Musiktheater „Kapitän Nemos Bibliothek“ in Schwetzingen

Oper mit Puppen: Christoph Werners Inszenierung von Johannes Kalitzkes neuer Oper betont das unwirkliche Moment.
Oper mit Puppen: Christoph Werners Inszenierung von Johannes Kalitzkes neuer Oper betont das unwirkliche Moment.

Die Flucht in Jules Vernes U-Boot-Utopie beschreibt das Auftaktstück „Kapitän Nemos Bibliothek“ der Schwetzinger Festspiele. Die Oper von Johannes Kalitzke feiert am Freitag, 29. April, im Rokokotheater des Schwetzinger Schlosses Premiere.

Ende der 1930er-Jahre wachsen in einem nordschwedischen Dorf zwei Jungen auf, Spielkameraden, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Der eine, Johannes, ist ein Sonnenschein, und das trotz einer Mutter, die im Dorf als kalte, anrüchige Außenseiterin gilt. Der andere, der Ich-Erzähler, ist verschlossen, seine Mutter hingegen in der Gesellschaft gut verankert. Als die Kinder sechs Jahre alt sind, entscheidet ein Gericht, dass sie bei der Geburt vertauscht wurden und daher „zurückgetauscht“ werden müssen.

Flucht aus unerträglicher Lebenssituation

Dieser Akt stürzt die Betroffenen in Unglück und Wahnsinn. Um seiner für ihn nunmehr unerträglichen Lebenssituation zu entkommen, flüchtet sich der junge Ich-Erzähler in eine Fantasiewelt: Er „taucht“ hinab zur fiktiven, utopischen Bibliothek in Kapitän Nemos Unterseeboot Nautilus, das er aus den Romanen von Jules Verne kennt ...

Modernes Musiktheater

Dies ist, knapp umrissen, die Handlung von Per Olov Enquists 1991 erschienenem Roman „Kapitän Nemos Bibliothek“, den der 1959 in Köln geborene Komponist Johannes Kalitzke und seine Librettistin Julia Hochstenbach nun in ein modernes Musiktheaterstück verwandelt haben. Als Uraufführungswerk eröffnet es am 29. April die Schwetzinger Festspiele, später, Ende Juli, wird die neue Kalitzke-Oper, da es sich um ein Kooperationsprojekt handelt, auch bei den Bregenzer Festspielen zu hören und zu sehen sein.

Puppentheater Halle mit im Boot

Kalitzke, der gerne Samples, also vorproduzierte Klänge, in das instrumentale Geschehen integriert, arbeitet bei diesem Opernprojekt mit dem Ensemble Modern zusammen. Regie führt Christoph Werner, der Intendant des Puppentheaters Halle. Durch ein szenisches Konzept, das auf dem Neben- und Miteinander von Sängerdarstellern, Puppen und Puppenspielern basiert, will Werner den permanenten Wechsel zwischen Realität und Traumwelt, wie er in Enquists Romanvorlage geschieht, erfahrbar machen.

„Kapitän Nemos Bibliothek“, Oper von Johannes Kalitzke – Fr 29.4., 19 Uhr (Premiere), So 1.5., 18 Uhr, Mo 2.5., 19 Uhr, Schwetzingen, Schloss, Rokokotheater, Karten: eventim.de, swrclassicservice.de, 07221 300100

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