Indie-Festival Maifeld-Derby in Mannheim: 65 Alternativen zum Einheitsbrei der Charts

Feinste Elektro-Hymnen, made in France: M83 (Anthony Gonzalez).
Feinste Elektro-Hymnen, made in France: M83 (Anthony Gonzalez).

Alles, bloß kein Mainstream! Die Macher des „Maifeld-Derbys“ setzen auf ziselierten Indiepop jenseits der Charts, auf Alternative Rock aus fernen Landen, auf abgefahrene Trash-Liedermacher, auf Rap ohne Gangsta-Plattitüden – und schaffen so seit 2011 das vielleicht spannendste Musikfestival im deutschen Südwesten.

Das Derby 2023 schickt an drei Tagen, von 16. bis 18. Juni, sage und schreibe 65 Bands respektive Acts im Stundentakt ins Rennen; vier Bühnen stehen dafür auf dem Mannheimer Maimarktgelände parat, inklusive Palastzelt und einem Parcours d’amour. Wie erfrischend erlesen das Line-up ist, kann man schon an den Headlinern erkennen.

Für Freitag, 16.6., sind das Bat For Lashes und Death Grips. Hinter ersterem Pseudonym – es bedeutet soviel wie „mit den Wimpern klimpern“ – steckt die Britin Natasha Khan. Die 1979 in London geborene Musikerin liefert sanften Elektropop mit starken 80er-Jahre-Reminiszenzen (23.05 Uhr, Palastzelt). Entschieden härter tönen Death Grips. Das aus Frontmann MC Ride, Schlagzeuger Zach Hill und Keyboarder Andy Morin bestehende Trio aus Kalifornien macht experimentellen Rap-Punk, mit Zutaten aus Elektro, Noise und Industrial. Death Grips’ oft halbnackt exerzierte Performances sind laut, krachig, pulsierend, mitreißend und hochoriginell – Anspieltipp: „I’ve Seen Footage“ (21 Uhr, Palastzelt).

Rassismus und psychische Wunden, Hass und Selbsthass: Das sind Themen, über die Loyle Carner rappt.
Rassismus und psychische Wunden, Hass und Selbsthass: Das sind Themen, über die Loyle Carner rappt.

Rap mit Tiefsinn & Coppolas Darlings

Ein Rapper dominiert auch am Samstag, 17.6., die Szene: Loyle Carner, 1994 in London geboren, hat mittlerweile drei Studioalben veröffentlicht und steht für die intellektuelle Rap-Schiene. Seine Texte sind reflektiert und politisch, seine Reime pointiert, die musikalischen Arrangements jazzig, seine Songs, bei aller Coolness des Sounds, sehr nachdenklich (20.45 Uhr, Palastzelt).

Während um Carner herum erst die schwedischen Viagra Boys und dann die vier Indie-Ladies von Warpaint die Open-Air-Bühne rocken, übernimmt Phoenix gegen 23 Uhr die Nachtschicht im Palastzelt. Die französische Indiepop-Band bewegt sich stilistischen irgendwo zwischen Pulp und MGMT. Dass Phoenix-Sänger Thomas Mars seit 2005 mit der US-amerikanischen Regisseurin Sofia Coppola verbandelt ist, verhalf der Band unter anderem zu einem kurzen Gastauftritt als Hofmusiker in Coppolas Film über „Marie Antoinette“ mit Kirsten Dunst in der Titelrolle.

Indiepop aus Versailles: Phoenix hatte einen Gastauftritt im Film „Marie Antoinette“ mit Kirsten Dunst.
Indiepop aus Versailles: Phoenix hatte einen Gastauftritt im Film »Marie Antoinette« mit Kirsten Dunst.

Playlists zum Festival

Hymnischer Synth-Pop der französischen Elektroband M83, die zum Beispiel auch den Titelsong zur Fernsehserie „Versailles“ komponierte, verklärt den Derby-Sonntag (18.35 Uhr, Palastzelt), ehe am Ende Interpol die Bühne stürmt: Die bereits 1997 gegründete Post-Punk-Band aus New York zelebriert, stets in Nebel und Gegenlicht gehüllt, melancholischen Indierock, der etwa auch Editors-Fans gefallen dürfte (20.40 Uhr, Palastzelt).

Punkiger Indierock aus Kanada: „I’m so happy“ verkündet ein Song von Ekkstacy. Das ist, natürlich, reinste Ironie.
Punkiger Indierock aus Kanada: »I’m so happy« verkündet ein Song von Ekkstacy. Das ist, natürlich, reinste Ironie.

Damit man das Überangebot an Entdeckungen besser abwägen kann, sind auf der Webpräsenz des Festivals Playlisten für Spotify und Youtube verlinkt. Unser Fundstück: ein 21 Jahre junger Kanadier, der sich Ekkstacy nennt und am liebsten Lieder über Traurigkeit schreibt, die trotzdem richtig gut abgehen. Ein vielversprechendes Talent in der Nachfolge von The Cure und Bloc Party (So 18.6., 17.45 Uhr, Open Air).

An dieser Stelle finden Sie ein Video via YouTube.

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Info

Maifeld-Derby – 16.-18.6., Mannheim, Maimarktgelände, Tickets und Info: www.maifeld-derby.de

Elektropop mit Trip-Hop- und R&B-Vibes: Dillon (So 18.6., 15.15 Uhr).
Elektropop mit Trip-Hop- und R&B-Vibes: Dillon (So 18.6., 15.15 Uhr).
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