Ausflugstipps für jedes Wetter Bei Regen, Wind und Sonnenschein: Unterwelt, Eishöhlen und alte Weinkeller

In Oppenheim: historische Keller.
In Oppenheim: historische Keller.

Noch mag es heiß sein, doch der nächste Wetterumschwung steht bevor. Unterdessen sind die Ferien in die zweite Runde gegangen. Wer vorm Schulbeginn noch Ausflüge plant, kann manches Ziel in Rheinland-Pfalz bei jedem Wetter ansteuern.

Stadt unter der Stadt: Rheinhessisches Kellerlabyrinth in der Oppenheimer Unterwelt

Verwinkelte Gassen führen zu der Tür auf dem Oppenheimer Marktplatz, die Zugang zur geheimnisvollen Stadt unter der Stadt gewährt. Steile Treppen bringen die Besucher in ein 40 Kilometer langes, weit verzweigtes Kellerlabyrinth, dessen Gewölbe und Gänge bis zu fünf Stockwerke in die Tiefe reichen.

Von fast jedem der rund 500 Grundstücke im Bereich der ehemaligen Stadtmauer zweigen Keller und Gänge ab. Oft sind sogar mehrere Ebenen übereinander gelagert. Was trieb die Oppenheimer Bürger zum Bau dieser Gänge, die nicht zu vergleichen sind mit gewöhnlichen Weinkellern? Ein Grund ist vermutlich der Platzbedarf der aufstrebenden Handelsstadt. Markt-, Zoll- und Lagerrecht sorgten für einen enormen Warenumschlag in der Stadt am Rhein. Weil diese aber zwischen Fluss und Weinbergen liegt, war es schwer, sie zu vergrößern. Um neuen Lagerraum zu schaffen, legten die Händler Keller unter ihren Gebäuden an. Sie dienten der Lagerung von Lebensmitteln aller Art, da sich die Eigenschaften des Oppenheimer Erdreichs günstig auf die Haltbarkeit verderblicher Ware auswirkten.

Offene Führungen am Wochenende

Wer damals als Erster buddelte, dem gehörte der Keller. Deshalb haben Krämer nicht selten ihre Nachbarn im Eiltempo untergraben. Wiederentdeckt wurde das Labyrinth erst 1986. Damals versank mitten in der Altstadt urplötzlich ein Polizeiauto im Asphalt. Die beiden Streifenpolizisten kamen mit dem Schrecken davon und die Oppenheimer nahmen das Loch im Boden zum Anlass, ihre Unterwelt zu erforschen, aufzuräumen und abzusichern.

Offene Führungen durch das Kellerlabyrinth in Oppenheim finden regelmäßig mehrmals am Wochenende statt und kosten elf Euro für Erwachsene und 7,50 Euro für Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren. Gruppen ab zehn Personen können individuelle Termine vereinbaren.

Weitere Informationen zur Region unter www.rlp-tourismus.de/rheinhessen; Oppenheim-Infos: www.stadt-oppenheim.de, 06133 4909-14/-19 oder tourismus@stadt-oppenheim.de

Tropfsteine und Höhlenbär: Sinterschmuck in der Herbstlabyrinth-Adventhöhle im Westerwald

Das Herbstlabyrinth-Adventhöhle-System bei Breitscheid im Westerwald, das an der nördlichen Grenze von Rheinland-Pfalz und Hessen liegt, ist eines der bedeutendsten Höhlensysteme Deutschlands. Die vermessene Gesamtganglänge der Riesenhöhle beträgt rund 13.000 Meter, die Tiefe 92 Meter. Die Tropfsteinhöhle zeichnet sich durch einen extrem sauberen, weißen bis durchsichtigen und unberührten Sinterschmuck aus, der in weitem Umkreis seinesgleichen sucht. Insbesondere die Länge und Vielfalt der Sinterbildung ist einmalig in Deutschland. Vom rheinland-pfälzischen Breitscheid aus ist die Höhle zu Fuß innerhalb von 20 bis 30 Minuten und werktags auch mit dem öffentlichen Nahverkehr gut zu erreichen, bis zum 30. September verkehrt samstags außerdem der Höhlenexpress als Sondershuttle.

Im Westerwald: Riesenhöhle.
Im Westerwald: Riesenhöhle.

Die Höhle ist noch nicht vollständig erforscht. Ein kleiner Teil, die sogenannte Knöpfchenhalle, wurde 2009 als Schauhöhle eröffnet und ist gleichzeitig das Informationszentrum des Nationalen Geoparks Westerwald-Lahn-Taunus. 124 Stufen steigen die Besucher bei einer Führung in eine andere Welt hinab und erleben gemeinsam mit einem erfahrenen Höhlenforscher die Schönheit der vielfältigen Tropfsteinformen. Die Höhle steht unter Denkmal- und Naturschutz. Deshalb ist der Führungsweg so gewählt, dass in der Höhle alles unberührt und unverändert bleiben konnte.

