Pfalz Salzburger Festspiele: Zweite Opernpremiere mit „Salome“ von Richard Strauss

Asmik Grogorian in der Rolle der Salome.  Foto: Salzburger Festspiele/Ruth Walz
Asmik Grigorian in der Rolle der Salmone.

Auf Mozart folgt Strauss, sozusagen der zweite Hausgott der Salzburger Festspiele, dessen Werke fast so oft auf dem Spielplan stehen wie die des Salzburger Meisters. Romeo Castelluccis Inszenierung der „Salome“ bot am Samstagabend faszinierende, bisweilen aufwühlende Bilder in der Salzburger Felsenreitschule. Und in Asmik Grigorian hatte diese Produktion eine fantastische Darstellerin der Titelpartie.

Werk der Décadence



Die 1905 uraufgeführte Oper „Salome“ von Richard Strauss ist so etwas wie das Signum einer ganzen Epoche im frühen 20. Jahrhundert. Egal, ob man diese Ästhetizismus, Décadence oder Jahrhundertwende nennt. Es geht um eine Kunst, die sozusagen die Nerven bis zum Zerreißen reizt, die an expressiver Gewalt und Opulenz, aber eben auch an Schwülstigkeit nicht zu überbieten ist.

Der Salzburger „Salome“-Regisseur Romeo Castellucci, der zugleich sein eigener Ausstatter ist, macht sich das zu eigen. Seine Regie verweigert sich jeder Konkretisierung, allles ist Zeichen, ist Symbol. Sei es ein lebendiges Pferd, das aus dem Bühnenuntergrund auftaucht, sei es die zugemauerte Arkadenwand der Felsenreitschule.

Er zerstört quasi bewusst die vorgegebene Kulisse, schafft einen geschlossenen Raum, in dem sich das Psychodrama der den Propheten Jochanaan begehrenden Prinzessin Salome abspielt, die wiederum selbst von ihrem notgeilen Stiefvater Herodes verfolgt wird. Den Tanz der sieben Schleier, der nicht selten als Striptease-Nummer präsentiert wird, verweigert Castellucci komplett. Salome verharrt versteinert und regungslos auf dem Thron des Herodes. Die Sinnlichkeit muss alleine vom Orchester erzählt werden.

Großartige Titeldarstellerin



Die Wiener Philharmoniker beweisen einen Abend nach der „Zauberflöte“, wie schnell und überzeugend sie von 18. Jahrhundert zur beginnenden Moderne umschalten können. Dirigiert von Franz Welser-Möst, der sehr genaue Einsätze für die Sänger gibt, sorgen sie mit bisweilen überwältigendem Pathos für Gänsehautmomente.

Für die ist auch Asmik Grigorian als Salome zuständig. Sie ist darstellerisch tatsächlich eine junge, jugendliche, verführerische Prinzessin, verfügt aber dennoch über eine hell strahlende Stimme, die sich gegen das massiv besetzte Orchester durchsetzen kann. Ähnlich überzeugend auch Gábor Bretz als Jochanaan und Julian Pregardien als Narraboth.

x