Streamingtipps Böse Buben, starke Frauen und ein kecker Kobold: Serien-Highlights bei Prime Video und Co.

„Boom Boom Bruno“: Vincent zur Linden (links) und Ben Becker als ungleiches Polizisten-Duo.
»Boom Boom Bruno«: Vincent zur Linden (links) und Ben Becker als ungleiches Polizisten-Duo.

Ein Wiedersehen mit Pumuckl, Ben Becker als fluchender Großstadtcowboy und eine Politsatire: Wir stellen interessante Neuerscheinungen bei Prime Video und Co. vor, die im Dezember starten.

„Boom Boom Bruno“ (ab 7.12., Warner TV)

Ben Becker und sein Image als böser Bube: Der 59-Jährige gilt auch abseits der Kamera nicht gerade als Biedermann. Da passt die Titelrolle in der neuen Crime-Comedyserie „Boom Boom Bruno“ wie die Faust aufs Auge: Polizist Bruno ist ein Möchtegern-Cowboy, der sexistische Sprüche klopft, Bourbon liebt und vermutlich Trump wählen würde, wäre er in seinem Sehnsuchtsland USA. Als Bruno den schüchternen schwulen Mark (Vincent zur Linden) als neuen Kollegen bekommt und beide den Mord an einer Drag-Queen aufklären müssen, bekommt sein vorgestriges Weltbild Risse. Die sechsteilige Serie hat zwar handwerkliche Mängel, aber dafür sozusagen das Herz auf dem rechten Fleck – und das gilt auch für Bruno, der vom toxischen Scheusal zur tragischen Figur wird.

„Neue Geschichten vom Pumuckl“ (ab 11.12., RTL+)

Ausgerechnet RTL wagt sich an eine Neuadaption von „Meister Eder und sein Pumuckl“. Fans der Trickserie aus den 80ern waren von dieser Nachricht wohl eher alarmiert als erfreut – doch es gibt Entwarnung: Pumuckl klopft keine Sprüche im Stil von Dieter Bohlen und durfte sogar sein Bäuchlein behalten.

Mit dem Pumuckl: Florian Eder (Florian Brückner).
Mit dem Pumuckl: Florian Eder (Florian Brückner).

Die charmante Neuadaption schlägt eine gelungene Brücke zwischen nostalgisch und zeitgemäß. In der Pilotfolge erbt der von Florian Brückner gespielte Neffe die Werkstatt von Meister Eder (Gustl Bayrhammer), und die Geschichte wiederholt sich ... Dank KI kann man sich Pumuckl fakultativ mit der Stimme von Original-Sprecher Hans Clarin anhören, doch Maximilian Schafroth als neuer Sprecher macht seine Sache auch gut.

„Das Fest der Liebe“ (ab 15.12., ARD-Mediathek)

Erbstreit am offenen Grab und eine wütende deutsch-deutsche Trauergemeinde: Die Improserie „Das Begräbnis“ mit Stars wie Charly Hübner bekam 2022 gute Kritiken. Die Fortsetzung spielt beim schwäbischen Zweig der Sippe, genauer: in der vornehmen Villa des Unternehmerclans Streuble.

Die Streubles im Weihnachtsstress: „Das Fest der Liebe“ mit Oliver Wnuk (links) und Nicole Heesters.
Die Streubles im Weihnachtsstress: »Das Fest der Liebe« mit Oliver Wnuk (links) und Nicole Heesters.

Firmenerbe Alexander Streuble (Oliver Wnuk) muss zu Weihnachten den Gastgeber spielen und ist gestresst – von seiner weltfremden Schwester (Andrea Sawatzki), von seiner Mutter (Nicole Heesters), einer Patriarchin mit ungnädigem Getue, und von der armen Ost-Verwandtschaft. Wunderbar, wie die liebe Familie am kollektiven Besinnlichkeitszwang scheitert ...

„Being Michael Schumacher“ (ab 14.12., ARD-Mediathek)

Vor zehn Jahren, am 29. Dezember 2013, zog sich Michael Schumacher bei einem Skiunfall schwere Kopfverletzungen zu. „Schumi“ ist seitdem zu Hause in Rehabilitation, über seinen Zustand ist nichts bekannt. Diese Dokuserie rollt die faszinierende Karriere der Motorsport-Ikone auf und punktet mit einer ideenreichen Regie und vielen Experten-Statements. Die Serie beginnt mit Impressionen von Tagebaubaggern, die sich nahe der Kartbahn, wo Schumachers Karriere einst begann, durchs Gelände fressen. Sie endet mit Erinnerungen an seinen Unfall vor zehn Jahren und mit der teils zweifelhaften Rolle der Medien. Ein Journalist soll sich sogar als Priester verkleidet haben, um in Schumachers Krankenzimmer zu kommen.

„Reacher“ (ab 15.12., Prime Video)

Für viele Leute gehört TV-Action an Weihnachten fest zum Programm – so kommt es, dass nicht nur „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ ein Festtagsklassiker ist, sondern auch „Stirb langsam“ mit Bruce Willis. Die zweite Staffel der Serie „Reacher“ haut in dieselbe Kerbe: Erneut spielt Alan Ritchson den hünenhaften Helden nach Romanen von Lee Child – der Militärpolizist mit dem kantigen Kopf und den Bärenkräften lässt lieber die Fäuste sprechen als viele Worte zu machen. Reacher geht in Rambo-Manier vor, immer mit dem Ziel, die Schwachen zu schützen. Die Serie bietet auch in den neuen Folgen hemmungslosen Eskapismus mit kernigen Sprüchen und fast comichafter Action.

„Powerplay“ (ab 29.12., ARD-Mediathek)

Eine Ärztin in der Politik: In den 70er Jahren stieg die Medizinerin Gro Harlem Brundtland in einer männerdominierten Politiklandschaft zu Norwegens erster Ministerpräsidentin auf. Man muss das aber nicht unbedingt wissen, um diese ironietriefende Politcomedy zu genießen, die mit kreativen Stilmitteln vom Weg einer Frau an die Macht erzählt.

Mit Pokerface zur Macht: „Powerplay – Smart Girls Go for President“.
Mit Pokerface zur Macht: »Powerplay – Smart Girls Go for President«.

Die Story beginnt anno 1974: Der Vorsitzende der Arbeiterpartei trägt Rolli und raucht Pfeife, die Männer kungeln nackt in der Sauna, und Brundtland wird nicht ernstgenommen – zu Unrecht, wie sich schnell zeigt. Dass im Hintergrund heutige Requisiten wie etwa Handys aufblitzen, ist kein Fehler, sondern zeigt: Die Geschichte über Seilschaften, Inkompetenz und Ignoranz könnte genauso gut im Hier und Jetzt spielen.

x