Rheinland-Pfalz Afrikanische Schweinepest: Rettungskräfte proben in Johanniskreuz den Ernstfall

Übung für den Fall eines Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest: Bergung eines Wildschwein-Dummys im Pfälzerwald.
Übung für den Fall eines Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest: Bergung eines Wildschwein-Dummys im Pfälzerwald.

Johanniskreuz im Ausnahmezustand. Eine kleine Zeltstadt, viele Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr, technisches Gerät, 250 Personen in auffälliger Kleidung. Der Grund für dieses Bild, das sich gestern bot, war eine Tierseuchenübung, veranlasst durch den Landkreis Kaiserslautern. Ein an der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verendetes Wildschwein wurde bei Johanniskreuz gefunden – so lautete die fiktive Vorgabe dabei.

Vom Versorgungszelt bis zur Dekontaminationsschleuse für große Fahrzeuge sowie bis zum Dusch- und Dekontaminationscontainer für Personen – am „Einsatzzentrum“ in Johanniskreuz wurde gestern alles aufgebaut, streng und kontrolliert genutzt. Der Ausnahmezustand erstreckte sich bis ins Moosalbtal bei Trippstadt. Dort war ein Großaufgebot an Katastrophenschützern auf der Suche nach verendeten Wildschweinen. Die Katastrophenschützer üben unter realistischen Bedingungen, keiner weiß, wo und ob sie Wildschweine finden werden. Doch sie werden welche finden! Burkhard Steckel, Forstamtsleiter Johanniskreuz hat nämlich vier Dummys und eine tote, aber gesunde Sau verstecken lassen. Die Übung hat den Sinn, Sicherheit für den Ernstfall eines tatsächlichen Ausbruchs der gefürchteten ASP im Pfälzerwald zu schaffen. Diese ist für Menschen ungefährlich, für Schweine aber tödlich.

Landkreis übt als Erster das Szenario

Das Mainzer Umweltministerium hat die Großübung im Rahmen der Gefahrenabwehr initiiert. Der Landkreis Kaiserslautern übte als erster ein durchaus bedrohliches Szenario: Die Afrikanische Schweinepest ist im Wald bei Johanniskreuz angekommen. Ein verendetes Wildschwein wird aufgefunden. Der Probenbefund ist positiv. Zunächst setzte sich am Dienstag der Krisenstab der Katastrophenschützer im Tierseuchenkrisenzentrum, untergebracht in den Räumen der Berufsfeuerwehr Kaiserslautern, damit auseinander. Ist es der Anfang oder ist der Landkreis bereits mitten drin in der Seuche? Diese Frage beschäftigt den Krisenstab. Bei der Tierseuchengefahrenabwehr arbeitet der Landkreis Kaiserslautern seit Jahren im Verbund mit den Kreisen Kusel, Birkenfeld und Südwestpfalz. Katastrophenschützer von dort stoßen zum Krisenstab in Kaiserslautern. Der Sachverstand der Bauern, Jäger und der Forstämter wird zugezogen. Wie kommt man ins Gelände? Wer könnte als Überträger des Virus in Frage kommen? Waren Subunternehmer aus bereits betroffenen Ländern im Wald im Einsatz? Solche Fragen beschäftigen die Runde. Schnell wird klar: Kranke Sauen suchen den Schutz des feuchten Dickichts. Im Radius von drei Kilometern um den fiktiven Erstfund wird nach weiteren toten Tieren gesucht. Von den vier versteckten Dummys und dem toten (gesunden) Wildschwein wissen die suchenden Katastrophenschützer nichts. Sie finden sie dennoch, alle. Die Beprobung am echten toten Tier, die Bergung und der Abtransport laufen unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen mit mehrfachen Schutzanzügen und Dekontaminationsschleusen für Mensch und Gerät. Zwischendurch geht bei Tierärztin Christine Zwerger vom Veterinäramt Kaiserslautern noch die ebenfalls fiktive Meldung eines Verdachtsfalles in einem Hausschweinebestand ein.

Gesucht und gefunden

„Die Umsetzung war eine Glanzleistung“, fand Ralf Leßmeister, Landrat des Kreises Kaiserslautern, gestern beim Abschluss der zweitägigen Übung lobende und anerkennende Worte für alle beteiligten Katastrophenschützer. Seine Meinung teilten auch Vertreter der Bundeswehr sowie Katastrophenschützer aus anderen Bundesländern, die als Beobachter dabei waren, und sich vor allem vom technischen Gerät, das dem Landkreis im Ernstfall zur Verfügung steht, beeindruckt zeigten. „Wir sind gut aufgestellt“, zog der Landrat ein positives Fazit zu der Tierseuchenübung. Wenn der Ernstfall auftrete, könne tagesaktuell reagiert werden, sagte er. „Wir haben gesucht und gefunden, es ist gut gelaufen“, zeigte sich auch Veterinärärztin Christine Zwerger, in deren Händen die fachliche Leitung des Einsatzes lag, mit der intensiven Fallwildsuche, dem Beproben, Bergen, dem Entsorgen und vor allem dem realistischen Üben der notwendigen Dekontamination zufrieden. Die Afrikanische Schweinepest ist noch nicht im Pfälzerwald, aber inzwischen im südlichen Belgien angekommen – nur rund 60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Womit die Tierseuchenübung noch mehr an Bedeutung gewann.

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