Kultur Große und kleine Auftritte

Eine Reise wert: Im Loire-Tal, in Amboise, hatte Leonardo da Vinci, dessen 500. Todestag im kommenden Jahr gewürdigt wird, seine
Eine Reise wert: Im Loire-Tal, in Amboise, hatte Leonardo da Vinci, dessen 500. Todestag im kommenden Jahr gewürdigt wird, seinen Alterssitz Clos Lucé, heute Museum mit Leoonardo-da-Vinci-Park.
Geburtstag mit Michael Francis

Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, die einst als „Landes-Sinfonie-Orchester für Pfalz und Saarland“ das Licht der musikalischen Welt erblickte, feiert 2019 ihren 100. Geburtstag. Und sie tut dies mit einem neuen Chefdirigenten: Michael Francis wird der erste Engländer auf dem Chefsessel der Staatsphilharmonie. Mit dem Schweizer Beat Fehlmann als Intendanten wird der ebenso charismatische wie sympathische Francis das Ludwigshafener Orchester durch die Geburtstagssaison führen. Die Vorfreude ist allenthalben mit Händen zu spüren, die Musikerinnen und Musiker sind überglücklich, dass sie genau jenen Dirigenten bekommen haben, den sie sich gewünscht hatten. Dabei war das Auswahlverfahren, vorsichtig ausgedrückt, ungewöhnlich. Ein Orchester von der Bedeutung der Staatsphilharmonie sucht sich seinen Chefdirigenten eigentlich aus, das heißt, man geht auf ausgewählte Kandidaten zu, lässt diese vielleicht Konzerte übernehmen und damit vordirigieren und entscheidet sich dann in einer Findungskommission, der auch Mitglieder des Orchesters angehören, für einen Dirigenten beziehungsweise für eine Dirigentin. In Ludwigshafen konnte sich aber quasi jeder bewerben, mehr als 120 Interessenten gab es für den Job des Chefdirigenten. Auch Michael Francis beteiligte sich an dem Verfahren, genau so wie alle anderen Bewerber auch. Und das, obwohl er in dieser Saison Artist in Residence der Staatsphilharmonie ist und fast 20 Konzerte dirigiert. Dass er sich für diese, nennen wir sie mal etwas salopp „Ochsentour“ nicht zu schade war, zeigt, wie sehr auch er an einer längerfristigen Zusammenarbeit mit dem Orchester interessiert war. Das könnte der Beginn einer wunderbaren Beziehung sein. Das Bauhaus-Jubiläum und zwei Pfälzer Architekturen Wer „Bauhaus“ googelt, bekommt als ersten Treffer einen Baumarkt. Der und seinesgleichen haben sicher großen gestalterischen Einfluss auf unsere gebauten Lebenswelten. Wichtiger ist dennoch die gleichnamige Hochschule für Gestaltung. 1919 in Weimar gegründet, 1925 nach Dessau verlegt, 1933 in Berlin geschlossen, daran schuld: die Nazis. Die aufs Ganze von Kunst, Kunstgewerbe, Architektur, Design, Tanz, Theater und Typografien gehenden Bauhausideen von Anni Albers, Walter Gropius, Johannes Itten, Paul Klee, László Moholy-Nagy oder Gunta Stölzl aber haben überlebt, weltweit, bis heute. Jetzt also die Feier des Gründungsjubiläums: 100 Jahre Bauhaus. Darauf kann man sich freuen. Dazu Bücher lesen wie Hajo Düchtings „Wie erkenne ich? Bauhaus“ (Belser Verlag, 10 Euro) . Das Eröffnungsfestival an der Berliner Akademie läuft gleich von 16. bis 24. Januar. Aber auch über die Ausstellung „ABC. Avantgarde – Bauhaus – Corporate Design“ im Gutenberg-Museum in Mainz, die am 6. September eröffnet wird, lässt es sich freuen. Oder, dass in der Pfalz zwei beispielhafte Bauhaus-Architekturen stehen, die einzigen im Übrigen, die es aus Rheinland-Pfalz in die offizielle Jubiläumsbroschüre geschafft haben: die zwischen 1927 und 1930 in Ludwigshafen gebaute Ebertsiedlung von Hermann Trum, Wilhelm Scholler und Markus Sternlieb, die als vorbildlich galt, schon mit Fernwärme ausgestattet war und großzügig geschnittene Wohnungen bot. Gemeinschaftlich nutzbare Räume wie ein Kindergarten und ein Konsumverein gehörten auch dazu. Das andere Bauhaus-Überbleibsel steht in Kindenheim und als Kulturdenkmal in der Denkmalliste des