abwechslungsreich und mit welch anspruchsvollen Kompositionen sich Zithermusik gestalten lässt, zeigte am Donnerstagabend in der Seebacher Klosterkirche der Heidelberger Rainer Schmidt mit der Altzither. Eine Stunde begeisterte er seine dicht gedrängt sitzenden Zuhörer mit Werken des Barock, die ursprünglich auf der Laute gespielt wurden.

Im allgemeinen wird die Zither eher mit volkstümlicher alpenländischer Stubenmusik und Wiener Lokalkolorit, wie in Carol Reeds Thriller „Der dritte Mann“ verbunden. Tatsächlich ist Literatur für die Zither dünn gesät. Die tiefer gestimmt Altzither allerdings eignet sich hervorragen für die Wiedergabe vor allem der barocken Kompositionen für Laute. Als Einstieg hat Schmidt das Präludium D-Dur von Johann Georg Weichenberger gewählt, eines der bedeutendsten österreichisch-böhmischen Lautenisten. Seine Herkunft kann das Werk nicht verleugnen, die ersten Akkorde erinnern tatsächlich noch an alpenländische Stubenmusik, doch das Werk ist auch von französischen Einflüssen geprägt. Mit seiner fein ausgearbeiteten Melodik und dunklen Untertönen schafft es eine andächtige, meditative Atmosphäre. An den Hof Ludwig XIV. versetzt Rainer Schmidt die Besucher mit der Suite a-Moll des französischen Lautenisten Robert de Visée. Diesem folgen muntere Tänze und freche Assoziationen, wenn beispielsweise ganz kurz auch das bretonische „Son ar chistr“ aufblitzt, das Lied vom Cidre, zu deutsch „Was wollen wir trinken?“. Die ganze Klangfülle seines Instruments kann Rainer Schmidt auch bei Johann Sebastian Bachs Partita d-Moll BWV 997, deren südländisch anmutende „Fantasia“ die Zuhörer in eine Welt der Schwerelosigkeit entführt. Bernhard Joachim Hagen (der auch in Bayreuth und Ansbach wirkte) geht mit seiner Sonate C-Dur bereits in Richtung Frühklassik und Romantik. Das ruhige, klar strukturierte Andante seiner Sonate C-Dur gleicht einem Schreittanz, das Allegretto weckt Bilder von friedlichen Landschaften unter weißblauem Himmel, das Allegro mit seinen ungewöhnlichen Taktierungen erinnert an einen Tanz, der ins Stocken gerät, um dann wieder Fahrt aufzunehmen. Musikalischer und emotionaler Höhepunkt ist die Sonate d-Moll von Silvius Leopold Weiss. Er war am sächsischen Hof in Dresden tätig. Schmidt vermittelt mit seiner einfühlsamen Spielweise einen beeindruckenden Einblick in das Schaffen dieses Komponisten und seinerzeit weltbesten Lautenisten. Das schnelle Prelude erinnert an andalusische Gitarrenmusik, nachdenklich stimmt die Allemande. Sie wird abgelöst von einer Courante voller Lebensfreude, gefolgt von einer lebhaften Bourrée und einem zierlichen Menuett. Schwer im Klang und melancholisch gestaltet sich die Sarabande. Sie schiebt sich wie in einem Rahmen vor das zweite Menuett, das leicht und schwerelos gestaltet ist. Mit der Gigue schließlich schließt sich der bunte Reigen. Sie nimmt noch einmal Elemente der vorhergehenden Tänze und des Anfangs auf. Für den Beifall bedankt sich der Rainer Schmidt mit einer mehreren Zugaben, darunter die musikalische sehr gelungene Beschreibung einer Nachtigall und, auf Wunsch aus dem Publikum, einer Version von „Der Mond ist aufgegangen“, in die er geschickt weitere volkstümliche Melodien einfließen lässt. Das Konzert ist Teil der Seebacher Abendmusiken auf Einladung des protestantischen Kirchenbezirks Bad Dürkheim/Grünstadt.

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