Ein besonderer Schatz ist der 30.000 Jahre alte Höhlenbärenknochen, der in der Höhle gefunden wurde. Die LED-Beleuchtung, die in Europas Schauhöhlen bislang einzigartig ist, sorgt dafür, dass die Höhle überall gut ausgeleuchtet ist. Ganz in der Nähe befindet sich ein Karst- und Höhlenlehrpfad. Dort verschwindet so mancher Bach plötzlich im Untergrund und es öffnen sich Zugänge in geheimnisvolle Höhlenwelten.

Die Höhle ist von April bis Oktober samstags und sonntags sowie an hessischen Feiertagen von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Die Führungen beginnen jeweils zur vollen Stunde. Bis zum ersten September werden mittwochnachmittags zusätzliche Führungen angeboten. Der Eintritt kostet für Erwachsene neun Euro und für Kinder von vier bis 14 Jahre sechs Euro.

Weitere Informationen zur Region unter www.rlp-tourismus.de/westerwald; Höhleninfos: www.schauhoehle-breitscheid.de

Eiszapfen im Sommer: Entdeckerabenteuer in den Birresborner Eishöhlen in der Eifel

Birresborn ist eines der ältesten Dörfer in der Eifel und liegt rund sechs Kilometer von Gerolstein entfernt - mit seinen fünf Eishöhlen erzählt der Ort heute noch eine spannende Geschichte, die weit in die vulkanische Vergangenheit der Region zurückführt. Westlich des Ortes ragt einer der größten ehemals aktiven Vulkane der Eifel in die Landschaft – der Kalem. Vor mehr als 600.000 Jahren veränderte er mit einem gewaltigen Lavastrom das Urtal des Flusses Kyll. Mächtige vulkanische Eruptionen formten das Gebirge mit Magmaströmen, die sich nach dem Erkalten in bizarre Basaltformationen wandelten. Dann kehrte für Jahrtausende wieder Ruhe ein, dichter Wald bedeckte die Felsen und reißende Gewässer schufen sich ihr Bett im Gestein.

Im Berghang oberhalb des Dorfes Birresborn sind die Eishöhlen heute besondere Highlights auf den Wanderungen in der Region und erzählen, wie die Basaltvorkommen früher von den Menschen genutzt wurden. Die Höhlen entstanden in keltischer und römischer Zeit, als dort Mühlräder aus dem grobkörnigen Schlackenmaterial geschlagen wurden. Die Mühlsteine waren das ideale Werkzeug für das Zermahlen von Eichenrinde, die als Gerbstoff für die Lederbearbeitung benötigt wurde.

Höhlenerforschung als erfrischende Abwechslung

Die insgesamt fünf Höhlen sind mit Gängen untereinander verbunden. Die Temperatur in den Höhlen steigt auch im Sommer nicht höher als sechs Grad. In den tiefen Stollen schmelzen Eiszapfen, die sich im Winter in den Höhlen bilden, bis in den Sommer hinein nicht. Die Stollen wurden deshalb im 19. Jahrhundert mit Schnee und Eis befüllt und als Kühlkammern genutzt. Heute sind sie im Sommerhalbjahr entweder eine erfrischende Abwechslung auf Wanderungen oder ein schönes Ausflugsziel mit Schutz vor Regenschauern, wenn sich das Wetter draußen wieder nicht entscheiden kann. Festes Schuhwerk, eine Jacke sowie eine Taschen- oder Stirnlampe machen das Erlebnis der Höhlenerforschung perfekt.

Rundweg, Schneifel-Pfad, Muße-Platz und Fledermausdomizil

Von Birresborn führt ein 4,5 Kilometer langer Rundwanderweg, der in der Ortsmitte, am Bahnhof oder an der Lindenquelle begonnen werden kann, zu den Eishöhlen. Vor den Höhlen ist eine rote Tafel aufgestellt, die diesen Ort zudem als Muße-Platz des Schneifel-Pfades ausweist. Dort kann man lesen, wie die Sonne über die Eishöhlen denken mag und mit ihr gemeinsam ein bisschen über Licht und Schatten sinnieren. Der Schneifel-Pfad startet als 75 Kilometer langer Streckenweg an der Kronenburger Hütte und endet an der Gerolsteiner Löwenburg. Er ist am besten in drei Etappen zu gehen: von der Kronenburger Hütte bis zum Blockhaus Schwarzer Mann (rund 23 Kilometer), weiter bis nach Schönecken (19,5 Kilometer) und von dort bis Birresborn (rund 25 Kilometer).

Seit vielen Jahren sind die Höhlen im Winter das Domizil der Könige der Dunkelheit: Elf verschiedene Fledermausarten wurden in den Eishöhlen gezählt, darunter das besonders schützenswerte Große Mausohr und die Bechsteinfledermaus. In den Höhlen halten sie ungestört Winterschlaf. Aus diesem Grund ist von Mitte Oktober bis Mitte April nur einer der fünf Höhleneingänge geöffnet.

Spaziergang im Vulkan: Eifeler Zeitreise im Ulmener Maar-Stollen

Der Ulmener Maar-Stollen entführt in die explosiven Zeiten des Vulkanismus. Der uralte Stollen verbindet unterirdisch das jüngste Maar der Eifel, das Ulmener Maar, mit einem der ältesten Eifelmaare, dem Ulmener Jungferweiher. Der im Mittelalter von Hand angelegte, 126 Meter lange Stollen ist ein höhlenartiger Querschnitt eines Vulkans.

