Geoskop: Ausstellung »Paradies der Saurier« Als die Pfalz auf der Höhe der Sahara lag

Größtes Tier des Erdaltertums noch lange vor der Ära der Dinosaurier: die Wangenechse (Pareiasaurus) – bis zu einer Tonne schwer
Größtes Tier des Erdaltertums noch lange vor der Ära der Dinosaurier: die Wangenechse (Pareiasaurus) – bis zu einer Tonne schwer. Vor der Nachbildung der Echse im Geoskop ist die Platte mit dem in Eschbach gefundenen Fußabdruck zu sehen.

Wissenschaftliche Hypothesen gelten nur so lange, bis neue Fakten oder plausiblere Annahmen auftreten und ein Umdenken erforderlich machen. Eine Ausstellung im Geoskop auf Burg Lichtenberg bei Kusel beruht auf einem solchen Umdenken, das zum Wesenskern modernen wissenschaftlichen Arbeitens gehört.

„Die Wüste lebt! Im Paradies der Saurier“ heißt die Sonderausstellung des Urweltmuseums, die Ende Mai eröffnet wurde und nun bis zum nächsten Jahr dort zu sehen ist. Das Geoskop verzeichnet, wie Jan Fischer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Einrichtung, bestätigt, lebhaftes Interesse an der Schau und geht davon aus, dass sich das in der Ferienzeit jetzt noch deutlich steigern wird. Klar, wenn es um Saurier geht, sind die Kinder einflussreiche Multiplikatoren mit Einfluss auf Eltern und Großeltern.

Dabei muss man beachten: Hier geht es zwar um Saurier, aber nicht um Dino-Saurier. T-Rex, Triceratops, Brontosaurier und ihre populäre Verwandtschaft sind eine spätere Unterart, deren Zeit erst viele Millionen Jahre nach der kommen wird, um die es in der Sonderausstellung im Geoskop geht. Die frühen Vierbeiner dieser Zeit sind etwa das nur vermeintlich zahnlose Oudenodon, der an einen Waran erinnernde Procolophon oder der pummelige Pareiasaurus (Wangenechse), der etwa die Größe eines Nilpferdes erreicht hat und dessen Fußspur in Eschbach die Aufmerksamkeit der Forscher erregt hat. Diese und weitere Tiere sind als Modelle in der Ausstellung anzutreffen.

Zufallsfund zeigt unerwartetes Bild

Am Ende des Erdaltertums, vor etwas mehr als 250 Millionen Jahren, lag Deutschland dort, wo heute die Sahara ist, informiert das Urweltmuseum. Große Teile Nord- und Mitteleuropas waren von einem subtropischen Flachmeer bedeckt, das mit einem schmalen Ausläufer bis in den Süden der heutigen Pfalz reichte. Die Umrandung des Meeres prägte eine halbwüstenartige Landschaft mit kargem und eintönigem Leben – so zumindest die vorherrschende Lehrmeinung.

Der Zufallsfund eines großen versteinerten Saurierfußabdruckes brachte 2020 eine Forschungslawine ins Rollen, deren Ergebnisse ein völlig anderes Bild zeichnen: Die „Wüste“ war nicht tot, sondern ein Hort des Lebens mit jeder Menge Pflanzen, Krabbeltieren und bizarren Sauriern. Jüngste Fossilgrabungen des Geoskops im südpfälzischen Eschbach haben Spuren einer unerwartet vielfältigen Lebenswelt am Rand des damaligen Meeres aufgedeckt. Dazu gehören unter anderem Hinweise auf die größten Landwirbeltiere jener Zeit. Die Vielzahl kleiner und großer Pflanzenfresser deutet auf eine ausgesprochen lebensfreundliche Umwelt am Ende des Erdaltertums in Deutschland.

Fußspuren als vielsagende Hinterlassenschaft

Die Ausstellung im Geoskop, die also auf neusten und noch laufenden Forschungen basiert, lädt zu einem Streifzug durch eine urzeitliche Lebenswelt ein, die von diesen ungewöhnlichen Pflanzenfressern dominiert war. Dieses kurze, paradiesisch erscheinende Kapitel der Erdgeschichte endete im größten bekannten Massensterben des Planeten an der sogenannten Perm-Trias-Grenze, ausgelöst wohl durch einen Supervulkan, der im heutigen Sibirien vermutet wird, und die unter anderem dabei entstandenen Treibhausgase. Nicht nur in ihren versteinerten Knochen haben Überreste dieser Tiere die Abgründe der Zeit überdauert. Auch in Form von Fußabdrücken und Fährten haben sie Spuren ihres Daseins hinterlassen. Das sind für die Forschungen vielsagende Hinterlassenschaften, weil sie Abdrücke des Lebens sind, weil sie Bewegung und damit auch Verhalten dokumentieren. In Eschbach etwa wurden die Fußspuren von acht verschiedenen Sauriern gefunden.

Dass man trotzdem eine Vorstellung bekommt, wie die Tiere – Jan Fischer nennt ihre bei Eschbach gefundenen Vertreter mit Schmunzeln „Urpfälzer“ – und ihre Umwelt vor Jahrmillionen ausgesehen haben, ist das Ergebnis wissenschaftlicher und künstlerischer Arbeit. Die Ausstellung zeigt 50 verschiedene Objekte, und zwar ausgewählte Originalfossilien von Pflanzen und Tieren. Elf lebensgroße Modelle und zwei Großdioramen lassen dieses versunkene Paradies der Saurier dieser fernen Epoche der Erdgeschichte wieder lebendig werden.

Das Urweltmuseum Geoskop ist bis Ende Oktober dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und von 1. November bis 31. März dienstags bis sonntags von 12 bis 17 Uhr sowie an Feiertagen geöffnet.

Im Pfälzerwald bei Eschbach: die Fundstelle der Saurierfußspuren ist als Nachbau in der Sonderausstellung zu sehen.
Im Pfälzerwald bei Eschbach: die Fundstelle der Saurierfußspuren ist als Nachbau in der Sonderausstellung zu sehen.
x