Landes: ein von Otto Prott geschaffener, im Stil der Neuen Sachlichkeit swingender, zweigeschossiger weißer Putzbau aus dem Jahr 1929, das avantgardistische Gutsgebäude des Weinguts Kreutzenberger immer noch. Da Vinci als Feminist Noch ein Jubiläum, dazu eine voraussichtlich Ende September öffnende Schau im Louvre in Paris, das mit dem ICE nur zweieinhalb Stunden von Kaiserslautern weg ist: Leonardo da Vinci ist vor 500 Jahren gestorben, die überlebensgroße Erfindergestalt der Renaissance. Die Pariser Ausstellung, dazu noch die auf zwölf Orte in Großbritannien verteilte Präsentation der einzigartigen Zeichnungssammlung der Royal Collection, werden Da Vinci dabei bestimmt nicht für seine Kriegsmaschinen würdigen. Sondern vor allem auch als Maler selbstbewusster Frauen, die dem Verkündigungsengel gleichberechtigt gegenüber stehen. Die Kritikerin Kia Vahland hat ein Buch darüber geschrieben: „Leonardo da Vinci und die Frauen - Eine Künstlerbiographie“. Es erscheint im März bei Suhrkamp. Der Renaissance-Mensch als früher Feminist, da kommt doch Freude auf. Wolkenzeichnungen Auf was ich mich noch freue? Die E-Mails der alten Dame, verschickt auf ihrem Tablet. Über das neueste Buch, das sie gelesen hat. Und den Konzertbesuch mit ihrem Mann 1952. Auf dem mitgeschickten Foto, der Blick in den Garten. Immer, einen neuen Roman von Ralf Rothmann, ein Video von Pipilotti Rist, ein Tanzstück im Pfalzbau. Die Schau „Darf ich dir meine Sammlung zeigen? 40 Jahre – 40 Meisterwerke zu Gast“, die im September im Hack-Museum gezeigt wird, das 1979 eröffnet hat. Den nächsten blauen Himmel mit Wolkenzeichnungen, das nächste Bild, gemalt von meiner achtjährigen Tochter. Die nächste Begegnung mit dem Enthusiasmus des Tiefenthaler Galeristen Wolfgang Thomeczek. Venedig im Mai, die Biennale im Anhang. Das Wörtermeer am Wörthersee, wenn der Bachmann-Preis vergeben wird. Den Sommerregen, der so gut riecht. Das leere Blatt, die nie fertige Geschichte. Den Beat, mit dem ein jüngeres Ich aufwallt. Das, was ich noch nicht weiß. Das, wovon ich noch nicht weiß, dass ich es wissen möchte. Fontane zu lesen, auch ein Jubilar. Das nächste Bauwerk von Bayer & Strobel, bayer uhrig, Molter Linnemann, Gruber Kleine-Kraneburg, Schoyerer Architekten, Lamott + Lamott, metaraum. Etc. Und wie das Teehaus in Ruppertsberg wieder eröffnet wird. Überhaupt auf jedes Denkmal, das erhalten bleibt und jedes öffentliche Grundstück, das Investoren nicht verbauen aus Profitgier. Auf 52 syrische Gerichte freitags im Hausboot Ludwigshafen. Eine Hoch-Zeit in den Bergen. Schließlich Lebenskunst. Dass sie gelingt. Drangsal für Deutschland? Ob er es wahr macht? Beziehungsweise: Darf er überhaupt mitmachen? Oder ist es ohnehin nur ein Scherz? Doch im Grunde ist unserem Südpfälzer Indie-Popstar Max Gruber alias Drangsal ja alles zuzutrauen. Also einfach mal am (vermutlich) 21. Februar ARD einschalten, und vielleicht ist der Herxheimer ja dabei: beim deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest. Der vierte Platz von Michael Schulte auf der ESC-Bühne im vergangenen Mai hat Max Gruber offenbar dazu inspiriert, seine Fans aufzurufen, sich für ihn als deutschen Kandidaten beim grenzüberschreitenden Liedwettstreit einzusetzen, der 2019 in Israel ausgetragen werden wird. Berührungsängste kennt der Synthiewave-Fan ja nicht, live spielt er auch schon mal Metal oder Klaus Lages 80er-Schwoof-Mitgrölhit „Tausend mal berührt“. Kürzlich ja im fast heimischen Landau auf Eltern-Jahresendbesuch. Pfalz, twelve points. Bei Leonardo zu Hause Klar, die Mona Lisa – die Ikone des Louvre in Paris. Gewiss doch, der Mann war Italiener. Aber seit 1516 lebte und arbeitete er auf Einladung des französischen Königs François Ier in Frankreich, im Tal der Loire, der Landschaft, in der sich ein