Kunst der Moderne Die Erschließung des Privaten: „Intime Blicke“ im Ludwigshafener Wilhelm-Hack-Museum

Lovis Corinth: Susanna im Bade, 1920.
Lovis Corinth: Susanna im Bade, 1920.

„Intime Blicke“ gestattet eine neue Kabinettausstellung. Künstlerische Hinsichten ins Private, Diskrete, in verletzliche Momente, von wo aus sich immer Türen auftun zum Innenleben. Zu sehen sind überwiegend Arbeiten aus der Moderne.

Porträts, Selbstbildnisse, Szenen bei der Toilette, beim Baden, beim Lesen. Einige Gemälde, vor allem aber Grafik, zumeist kleinere Arbeiten von Trägern großer Namen – Pablo Picasso, Edvard Munch, Max Beckmann, Senta Geißler, Lovis Corinth, Max Slevogt, Kirchner, Käthe Kollwitz, Marc, Macke. Mit Barthel Bruyns „Bildnis einer Frau mit Buch“ von 1560 wird auch ein Kontrapunkt aus einer anderen Epoche eingestreut, in der das Private, aus den nachdenklichen, verinnerlichten Gesichtszügen durchaus schon hervorschauend, doch noch eingeschlossen scheint in einem öffentlichen Habitus.

Weibliches aus männlicher Perspektive

Den Blättern eignet etwas von Befreiung des Privaten, doch ist – wie die Begleittexte auch hervorheben – nicht zu übersehen, dass in vielen Szenen weiblich konnotierte Innenräume zumeist kolonisiert werden von einem männlichen Blick. Der gezeigten Intimität, den nackten Körpern, die auf dem Weg zum Expressionismus aus den Innenräumen auch ins Freie, Offene finden, wohnt im Wunsch nach einem freieren Blick auch ein voyeuristisches Motiv inne. Doch liegt die Kraft der meisten Blätter in den Gesichtern, dem Innenleben, das sich in ihnen spiegelt und mit dem sie die Betrachter über die Epochen hinweg zu fesseln vermögen.

„Kabinettstücke: Intime Blicke“, Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen, zu sehen bis 4.2.2024, Di, Mi, Fr 11-18, Do 11-20, Sa/So 10-18 Uhr

Max Slevogt: Selbstbildnis mit Zigarre, 1916.
Max Slevogt: Selbstbildnis mit Zigarre, 1916.
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