Kultur Ewiger Lockenkopf

Brian May bei einem Konzert 2016 in Barcelona.
Brian May bei einem Konzert 2016 in Barcelona.

Dieser Mann ist seit heute 70 – doch er will offenbar nicht älter werden. Brian May steht immer noch in Rockerpose auf der Bühne, die Beine im Spagat und in knallenge Jeans gezwängt. Dabei ist sein singender Gitarrenton so markant – wie die Gesangsstimme seines verstorbenen Queen-Kollegen Freddie Mercury.

Brian May trägt noch immer einen Lockenkopf, als gelte es, die Herzen aller Teenager zu erobern – so ewig jung wirkt er. Und so sehr er sich auch bemüht, immer wieder darauf hinzuweisen, dass trotz einiger Reinkarnationen die Zeiten von Queen mit Mercurys Tod vorbei seien, so sehr ist er dieser Vergangenheit bis heute verhaftet, den Songs, die er komponiert oder mitkomponiert hat, den Hymnen, die in Fußballstadien und auf Massendemonstrationen bis heute aus voller Kehle mitgegrölt werden. Die Band Queen, die May zusammen mit Mercury und Schlagzeuger Roger Taylor 1970 gegründet hatte, ist zu einer Ikone des ausgehenden 20. Jahrhunderts geworden – auch dank Mays einzigartigem Gitarrenspiel, geprägt von Experimentierfreude und seiner meisterhaften, einfühlsamen Technik, die ihn zu einem der herausragenden britischen Gitarristen der 70er Jahre machen. In mancher Hinsicht ist seine Band Queen sogar bedeutsamer als die Rolling Stones, deren Songs sich nie wirklich zum Mitsingen geeignet haben. Manchmal ist das Werk eben größer als man selbst. Brian May weiß das. Und dass es Queen ohne Mercury ebenso nicht gegeben hätte wie ohne ihn. Also spielt er bis heute die alten Songs. Allein 20 Top-Ten-Hits der Gruppe stammen aus Mays Feder, darunter sind „Tie Your Mother Down“, „I Want It All“, „Flash“, „Save Me“, „Who Wants to Live Forever“ „I Go Crazy“ oder „The Show Must Go On“. Ein Schlüsselsong der Band und ebenfalls von May geschrieben ist „We Will Rock You“. 1977 mit „We Are The Champions“ als Doppel-Single veröffentlicht, wurde die Nummer zu einem Welthit. „Vermutlich würden viele britische Fußballfans diese Songs von Queen sogar der britischen Nationalhymne vorziehen. Das ist schon ein gewaltiges Erbe“, schreibt dazu Queen-Biograf Steve Dinsdale. Und tatsächlich hat wohl niemand jemals Stadionrock so gespielt wie Queen. Die Band hatte einen einmaligen Sinn für – mitunter kitschige – Theatralik. Und ihre Songs schienen am besten, wenn sie vor 50.000 und mehr Fans gespielt wurden, die alle ihre Hände in die Höhe streckten und hin- und herschwenkten. Dabei war Queen lange Zeit alles andere als angesagt, wie sich Brian May erinnert: „Wir wurden lange völlig ignoriert, nur um dann von allen total verrissen zu werden. Es gab keine Art von Beleidigung, die man uns nicht an den Kopf geworfen hätte. Vielleicht war das ein ganz guter Start für unsere Karriere“ – eine Karriere, von der Brian May bis heute zehrt.

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