Schloss ans andere reiht und man leicht den Eindruck gewinnt, die Revolution habe niemals stattgefunden. Amboise, Chambord, Blois, Chenonceau, Azay-le-Rideau, Valençay, Chaumont und all die anderen waren damals gerade im Entstehen, und bei einigen wirkte Leonardo mit. Wer nach Leonardo da Vinci sucht, sollte auch unbedingt nach Clos Lucé reisen, seinem Landsitz. Die Region feiert im nächsten Jahr mit dem 500. Todestag des Universalkünstlers gleich noch 500 Jahre Renaissance im Loire-Tal mit und ist mindestens genauso sehenswert wie eine Ausstellung. Ein Kölner aus Paris Die einen verbinden mit Jacques Offenbach frivol ihre Röckchen hebende, ihre Beine schwingende und dabei laut aufjuchzende Can-Can-Tänzerinnen, die anderen höchstens noch eine zu einer venezianischen Liebesnacht erklingende Barkarole. So richtig ernst genommen hat man Jacques Offenbach (1819-1880) im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen jedenfalls selten. Vielleicht auch, weil er tatsächlich ein zudem auch recht geschäftstüchtiger Meister der Satire war und sich neben vielen begeisterten Anhängern auch jede Menge Feinde schuf. Erst recht nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. Da wurde aus dem in Köln geborenen und in Paris heimisch gewordenen Weltbürger mit einem Mal für die einen ein deutscher Jude, für die anderen der jüdische Verräter an der deutschen Kunst. Und die hatte eine ernste und heilige Sache zu sein. Dass er ein genialer Melodiker war, dass er wie kein anderer Humor in Noten ausdrücken konnte? Vergessen. Bei den Nazis dann sowieso. Im Offenbach-Jahr 2019 zu seinem 200. Geburtstag sollte sich das ändern. Die Straßburger Opéra du Rhin hat mit „Barkouf oder Ein Hund an der Macht“, einer fast 160 Jahre nicht mehr aufgeführten komischen Oper, den Auftakt gemacht. Es wird in den kommenden Monaten hoffentlich noch jede Menge Offenbach zum Entdecken geben. Abschied vom roten Schal und ein Umbruch in Mannheim Sie wird bestimmt wieder ein großes Fest der Kinokultur, die 69. Berlinale (7. bis 17. Februar), mit neuen Filmen von Fatih Akin, Angela Schanelec, Lone Scherfig und François Ozon im Wettbewerb. Schließlich gab es 2018 zwei der schönsten Filme des Jahres dort zuerst zu bewundern: Thomas Stubers „In den Gängen“, eine in einem ostdeutschen Lebensmittelgroßmarkt spielende zarte Liebesballade, und Christian Petzolds „Transit“. Doch es wird die letzte Berlinale unter Dieter Kosslick (70) sein, der mit seinem roten Schal und rätselhaften Denglisch der deutschen Filmbranche ein fröhliches, unverkrampftes Gesicht gab. Auch beim Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg geht der Chef: Michael Kötz wird im November sein letztes, sicher wieder klug mit warmherzigen wie politisch engagierten Filmen kuratiertes Programm zeigen. Künftig wird der dann 68-Jährige sich ganz aufs Ludwigshafener Festival auf der Parkinsel konzentrieren, das 2019 wieder ab 21. August Größen des deutschen Films und Fernsehens nach Ludwigshafen locken wird. Hoffen wir schon mal auf gutes Wetter! Kunst in Pirmasens Ganz abseits von Jubiläen eine Entdeckung: Die Alte Post in Pirmasens wird gleich am 8. Februar eine Ausstellung aus Beständen des Sammlerehepaars Alexander und Gabriele Baier-Jagodzinski zeigen. Bei dem Paar handelt es sich um keine gewöhnlichen Kunstsammler. Schon zu Studienzeiten betrieben die zwei eine Galerie in Mainz, gründeten später das erste richtige Kunst-Magazin Deutschlands, in dem die wilden 70er Jahre in der Kunst oft auch sehr kontrovers diskutiert wurden. Später sorgte das Paar in Salzgitter für bundesweit Aufsehen erregende Ausstellungen. Dabei wurde seit den Studienzeiten immer mal das ein oder andere Stück von interessanten, aber noch nicht so teuren Künstlern gekauft. Das Ergebnis sind weit über 2000 