Bad Dürkheim Außergewöhnliches Stimmenspiel

Musikalische Familie (von links): die Sopranistinnen Laetitia und Christa Feige mit Bass Ulrich Feige.
Musikalische Familie (von links): die Sopranistinnen Laetitia und Christa Feige mit Bass Ulrich Feige.

Großes Interesse, Neugierde und viel Beifall haben die zahlreichen Besucher der Abschlussveranstaltung der Seebacher Abendmusiken am Donnerstagabend in der Klosterkirche mitgebracht. Auf dem Programm standen geistliche Werke des Barock.

Präsentiert werden diese von den Sopranistinnen Christa und Laetitia Feige, dem Bass Ulrich Feige sowie dem Organisten und Bezirkskantor im Dekanat Bad Dürkheim-Grünstadt Johannes Fiedler. Eine zentrale Stellung nimmt in dieser besinnlichen, aber auch heiteren Stunde der dänisch-deutsche Komponist Dieterich Buxtehude ein. Drei seiner Werke haben die Sänger ausgewählt. Buxtehude war aber auch der Lehrer der Komponisten, dessen Werke Johannes Fiedler an der Orgel intoniert: Nicolaus Bruhns und Vincent Lübeck. Ob auch Johann Sebastian Bach zu seinen Schülern zählte, ist fraglich; sicher ist, dass er 1705 über 400 Kilometer von Thüringen nach Lübeck wanderte, um sein großes Vorbild Buxtehude hören zu können. Fiedler hat für den Auftakt Bruhns’ „Präludium e-moll“ gewählt, ein Werk, das sich aus vielen kleinen Stücken zusammensetzt, erläutert er. Da schraubt sich eingangs die Melodie verspielt in die Höhe, schnelle Tonfolgen unterbrechen langgezogene Klänge. Ein anderer Teil erinnert an Fingerübungen: Es erklingen Akkorde, die beim ersten Hören nicht zusammenpassen wollen, gerade so, als habe Bruhns alle Möglichkeiten der Orgel ausschöpfen wollen. In ähnlichem Stil ist Vincent Lübecks „Praeambulum E-Dur“ gehalten. Auch das Bachsche Orgelwerk „Vater unser im Himmelreich“, BWV 682, könnte mit seinem ungewöhnlichen lombardischen Rhythmus ein weltliches Stück sein. Es erinnert an Kinderspiele und Drehorgelmusik und ist so heiter, dass viele Besucher unwillkürlich zu lächeln beginnen. Die Herzen des Publikums aber fliegen an diesem Abend Laetitia Feige zu. Sie singt solo und gemeinsam mit ihrer Mutter, der Sopranistin Christa Feige, sowie ihrem Vater Ulrich Feige. Beide sind hervorragende Kirchenmusiker und haben ihren Wirkungskreis vor allem im süddeutschen Raum. Dort hat Fiedler sie auch als Mentoren kennen und schätzen gelernt. Dass dieser Vortrag ein außergewöhnliches Ereignis ist, steht für die Zuhörer schon mit den ersten Takten fest. Augen und Ohren aber sperren sie auf, als Laetitia mit ihrem weichen Sopran singt, der mühelos auch hohe Töne meistert, ohne schrill zu klingen. Ihre Leistung ist deshalb besonders erwähnenswert, weil sie, 1999 in Herrenberg geboren, erst in diesem Sommersemester in Trossingen mit dem Studium der Schulmusik mit Hauptfach Gesang begonnen hat. Ebenfalls erst vor wenigen Wochen hat sie ihr Debüt als Oratoriensängerin gegeben. Nun singt sie gemeinsam mit Christa und Ulrich Feige in Seebach Motetten von Buxtehude. Kräftig und voller Gefühl erklingt das „Cantate domino“. Auch „Jesu, meine Freude“ präsentieren die drei gemeinsam, die Sopranstimmen sind wunderbar aufeinander abgestimmt. Die Verknüpfung von Text und Musik gestalten Sängerinnen und Sänger sehr einfühlsam und mit Nachdruck. Buxtehudes „Herr, auf dich traue ich“ singt Laetitia Feige als Solistin. Sie interpretiert es schlicht, mit nur wenigen Verzierungen, meistert mühelos die verschiedenen Rhythmen und Lautstärken und macht gerade damit die Schönheit der einzelnen Teile dieser Komposition deutlich.

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