Südvogesen Zwischen Kultur und Geschichte: Löwe in Belfort, Kapelle von Ronchamp, Grotte von Cravanche

Vor der Vauban-Festung: Löwe von Auguste Bartholdi, dem Schöpfer der Freiheitsstatue.
Vor der Vauban-Festung: Löwe von Auguste Bartholdi, dem Schöpfer der Freiheitsstatue.

Wer einen Ausflug in die Südvogesen plant, kommt an der Kapelle Notre-Dame du Haut nicht vorbei. Aber es gibt noch mehr Sehenswertes zu entdecken rund um Ronchamp und Belfort. Unter anderem eine versteckte Grotte mit Grusel-Faktor.

Wie ein kleiner weißer Fleck über dem 3000-Seelen-Ort Ronchamp leuchtet sie aus den dichten grünen Baumkronen hindurch. Das außergewöhnliche Bauwerk erreichen Ausflügler in knapp zwei Autostunden ab Straßburg und sollten sich für die Besichtigung des Areals ausreichend Zeit nehmen. Wer nicht mit dem Auto bis hinauffahren will, läuft vom Dorf in einem kurzen Marsch bergauf.

Auge und Herz weiten sich auf dem Weg zum Sakralbau, der dann ins Blickfeld rückt. Im Jahr 1955 errichtete der Architekt Le Corbusier auf einem Hügel von Ronchamp dieses Meisterwerk. „Es ist die einzige Kapelle, die Le Corbusier gestaltet hat“, sagt Jeremy Carrez, Direktor der Tourist-Info von Ronchamp. Etwa 18.000 Besucherinnen und Besucher kommen jährlich aus aller Welt zur Kapelle – allerdings weniger aus religiösen Beweggründen. Kurioserweise seien es eher Menschen, die sich für die Architektur interessieren. Dementsprechend werden nur selten Messen in der Kirche gehalten, wobei das durchaus möglich ist.

Sakralbau von Le Corbusier: Kapelle Notre-Dame du Haut.
Sakralbau von Le Corbusier: Kapelle Notre-Dame du Haut.

Le Corbusier wirkte vor allem in asiatischen Ländern und gilt als einer der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Den vom ihm erdachten Architekturstil, den Brutalismus, hat er auch in Ronchamp umgesetzt. Die Kirche sowie weitere Bauten von Le Corbusier und anderen namhaften Architekten sind seit 2016 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

Schon bevor die Notre-Dame du Haut erbaut wurde, strahlte dieses Fleckchen Erde wohl eine gewisse Spiritualität aus. Bereits in der römischen Zeit gab es eine religiöse Stätte. Im Jahr 1092 wird dann zum ersten Mal eine Kirche erwähnt. Die Baustelle von Le Corbusier dauerte von 1953 bis 1955. Angeblich war der Architekt von der Landschaft sehr eingenommen und schuf einen „weißen Leuchtturm, der Pilger anzieht“. So stellt Le Corbusier Natur, Architektur und Religion in Zusammenhang. Ausdruck findet das in Natursymbolen wie Blumen und Vögeln und einem besonderen Licht.

Egal aber, wie einnehmend das alles sein mag, es nagt der Zahn der Zeit an der Kapelle. Seit der Einweihung wurde sie nie restauriert. Eindringendes Wasser führte zuletzt zu Abnutzung und Instabilität. Deshalb werden die Gebäude auf dem Areal seit geraumer Zeit für knapp drei Millionen Euro renoviert. Auch in den kommenden Monaten finden noch Arbeiten statt, die Kapelle bleibt währenddessen aber öffentlich zugänglich.

