Rheinpfalz Kaiserslautern: Zwangsehe-Prozess endet mit zwei Schuldsprüchen

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Mit zwei Schuldsprüchen endete am Donnerstag der Strafprozess um eine sogenannte Zwangsheirat vor dem Landgericht Kaiserslautern. Die Große Strafkammer verurteilte sowohl den 51-jährigen Vater als auch den 31-jährigen Ex-Ehemann einer jungen Deutsch-Türkin zu anderthalb Jahren Gefängnis auf Bewährung, unter anderem wegen Freiheitsberaubung und Nötigung. "Das Gericht hat den Aussagen der Zeugin in vollem Umfang und ohne jede Einschränkung geglaubt", sagte der Vorsitzende der 4. Strafkammer, Alexander Schwarz, in seiner mündlichen Urteilsbegründung.
Deutliche Kritik übte die Große Strafkammer an der Tatsache, dass die beiden Angeklagten nicht wegen der eigentlichen Zwangsheirat und der mehrfachen Vergewaltigung der Frau verurteilt werden konnten. Die erzwungene Hochzeit habe nämlich in der Türkei stattgefunden, die Vergewaltigungen unter anderem bei einem Besuch in Zypern. "Und zu beiden Zeitpunkten besaß die Geschädigte noch die türkische Staatsbürgerschaft, erst kurz darauf nahm sie die deutsche an", erläuterte der Vorsitzende. "Deshalb kann hier unser Recht nicht angewandt werden. Das ist eine Gesetzeslücke, die das Urteil für uns im höchsten Maße unbefriedigend macht."

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