Film Muss das erste Kino der Region dauerhaft schließen?

Hat 2018 eröffnet und große Investitionen erfordert: Das Cineplex Neustadt, eins der vier Kinos, das die Mannheimer Filmtheaterb
Hat 2018 eröffnet und große Investitionen erfordert: Das Cineplex Neustadt, eins der vier Kinos, das die Mannheimer Filmtheaterbetriebe Spickert betreiben.

Seit vier Wochen sind nun die Kinos der Region geschlossen. Eine Durststrecke, die alle vor große Herausforderungen stellt. Die Filmtheaterbetriebe Spickert, die das Cineplex in Neustadt, Mannheim und Bruchsal sowie das Cinemaxx in Mannheim führen, fürchten nun sogar, eines der Kinos aufgeben zu müssen.

„Wir stehen im Moment mit dem Rücken zur Wand, gerade vor dem Hintergrund, dass wir nicht wissen, wann wir überhaupt wieder aufmachen dürften“, sagt Frank Noreiks, Geschäftsführer der Filmtheaterbetriebe Spickert. Alle Soforthilfepakete greifen nicht, mit rund 40 Mitarbeitern in Neustadt und Bruchsal, über 100 in Mannheim und etwa 25 in der Verwaltung ist das Unternehmen zu groß. Und das Zusatzpaket der Stadt Mannheim, das stadtprägende Betriebe und Kulturveranstalter unterstützen will, listet Kinos nicht auf. „Wir fallen durch alle Kriterien durch“, sagt Noreiks. „Die haben Kino einfach nicht auf dem Schirm, Kino wird im städtischen Leben zu wenig berücksichtigt“, meint er mit Blick auf die Stadt Mannheim. Einen Brandbrief habe er daher nun an den Oberbürgermeister geschrieben.

Das Gros der Mitarbeiter sei in Kurzarbeit, berichtet Noreiks. Eine Grundmannschaft indes habe an Konzepten gearbeitet, um den Kontakt zum durchaus treuen Publikum zu halten: Zum einen gibt es die Streamingplattform cineplex-home.de der Cineplex-Gruppe (zu ihr gehören bundesweit noch weitere mittelständische Betriebe). Hier können Filmfans Klassiker, aber auch aktuelle Hits gegen Gebühr anschauen, etwa den Kassenschlager „Das perfekte Geheimnis“ mit Elyas M’Barek.

Der Popcornlieferservice kommt in Neustadt gut an

Außerdem vertreiben die Kinos in Neustadt, Mannheim und Bruchsal virtuelle Sesselpatenschaften. „Das wird total gut angenommen“, freut sich Noreiks. Dritte Säule ist ein Popcorn-Lieferservice: An allen Standorten fertigt ein Mitarbeiter derzeit täglich frisches Popcorn und liefert es aus. „Der Kassenrenner ist der 80-Liter-Popcornsack“, wundert sich Noreiks selbst ein wenig. Das Konzept komme wohl vor allem aufgrund des Gag-Faktors an, meint er: „Allein in Neustadt hatten wir über Ostern 50 Bestellungen.“ Die Einnahmen seien natürlich dennoch überschaubar. „Wir machen das eher, um einfach in Kontakt zu bleiben.“

Denn mit einer schnellen Wiedereröffnung der vier Kinos rechnet Noreiks nicht. Zumal er auch gar nicht wisse, was er denn zeigen könne. Die Verleiher haben die großen Filme in den Herbst und Winter oder auf 2021 verschoben. Und in Mannheim verfügen Cinemaxx und Cineplex über 18 Säle. „Wir überlegen, ein Haus zeitversetzt zu öffnen, etwa im November“, sagt Noreiks. „Wir ziehen aber auch in Erwägung, ein Kino dauerhaft zu schließen.“ Er spricht vom Cineplex, der eigentlichen Heimat der Filmtheaterbetriebe – ein teures Mietobjekt auf den Planken. Gleichzeitig möchte er auch nicht daran denken, dass dort danach eine internationale Kinokette einziehen könnte, um den alteingessenenen lokalen Betreibern Konkurrenz zu machen. Und so hofft Noreiks doch noch, dass die Stadt Mannheim auch Kinos in ihr „kommunales Hilfpaket“ einbezieht.

In Landau gibt es eine Go-Fund-Me-Initiative

Andere Kinos der Region versuchen derzeit weiter, sich mit Gutscheinverkäufen etwas dazu zu verdienen. Oder sie haben ein Spendenkonto samt Go-Fund-Me-Initiative gestartet wie der Gloria Kulturpalast in Landau, der auch als Kulturveranstalter und -förderer, etwa von Schulprojekten, auftritt (www.gofundme.com/f/rettet-den-gloria-kulturpalast).

Das Union Studio für Filmkunst in Kaiserslautern, regelmäßig vom Bund ausgezeichnet für sein Kurzfilmprogramm, wiederum zeigt seit gestern online Kurzfilme (auf union.film-kunst-kino.de) und bittet auch um Spenden. „Diese Warteposition ist ungewohnt“, sagt Stefan Sprengert, Geschäftsführer der Provinz 80 Programmkino GmbH, die das Union und das Provinzkino Enkenbach betreibt. Mit Gutscheinverkauf über zwei Verkaufsstellen sowie online verdiene man derzeit ein Zubrot. „Das läuft in Kaiserslautern auch ganz gut, wir mussten vor Ostern nachliefern.“ Sehr positiv sei zudem, dass die Stadt als Vermieter des Union-Kinos für die Zeit der Schließung die Miete erlassen und das bereits abgebuchte Geld auch schon zurückgezahlt habe.

Kaiserslautern hofft auf ein Ende des Stillstands

Sprengart hofft, dass die Kinos nicht mehr allzu lange geschlossen bleiben müssen: „Je länger es dauert, desto schwieriger wird der Neueinstieg“, sagt er und würde natürlich jedwege Auflagen akzeptieren. „Alles ist besser als totaler Stillstand.“

Im Mannheimer Cineplex, das nun eventuell dauerhaft geschlossen bleiben muss, haben die Betreiber regelmäßig auch Filmkunst geze
Im Mannheimer Cineplex, das nun eventuell dauerhaft geschlossen bleiben muss, haben die Betreiber regelmäßig auch Filmkunst gezeigt und Regisseure eingeladen, hier etwa Tom Sommerlatte mit Schauspielerin Karin Hanczewski zu seinem preisgekrönten Film »Im Sommer wohnt er unten«.
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