Kreis Bad Duerkheim Bad Dürkheim: Mit 103 Jahren zur Wahl

Gummibärchen, wenn es mal Wartezeiten gibt: Die Wahlhelferinnen Ina Gruner und Maria Schukow-Hess sind vorbereitet.
Gummibärchen, wenn es mal Wartezeiten gibt: Die Wahlhelferinnen Ina Gruner und Maria Schukow-Hess sind vorbereitet.

In einem der drei Wahllokale in der Valentin-Ostertag-Schule waren am Sonntag vermutlich die älteste Wählerin und der jüngste Wähler. Mit selbstgekauften Gummibärchen versüßen Wahlhelfer Kindern und Wartenden die Zeit, sich selbst halten sie mit selbst gebackenem Kuchen bei Laune.

Emil und Hugo dürfen nicht wählen, obwohl sie echte Europäer sind. Einer der beiden englischen Setter kommt aus Spanien, der andere ist ein Italiener, beide wohnen im Dürkheimer Ortsteil Seebach. Aber da Hunde nun mal kein Wahlrecht haben, warten Emil und Hugo geduldig mit ihrer Besitzerin vor dem Wahllokal 203 in der Valentin-Ostertag-Schule, bis ihr Besitzer seine Kreuzchen auf den Wahlzetteln gemacht hat. Danach ist dann die Besitzerin von Emil und Hugo an der Reihe ihre „Bürgerpflicht“ zu erfüllen, wie sie sagt. Wenn das erledigt ist, steht ein Spaziergang mit Emil und Hugo auf dem Programm. Im Wahllokal ist gerade eine kleine Warteschlange. Doch Wahlvorstand Georg Wadle hat vorgesorgt. Als „Staubonus“ bietet er kleine Tüten mit Gummibärchen an. „Ich war bisher immer in dem Wahllokal im Einsatz, in dem Dieter Dörner Wahlvorstand ist, von dem habe ich mir das abgeschaut“, verrät Wadle. Eigentlich sind die Gummibärchen für Kinder, die warten müssen, bis die Erwachsenen ihre Wahlzettel ausgefüllt haben. „Kinder freuen sich und Rentner greifen ungefragt zu“, erzählt Wadle. Die Gummibärchen zahle er, „der Haushalt der Stadt wird nicht belastet“. „Wir haben uns vorher informiert, sonst braucht man ja bis morgen früh, bis man die vielen Stimmzettel ausgefüllt hat“, sagen Falk und Gabriele Henkel, die warten, bis eine Wahlkabine frei ist. Falk Henkel will das nächste Mal zuhause „bei einigen Viertel Wein“ Briefwahl machen. Nicht wegen der Wartezeit, sondern weil das Ausfüllen der sechs Wahlzettel doch recht schwierig sei. Sie habe mit einer viel längeren Wartezeit gerechnet, sagt Gabriele Falk. Auch zwei der Wahlhelferinnen sind erstaunt, „dass es doch schneller geht, als wir gedacht haben“. Im Durchschnitt seien die Wähler etwa zehn Minuten in der Kabine, so ihre Beobachtung. „Sie müssen in die Sporthalle“, erklärt Wahlhelferin Stephanie Lappe einem Wähler. In der Valentin-Ostertag-Schule sind drei Wahllokale und nicht jeder weiß gleich, wo er hin muss. Durch eine Umkleidekabine geht es in die Wahllokale 111 und 112 in der Sporthalle. Helga Dehn hat den Weg gefunden, weiß aber nicht, wie sie wählen soll. Ratlos steht sie vor Stimmzetteln, die als Muster am Eingang aufgehängt wurden. „Den Stadtrat wähle ich nicht, auf die bin ich stinksauer, weil die unsere Einbahnstraße aufgemacht haben“, sagt Dehn. Enttäuscht ist sie, dass Landrat Ihlenfeld nicht auf der Liste für den Kreistag steht, den kenne sie. Im Wahllokal 111 freut sich Wahlhelferin Simone Brill über gleich zwei Rekorde. „Wir haben hier wahrscheinlich die älteste Wählerin und den jüngsten Wähler“, sagt Brill. 103 Jahre ist eine Dürkheimerin, die hier gewählt hat. „Im Juli wird sie 104“, berichtet Brill. Der jüngste Wähler ist am Samstag 18 Jahre alt geworden. In den Wahllokalen 111 und 112 dürfen nur vier Stimmzettel ausgefüllt werden, denn im Gegensatz zum Wahllokal 203, das für die Seebacher ist, werden hier kein Ortsvorsteher und kein Ortsbeirat gewählt. „Wir haben aber den schönsten und am besten angezogenen Schriftführer“, sagen die Wahlhelfer Stefanie Collot und Hans Ester. Der Schriftführer ist Dieter Dörner, der mit den Gummibärchen. Und natürlich hat er eine Dose mit Gummibärchentütchen vor sich stehen. „Für die Kinder“, sagt Dörner. Doch auch die Wahlhelfer in den beiden Wahllokalen müssen nicht darben. Mehrere Kuchen stehen auf einem Tisch. „Das ist bei uns im Wahllokal so üblich, dass man selbst gebackenen Kuchen mitbringt“, erzählt Marcus Brill. „Wir haben hier Spaß und wir freuen uns, dass viele zum Wählen kommen“, sagt der Leiter des Sachgebiets Wirtschaft und Tourismus der Stadtverwaltung. Es sei „durchgehend Betrieb“, berichten die Wahlhelfer Philip Schreiner und Simone Brunner De Soua. Dörner, der „bestimmt schon seit 25 Jahren Wahlhelfer ist“, schätzt, dass die Wahlbeteiligung „ähnlich ist wie bei der letzten Kommunalwahl“. „Es war schon ein bissel kompliziert“, gesteht Karin Beil, die gerade ihre Stimmen abgegeben hat. Sie habe sich aber „vorher schon ein bisschen einen Überblick verschaffen können, weil meine Schwiegermutter Briefwahl gemacht hat“.

Emil und Hugo, zwei englische Setter, warten vor dem Wahllokal in der Valentin-Ostertag-Schule auf Herrchen und Frauchen.
Emil und Hugo, zwei englische Setter, warten vor dem Wahllokal in der Valentin-Ostertag-Schule auf Herrchen und Frauchen.
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