Auf den Spuren Vaubans

Etwa eine halbe Autostunde von Ronchamp entfernt liegt die Stadt Belfort, die in erster Linie durch ihre Zitadelle bekannt ist, aber noch sehr viel mehr zu bieten hat. Kein Geringerer als der unter anderem auch in der Pfalz tätige Vauban ließ die Befestigung seiner Zeit errichten. Wie so viele hatte auch sie den Ruf, „uneinnehmbar“ zu sein. Nicht zu übersehen ist das mächtige Symbol der Stadt: Der Löwe von Auguste Bartholdi, seines Zeichens der Schöpfer der New Yorker Freiheitsstatue. Der Löwe, der den Titel „beliebtesten Denkmal der Franzosen“ trägt, wacht seit nunmehr 140 Jahren über die Stadt. 22 Meter lang und elf Meter hoch ist das stattliche Mahnmal, das an den Widerstand Belforts während der Belagerung 1870/71 erinnert. In Belfort selbst ist der König der Tiere in allerlei Varianten zu entdecken: Über 100 Löwen aller Couleur können auf einem extra aufgelegten Weg durch die Stadt entdeckt werden.

Wechselvolle Stadtgeschichte

Die weitläufigen Gänge und Tunnel der Befestigungsanlagen sind gut erhalten und teilweise rekonstruiert worden. Wer die vielen Stufen in Angriff nimmt, kann einen Panorama-Rundumblick über die Stadt genießen. Beim Stadtspaziergang lässt sich die wechselvolle Geschichte Belforts vom Mittelalter bis Mitte des 20. Jahrhunderts nachspüren.

Liegt versteckt im Wald: Grotte von Cravanche.
Liegt versteckt im Wald: Grotte von Cravanche.

Ein historisches Kleinod befindet sich nur ein paar Minuten außerhalb der Stadt: Die Grotte von Cravanche liegt gut versteckt in einem Waldstück und wird nur auf Nachfrage geöffnet – und wenn nicht gerade Fledermaussaison ist. Gästeführerin Cécile Ringenbach erzählt über die Entdeckung der Höhle: „Man hatte lediglich ein kleines Loch in den Felsen gesprengt und ließ einen Mann an einem Seil hinunter. Nur mit einem kleinen Licht erschrak er fast zu Tode, als er erkannte, was das für eine Höhle war.“ Erst nach einigen Gläsern Schnaps fand der Mann seine Worte wieder und berichtete von Mauern aus Knochen und dicht an dicht aufgereihten Schädeln. „Die Grotte diente über Jahrhunderte hindurch verschiedenen Kulturen als Grabstätte“, erläutert die Gästeführerin. Von den menschlichen Gebeinen ist heute nichts mehr zu sehen.

Im Laufe der Zeit war die Höhle unter anderem Müllhalde und Weinlager, bis sie mehr oder weniger wiederentdeckt wurde. Denn so richtig intensiv wird das Fleckchen nicht bespielt. „Die Steine bewegen sich“, so Ringen-bach. Daher sei unklar, wie lange überhaupt noch jemand hineingelassen werde.

Wegweiser

Anreise: Belfort erreicht man in etwa zwei Autostunden von der Südpfalz aus. Mit der Bahn ist es ebenfalls anzusteuern aber der TGV-Bahnhof Belfort-Mont-béliard liegt etwas außerhalb der Stadt.

Übernachtungstipp: In Belfort besticht das Hotel Tonneau d’Or nicht nur mit einer imposanten Eingangshalle im klassizistischen Stil, sondern bietet auch einiges für Kunstliebhaber. Zentrale Lage in der Stadt. www.tonneaudor.fr.

Einkehren: Das Restaurant l’Escorneil liegt außerhalb vom Stadtzentrum Belforts in dem kleinen Ort Meroux. Es vereint in einer umgebauten Scheune eine moderne Speisekarte mit traditionellen Klassikern. In Belfort gibt es zahlreiche Gastronomiebetriebe beispielsweise das Bistro le 3.

Infos: https://le3.eatbu.com

www.belfort-tourisme.com,
www.collinenotredameduhaut.com,
www.vogesenmassiv.de

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