Rheinland-Pfalz Zentralrat der Juden nach Votum zu Hitler-Glocke fassungslos

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Der Pfarrer der Gemeinde will klären, wann die Glocke in der Protestantischen Kirche wieder läutet.

«HERXHEIM AM BERG.»Scharfe Kritik hat der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, am Dienstag an der Entscheidung des Herxheimer Gemeinderats geübt, die „Hitler-Glocke“ im Turm der protestantischen Kirche hängen zu lassen. Auch die Evangelische Landeskirche blieb gestern auf Anfrage bei der Empfehlung, die Glocke abzuhängen.

Einen Tag nach dem Mehrheitsvotum des Gemeinderats in Herxheim am Berg gibt es unterschiedliche Reaktionen auf die von großem Medienecho begleitete Entscheidung, die mit Hakenkreuz und Hitler-Inschrift versehene Glocke aus dem Jahr 1934 im Turm zu belassen und nicht in ein Museum zu schaffen. Zentralratspräsident Schuster sagte gegenüber der RHEINPFALZ: „Die Entscheidung des Gemeinderats von Herxheim macht mich fassungslos. Sie zeugt von einer tiefen Respektlosigkeit vor allen Opfern des Nationalsozialismus. Wie eine Kirchenglocke, die einem der größten Menschheitsverbrecher der Geschichte gewidmet ist, mit dem Christentum vereinbar sein soll, ist mir ein Rätsel.“

Nüchterne Reaktion der Pfälzischen Landeskirche

Nüchtern fiel dagegen die Reaktion der Pfälzischen Landeskirche in Speyer aus. Sprecher Wolfgang Schumacher teilte auf Anfrage mit, dass man die deutliche Entscheidung des Gemeinderats zur Kenntnis genommen habe. „Wir sind nach wie vor der Meinung, dass man die Glocke aufgrund der Zeichen abhängen sollte“, unterstrich Schumacher die klare Position der Landeskirche. Wie berichtet, hatte die Speyerer Kirchenzentrale der Gemeinde angeboten, die Kosten für die Demontage der alten und die Beschaffung einer neuen Glocke zu übernehmen. Laut dem Gutachten der Glockensachverständigen Birgit Müller würde sich der Aufwand dafür auf rund 50.000 Euro belaufen.

Pfarrer will klären, wann Glocke wieder läutet

Die Kirchengemeinde in Herxheim am Berg hat allerdings eine andere Position als die Landeskirche in Speyer. Dort meinte Pfarrer Helmut Meinhardt am Dienstag auf Anfrage, dass er sich bald mit dem Presbyterium über die Frage unterhalten will, wann die Glocke wieder geläutet wird. Dazu wollte er am Dienstagabend das Gespräch mit dem Vorsitzenden Martin Krauß suchen. Bürgermeister Georg Welker (parteilos) hatte zur RHEINPFALZ gesagt, dass er sich vorstellen könne, das alle drei Glocken wieder an Ostern zu hören sein werden. Dazu sagte Meinhardt: „Der Bürgermeister bestimmt nicht die Läuteordnung.“

Verbandsbürgermeister: "War Sache der Gemeinde"

Knapp fiel das Statement des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde Freinsheim, Jürgen Oberholz (FWG), aus: „Das war Sache der Gemeinde. Jetzt soll mal Ruhe einkehren.“

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