Bad Dürkheim Diskussion um Gondelbahn: Bad Dürkheimer sind gespalten

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Wie könnten die Gondeln aussehen, die künftig den Teufelsstein hinauf schweben sollen? Das ist eine der Fragen, die sich Gondelbahn-Fans stellen. Als Partner im Konzept der Investorengruppe um Mathias Hensel spielt die Doppelmayr/Garaventa-Gruppe mit Hauptsitz in Wolfurt (Vorarlberg, Österreich) keine unwesentliche Rolle. Das Unternehmen ist Weltmarktführer im Seilbahnbau. Auf Wunsch der RHEINPFALZ haben uns die Österreicher gestern ein paar Bilder einiger Projekte zur Verfügung gestellt, darunter die Gondelbahn in Koblenz (links oben) ...

Viele sorgen sich wegen der zusätzlichen Besucher um die Stadt und den Wald

RHEINPFALZ-Umfrage:

Das Verhältnis der Dürkheimer zur Gondelbahn ist nicht so eindeutig, wie man möglicherweise denken würde. Nun, da diese Woche Bewegung in den Wiederbelebungsprozess gekommen ist, gibt es neben sehr positiven auch ultimativ kritische Stimmen. Das zeigte gestern eine nicht repräsentative Umfrage unter Lesern.

"Mit Bahn mehr Betrieb im Fass"

Elly Thomas

erinnert sich gerne an die alten Zeiten, als die Gondelbahn noch zum Teufelsstein schwebte. Sie und ihr Mann Richard waren 25 Jahre die Wirte im Dürkheimer Riesenfass. Als der Betrieb der Bahn 1981 eingestellt wurde, habe sich das auch negativ aufs Geschäft ausgewirkt. „Es war eine schöne Zeit“, sagt die Dürkheimerin für sich und ihren Mann: „Wir wünschen und hoffen, dass es wieder so gut wird.“

"Wald und Tiere in Ruhe lassen"

Ursula Ernst

aus Ungstein findet, dass die Dürkheimer Bürger zu diesem Thema befragt werden müssten. Die 75-Jährige spricht sich klar gegen den Bau der Gondelbahn aus. Sie fürchtet noch mehr Verkehr als ohnehin schon. In Dürkheim gebe es Wichtigeres zu tun. In den Wald könnten auch zwei Elektrobusse fahren. Außerdem: „Lasst doch den Wald und die Tiere in Ruhe.“

"Nicht noch mehr Events"

Angelika Dege

aus Bad Dürkheim sieht vor allem die Tier- und Pflanzenwelt in Gefahr, wenn eine Gondelbahn entstehen sollte. Sie findet, dass es in der Kurstadt nicht noch mehr „Events“ geben muss. Die Umwelt sei durch Veranstaltungen wie die Weinbergnächte schon genug belastet. Aber auch die Menschen in der Stadt hätten ein Ruhebedürfnis.

"Attraktion würde Stadt guttun"

Birgit und Hermann Schächterle

begrüßen die Wiederbelebung der Gondelbahn sehr. „Bad Dürkheim würde diese weitere Attraktion ganz sicher guttun“, schreibt das Paar, das seit 1997 hier wohnt. „Wenn die LKW-Durchfahrt massiv eingeschränkt wird, wäre das Städtchen perfekt“, finden die beiden.

"Wurstmarktsplatz voller Busse"

Kein Fan einer neuen Gondelbahn ist Patricia Unckrich aus Leistadt. „Diese weitere Touristenattraktion bedeutet natürlich nicht nur einen Wurstmarktsplatz voller Busse, auch die Stadt und der Kurpark werden eventuell über Gebühr frequentiert.“ Nicht alles was früher gut gewesen sei, müsse auch gut für die heutige Zeit sein. „Zudem endet diese Gondelbahn ja schließlich nicht mit einer Bergstation, sondern auch dort möchten die Besucher nicht nur unseren ruhigen und romantischen Wald vorfinden!“

"Lärm und Abgase"

Karin Eckmann-Gräfen

hat ausgerechnet, dass bei 150.000 Besuchern im Jahr, 2885 in der Woche kommen würden. Dabei seien an den Wochenenden und in der Hochsaison die Kapazitäten schon jetzt erschöpft. „Und was haben wir Bürger der Stadt davon? Verkehrslärm, Abgase und eine bisher schöne Waldecke, die dann überfüllt und platt gemacht wird.“ Der einzige Nutznießer sei der Gondelbahn-Betreiber.

"Stadtentwicklung!"

Karlheinz Brust

freut sich über die geplante Wiederaufnahme des Gondelbetriebs. „Ich habe als Schüler nachmittags einen Teil meines Wurstmarktgeldes als ,Gondelassistent’ verdient. Jetzt bietet sich mir vielleicht als erfahrene Gondelbahn-Fachkraft die Chance, als baldiger Rentner ein Zubrot zu verdienen“, schreibt der 62-Jährige nicht ganz ernst gemeint. Die Wiederinbetriebnahme der Gondelbahn könne all denen Mut machen, die Stadtentwicklung nicht als Effekthascherei verstünden, sondern sie in mühevoller Kleinarbeit betreiben.

