Bad Dürkheim Die spannende Geschichte von Stolzenfels

Nächtliche Wache auf Burg Stolzenfels, gezeigt von Figurenspieler Thomas Zotz.
Nächtliche Wache auf Burg Stolzenfels, gezeigt von Figurenspieler Thomas Zotz.

Volle Reihen im Dürkheimer Haus: 150 Kinder ließen sich gestern Morgen ins tiefe Mittelalter zurückversetzen. Das Theater PassParTu spielte sein informatives Stück „Die Burg“ im Rahmen des Festivals „Theater international für Kinder und Jugendliche“. Erstmals richtet Bad Dürkheim in diesem Jahr die Theaterreihe allein aus, nachdem die Kooperation mit Ludwigshafen und Haßloch auslief.

So spannend kann Geschichte sein: Sobald der freundliche Mann auf der Bühne sein Buch mit alten Berichten und Aufzeichnungen öffnet, ertönt ein Gewirr von Rufen und Waffengeklirr. Und schon ist das junge Publikum mitten drin – in einer Zeit, die bei aller Faszination gefährlich war und in der viele Menschen feindlichen Angriffen und Überfällen schutzlos ausgeliefert blieben. Natürlich erscheinen uns heute solche Blätter der Geschichte spannend und interessant. Die Begeisterung, die gerade den alten Rittern zukommt, weiß das Theater PassParTu bühnenwirksam umzusetzen. Trotzdem unterliegt es nicht der Versuchung, jene Epoche zu verherrlichen. Stattdessen vermittelt die Inszenierung eine Geschichtslektion der besonderen Art: anschaulich, fesselnd und zugleich wohltuend sachbezogen. Es geht zurück ins Jahr 1235, als der Lehnsherr Gerowin beschließt, sein Land und die Bewohner mit dem Bau einer Burg zu schützen. In einer interessanten Mischung aus Schauspiel und Figurenspiel schlüpft Darsteller Thomas Zotz in die Rolle des Gerowin, während er gleichzeitig seine Figuren führt. Dass dies trotz der Größenunterschiede ungezwungen und natürlich wirkt, ist auch der erfrischenden und engagierten Art der Darbietung zu verdanken. Thomas Zotz gibt seinen kleineren Spielpartnern einen jeweils eigenen Charakter: Da ist der Baumeister Nagelstahl, ein ebenso bodenständiger, tüchtiger, aber auch hartherziger Bursche. Da sind die klugen Damen, nämlich Gerowins Gattin Sieglinde und die ebenso gescheite Tochter Katharina. Und da ist der listige Kaplan Blasius, über den die jungen Zuschauer besonders viel lachen müssen. Nicht zu vergessen sind die Leibeigenen, durch deren Müh’ und Arbeit man viel über das Elend jener Zeiten erfährt. Die ausdrucksvollen Figuren werden zumeist als Handpuppen und Stockfiguren geführt. Nur der stämmige Baumeister, dessen Rumpf wie ein gefüllter Beutel aussieht, tritt als sogenannte Sackfigur auf. Spielerisch und fast nebenbei lernt das Publikum, was alles zur Errichtung einer Burg gehörte – sei es nun der ausgeklügelte Aufbau mit Mauerringen und Bergfried, seien es die vielen Handwerker, Baustoffe oder Förmlichkeiten wie die notwendige Genehmigung durch den König. Allemal interessant für die Kinder sind die Einblicke in eine mittelalterliche Baustelle, wo Kräne noch mit Muskelkraft statt wie heute durch Motoren betrieben wurden. Gebannte Stille im Saal, als die Burg auf der Bühne Gestalt annimmt – gerade noch rechtzeitig vor dem nächsten Angriff. Spätestens hier sei auch die Musik zum Stück erwähnt, die so manche stimmungsvolle Szene unterstreicht. Lieder wie „Elende Zeiten“ oder „Stunde um Stunde“ wirken durch ihre moderne Aufmachung locker, lebhaft und gehaltvoll zugleich. Natürlich sind alle erleichtert, als Burg Stolzenfels erfolgreich verteidigt wird. Nachdem Figurenspieler Thomas Zotz als Chronist von ihrem weiteren Schicksal erzählt hat, kann er sich kaum retten vor Zuschauerfragen nach dem Entstehen seines Stücks und nach geschichtlichen Inhalten. Es dauerte also noch eine ganze Zeit, bis die Kinder an diesem Vormittag wieder in ihre Schulen zurückkehrten. Viele von ihnen waren sogar mit Bus und Bahn gekommen. Das Theaterfestival lockt Kinder von Schulen und Kindergärten aus Maxdorf, Freinsheim, Wachenheim, Kallstadt, Friedelsheim, Ellerstadt und sogar aus Ludwigshafen, Grünstadt und Hettenleidelheim an. Die Zahlen geben Kerstin Carone und Nicole Boos-Bohle, beide Mitarbeiterinnen des Dürkheimer Kulturbüros, allen Grund zur Freude: Für die 14 Vormittagsveranstaltungen haben sich 2155 Besucher angemeldet.

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