Werke, aus denen die Ausstellungsmacher schöpfen können. Zusammen mit der Persönlichkeit der Sammler auf jeden Fall genug Stoff für eine spannende Ausstellung, die in der weiteren Region ihresgleichen suchen wird. Fische auf der Lauterer Bühne Das Pfalztheater Kaiserslautern ist nicht eben für sonderlich zahlreiche Uraufführungen bekannt, sieht man von den wunderbar poetischen Choreografien des hauseigenen Direktors der Sparte Tanz, James Sutherland, ab. So dürfen auch Besucher, die üblicherweise fürs Tanztheater wenig Interesse aufbringen, gespannt sein auf Sutherlands vielversprechende Shakespeare-Bearbeitung „Othello“, die am 2. März Premiere hat. Besondere, auch überregionale Aufmerksamkeit ist kurz darauf der für 8. März auf der Werkstattbühne angesetzten Uraufführung des Zwei-Personen-Stücks „Fische“ von Nele Stuhler gewiss. Die existenzialistisch angehauchte, „herrlich absurde Einschließungsfantasie“ der 1989 geborenen Autorin hat ihr bereits den vom Land Rheinland-Pfalz, dessen Kulturstiftung und dem Pfalztheater verliehenen Else-Lasker-Schüler-Preis eingetragen. Die Inszenierung ist Bestandteil des Preises, der seit 1993 im Zwei-Jahres-Takt vergeben wird. Es war einmal in Hollywood Auf einen neuen Film von Quentin Tarantino ist man immer neugierig. Denn er macht nie dasselbe. Irgendwie hat es mit Filmgeschichte zu tun. Und es wird Tote geben, das ist auch klar. Aber sonst? „Once Upon a Time in Hollywood“, sein neunter Film, startet am 8. August (so ihn die MeToo-Debatte nicht doch noch ausbremst). Genug Zeit, sich zu freuen und zu spekulieren. Es ist kein Western („Once Upon a Time in the West“ war der US-Titel von „Spiel mir das Lied vom Tod“ von Leone), hat aber damit zu tun. Auch spielt er in Amerika (wie „Once Upon a Time in America“, auch von Leone, Tarantinos Vorbild), genauer gesagt im Sommer 1969 in Hollywood. Als James Manson die schwangere Sharon Tate, die Ehefrau von Roman Polanski, ermordete. Wie genau das eingebettet ist in die fiktive Hauptgeschichte, ist das Rätselhafte und Spannende. Hauptfiguren sein sollen Rick Dalton (DiCaprio), ehemaliger Star einer Western-Serie, und sein Stunt-Double Cliff Booth (Brad Pitt). Sie haben Probleme, in einem Hollywood klarzukommen, in dem so viele Hippies rumlaufen. Ricks Nachbarin Sharon Tate (Margot Robbie) soll ihnen helfen. Die Besetzung ist erste Sahne: Al Pacino, Kurt Russell, Dakota Fanning, Tim Roth, Bruce Dern und Michael Madsen sind dabei. Viel mehr verrät auch der Trailer nicht. Diesmal hat Tarantino sogar auf sein Drehbuch gut aufgepasst, so dass es nicht im Internet steht.

Das Ludwigshafener Parkinsel-Filmfestival leitet Michael Kötz weiter, 2019 aber führt er das Mannheim-Heidelberger Festival letz
Das Ludwigshafener Parkinsel-Filmfestival leitet Michael Kötz weiter, 2019 aber führt er das Mannheim-Heidelberger Festival letztmals.
ESC-Ambitionen? Drangsal, hier live in Karlsruhe.
ESC-Ambitionen? Drangsal, hier live in Karlsruhe.
Michael Francis ist neuer Chefdirigent der in Ludwigshafen beheimateten Deutschen Staatsphilharmonie, die 2019 ihren 100. feiert
Michael Francis ist neuer Chefdirigent der in Ludwigshafen beheimateten Deutschen Staatsphilharmonie, die 2019 ihren 100. feiert.
Rastender Wanderer: Theodor-Fontane-Denkmal im Stadtzentrum von Neuruppin, wo der Literat am 30. Dezember 1819 geboren wurde.
Rastender Wanderer: Theodor-Fontane-Denkmal im Stadtzentrum von Neuruppin, wo der Literat am 30. Dezember 1819 geboren wurde.
Bauhaus-Architektur in der Pfalz: das Weingut Kreutzenberger in Kindenheim. 2019 wird die Bauhaus-Gründung vor 100 Jahren gefeie
Bauhaus-Architektur in der Pfalz: das Weingut Kreutzenberger in Kindenheim. 2019 wird die Bauhaus-Gründung vor 100 Jahren gefeiert.
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