"Ruine beseitigen und Tourist-Information bauen"

„Ich persönlich brauche keine neue Gondelbahn“, schreibt Angela Strobel aus Bad Dürkheim. „Die Parkplätze auf dem Wumaplatz reichen schon jetzt an stark besuchten Wochenenden nicht aus. Es werden Zirkusgastspiele untersagt, weil der Platz nicht reicht, aber wir bauen eine Gondelbahn!?“ Sie hätte sich gewünscht, dass die Ruine beseitigt und dort die Tourist-Information entstanden wären.

"Gesünder zu Fuß in den Wald"

Der Tourismus sei für Bad Dürkheim wichtig, und eines der Standbeine hierfür der Wald, findet die Familie von Bremen aus Bad Dürkheim. Fragt aber auch, ob es keine „anderen, zukunftsweisenden und wahrlich nachhaltigen Konzepte“ gebe. „Gesünder wäre es allemal, wenn man vom Wurstmarktplatz oder vom Dürkheimer Bahnhof zu Fuß in den Pfälzerwald wandern würde.“

"Lockt ganz sicher noch mehr Besucher an"

Helga Lenhart

freut sich, dass sich nun etwas tut. „Dieser Schandfleck vor Fass, Salinen und Wurstmarkt soll endlich verschwinden.“ Eine Gondelbahn sei das „absolute Highlight“ für die Kurstadt. „Ganz sicher lockt das noch mehr Besucher an, gut für Bad Dürkheim, die hiesige Gastronomie und das Prestige der Kurstadt.“

"Wie wollen die Gewinn machen?"

„Ich frage mich, wann und wie die Investoren Gewinne schreiben wollen“, sagt die Dürkheimerin Esther Bender. Sie habe die Zahlen der Investoren mal durchgerechnet. Es werde mit bis zu 170.000 Besuchern im Jahr gerechnet, die einen Fahrpreis von 7,50 Euro zahlen. Macht 1,275 Millionen Euro jährlich, ohne Kosten aus Personal oder Betrieb, Tilgung, Steuern. Mindestens zehn Millionen Euro solle die Gondelbahn kosten, brutto seien die nach 7,8 Jahren wieder drin. „Die machen das ja, um Gewinn zu machen.“ Nur wie ist Bender schleierhaft.

"Mosaikstein der tollen Entwicklung"

Glücklich über das Projekt ist der Dürkheimer Geschäftsmann Georg Amling. „Es ist großartig, dass wir wieder eine Gondelbahn bekommen“, sagt er. „Ein großes Kompliment an Bürgermeister Glogger und an das Team um Marcus Brill.“ Die Gondelbahn sei ein weiterer Mosaikstein in der tollen Entwicklung Dürkheims – vor allem da die Stadt ja mit anderen im Wettbewerb stehe.

"Impuls zur Verjüngung der Stadt"

Als „sehr positiv und prinzipiell gut“ bewertet der Dürkheimer Christian Hofmann die ersten Planungen für Tourismus und Wirtschaft in der Kurstadt. Von dem Projekt könne ein Impuls ausgehen, der zur Verjüngung der Stadt führe. Die Pläne mit „Fun Forest“ passen aus seiner Sicht. Durch die mittige Lage zwischen den anderen Projekten in Kandel, Offenbach und Homburg lasse sich das Konzept gut vermarkten.

"Wald um den Teufelsstein wird kaputt gemacht"

Gunter Schrimpf

aus Bad Dürkheim ist gegen das Gondelbahnprojekt, weil der Wald um den Teufelsstein kaputt gemacht werde und weil kein Konzept existiere, „was mit den Menschen passieren soll, die da oben rumlaufen“. Da seien zwar wunderbare Pläne vorgesehen, aber wo sind die Toilettenanlagen für 12.500 Menschen pro Monat. „Das bring Dürkheim gar nix“, findet er.

"Problem mit den Abgasen"

Ernst Deobald

(68) wohnt in der Silz in Bad Dürkheim und sieht ein Problem in der „Abgasbelastung, die auf die Stadt zukommt“. Bürgermeister Glogger habe sich schon kritisch über das Luftgutachten geäußert, das Ende des Jahres erwartet werde. In der Silz habe man schon genug Schadstoffbelastung durch die ankommenden und abfahrenden Wohnmobile. Mit der Gondelbahn käme neuer Verkehr hinzu.

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... Algier ...
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... und La Paz (auch im nächsten Bild). Das Aussehen der Gondeln ...
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... in Dürkheim, so es welche geben wird, ist auch von rechtlichen Rahmenbedingungen abhängig.
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