Im Mittelalter entstanden: Maar-Stollen in der Eifel.
Im Mittelalter entstanden: Maar-Stollen in der Eifel.

Der Gang mitten durch die verschiedenen Schichten des vulkanischen Gesteins ist schmal – an der engsten Stelle sogar nur 70 Zentimeter breit – und bis zu vier Meter hoch. Einen Helm braucht es nicht, denn die Wände sind mit bergmännischen Sicherungsgittern bespannt. Im Eingangsbereich auf der Seite des Jungferweihers gibt es aus Sicherheitsgründen ein bisschen Spritzbeton an den Stollenwänden, die der Graffiti-Künstler Steffen Tschuck mit Farbe aus der Dose verschönerte. Dabei gelang es ihm mit eindrucksvollen Bildern zu vermitteln, was sich bei einem Vulkanausbruch abspielt. Er vergaß auch die nachtaktiven Tunnelbewohner, die Fledermäuse, nicht.

Ulmener Entdeckertour digital

Jahrtausende Jahre der Erdgeschichte werden im Ulmener Maar-Stollen lebendig. Wer genau hinschaut, entdeckt die unterschiedlichen Sedimentschichten der vulkanischen Vergangenheit der Region und die glitzernden Gesteinsreste, die vom Vulkanausbruch am Laacher See stammen. Erdgeschichtlich betrachtet ist der Ulmener Maar-Stollen eine wahre Kostbarkeit. Ungefähr in der Mitte des Stollens erklären Schautafeln, wo besondere geologische Aufschlüsse zu sehen sind.

Der Stollen ist Teil der digitalen „Ulmener Entdeckertour“, die Gäste 3,7 Kilometer durch und um Ulmen herum führt. Über QR-Codes können interessante Geschichten zu Ulmen audiovisuell aufs eigene Smartphone geholt werden. Geöffnet ist der Tunnel von April bis September von 6 bis 20 Uhr und von Oktober bis März von 8 bis 17 Uhr. Vom Eingangsbereich Jungferweiher ist der Stollen barrierefrei begehbar, je nach Breite von Rollstuhl oder Kinderwagen kann der Stollen auch vollständig durchquert werden. Der angrenzende Rundweg um den Ulmener Maar ist aufgrund von Topographie sowie Wasser- und Naturschutz nicht barrierefrei begehbar.

Weitere Informationen zur Region unter www.rlp-tourismus.de/eifel

Riesige Weingewölbe: Traben-Trarbacher Unterwelt und historischer Weinbau an der Mosel

Traben-Trarbach an der Mosel war um 1900 eine der bedeutendsten Weinhandelsstädte und neben Bordeaux der zweitgrößte Weinumschlagplatz Europas. Die große Nachfrage an Rieslingweinen und der florierende Export insbesondere nach Großbritannien und Übersee zog die Gründung von über 100 Weinfirmen nach sich. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Kapazität der Traben-Trarbacher Weinkeller vergrößert. Wie in keiner zweiten Moselgemeinde unterkellerten die Weinhändler große Flächen des Stadtkerns mit teilweise mehrstöckigen und über 100 Meter langen Gewölben.

Kinder-Tour durch die Geschichte des Weinbaus

Heute ist die Traben-Trarbacher Unterwelt ein beliebtes Ziel bei thematischen Gästeführungen zum historischen Weinbau und alten Kellertechniken an der Mosel. Bei einer spannenden und speziell für Kinder konzipierten Führung in den Sommerferien werden die Traubenlese, das Keltern und Abfüllen des Weines sowie die Arbeiten im Weinkeller früher und heute kindgerecht erklärt.

An der Mosel: Weinkeller.
An der Mosel: Weinkeller.

Für alle, die die Traben-Trarbacher Unterwelt bereits kennen und neu entdecken möchten, verspricht die Premium-Tour jeweils am zweiten und letzten Samstag des Monats neue Einblicke: Die Dauer der Führung beträgt rund 90 Minuten und beinhaltet den Besuch verschiedener Weinkeller. Im Anschluss daran findet eine 60-minütige, kommentierte 4er-Weinprobe mit Snacks in einem Weingut statt.

Auch mit Mobilitätseinschränkungen lässt sich die Unterwelt von Traben-Trarbach besichtigen: Drei Keller (das Vinorellum, der Keller Moselschlösschen und der Brückenkeller) sind barrierefrei zugänglich. Im Rahmen der barrierefreien Führung “Ausflug in die Traben-Trarbacher Unterwelt“ können Besucher Spannendes zur Geschichte des historischen Weinbaus und der alten Kellertechnik sowie Wissenswertes über die Kellereiwirtschaft und den Weinhandel aus der damaligen und heutigen Zeit erfahren – inklusive einem Glas Wein zur Kostprobe. Weitere Informationen gibt es bei der Tourist-Information Traben-Trarbach.

Weitere Informationen zur Region unter www.rlp-tourismus.de/mosel

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