Mainz Die Queen, Gorbatschow und Umberto Eco bei Gutenberg: Eine Schau über berühmte Museumsbesucher

 Königin Elisabeth II. 1978 bis in der Druckerwerkstatt . Neben ihr der ewige Oberbürgermeister Jockel Fuchs (Mitte).
Königin Elisabeth II. 1978 bis in der Druckerwerkstatt . Neben ihr der ewige Oberbürgermeister Jockel Fuchs (Mitte).

„Majesty, and now we go enunner in die Druckerwerkstatt“, meinte Oberbürgermeister Jockel Fuchs bei ihrem Besuch zu Queen Elisabeth II. im Gutenberg-Museum. Das Mainzer Haus erinnert jetzt mit einer Schau an die Besuche von Prominenten.

Älteren Mainzern ist der 23. Februar 2005 noch gut in Erinnerung: In der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt gingen Scharfschützen in Stellung, Innenstadt-Bewohner durften ihre Balkone nicht mehr betreten, und alle Kinder bekamen schulfrei. Verursacher des beispiellosen Ausnahmezustands war der damalige US-Präsident George W. Bush, der auf dem Weg zwischen zwei Gipfeltreffen einen Zwischenstopp in Deutschland einlegte. Den nutzte er auch für einen kurzen Besuch im Mainzer Gutenberg-Museum. Mit einer kleinen Sonderausstellung „Hotspot Gutenberg-Museum - Hoher Besuch in Rheinland-Pfalz“ erinnert das „Weltmuseum der Druckkunst“ jetzt an seine prominenten Gäste.

Digitalisiertes VIP-Gästebuch

An illustren Besuchern herrschte in dem 1962 eröffneten, mittlerweile in die Jahre gekommenen Museumsbau nämlich kein Mangel. Schon viele Prominente bestaunten die Original-Bibeln aus dem 15. Jahrhundert, die das Museum in einem Tresorraum verwahrt, und probierten ihr Können an einer nachgebauten historischen Druckerpresse aus. Michail Gorbatschow war da, Angela Merkel sowieso und gerade erst das belgische Königspaar. Im Zentrum der Schau steht eine interaktive, digitalisierte Version des VIP-Gästebuchs. „Die Ausstellung ist auch ein wichtiger Beitrag, um unsere Landesgeschichte zu erzählen“, sagt Museumsdirektor Ulf Sölter.

So verweist das Gutenberg-Museum stolz auf den Besuch von Valentina „Vava“ Chagall, der Ehefrau von Marc Chagall. Der Künstler hatte die heute weltberühmten Glasfenster für die Mainzer Stephanskirche entworfen, konnte das Ergebnis seiner Arbeit aber aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr persönlich in Augenschein nehmen.

Legendär ist auch die Rheinland-Pfalz-Visite der britischen Königin Elizabeth II. und ihres Mannes, Prinz Philipp, denen 1978 bei ihrer Fahrt durch das Stadtzentrum im strömenden Regen Tausende Schaulustige zujubelten. Der damalige Oberbürgermeister Jockel Fuchs (SPD) hatte wohl während der Museumsführung sein vorbereitetes Manuskript verlegt, so dass er den blaublütigen Ehrengästen schließlich in einer eigentümlichen Mischung aus Englisch, Deutsch und Mainzer Dialekt den legendären Satz zuraunte: „Majesty, and now we go enunner in die Druckerwerkstatt.“

Der noble Besuch bleibt oft wortkarg

Die Queen, bedauert Ausstellungskuratorin Anett Göthe, habe sich zwar im Museum in das Goldene Buch der Stadt Mainz eingetragen, aber nichts in das Gästebuch des Museums geschrieben. Auch andere Prominente blieben oft wortkarg und hinterließen lediglich ihren Namen. Der Schauspieler Joachim Król notierte „Papier ist für die Ewigkeit“ und der italienische Literat Umberto Eco ließ mit dem vieldeutigen lateinischen Spruch „Et in Arcadia ego“ („Auch ich war in Arkadien“) einigen Raum für Interpretationen.

Die Kuratorin Göthe lenkt die Aufmerksamkeit aber auch auf Besucher, die zwar der allgemeinen Öffentlichkeit kaum bekannt sind, aber dennoch sehr wichtig für das Museum waren - etwa auf den österreichisch-amerikanischen Antiquar Hans Peter Kraus. Der vor den Nazis nach Amerika geflohene Buchhändler spielte die entscheidende Rolle dabei, dass die Stadt Mainz 1978 eine komplette Ausgabe der Gutenberg-Bibel erwerben konnte – für den vergleichsweise günstigen Preis von 3,6 Millionen DM. „Damals gab es auch andere Bieter, die mehr gezahlt hätten“, berichtet Göthe. Kraus sei jedoch ein Anliegen gewesen, dass die Bibeln in Gutenbergs Heimatstadt zurückkehrten.

Altbau wird abgerissen

Bei seiner Eröffnung galt der bis heute vom Museum genutzte „Schell-Bau“ als Meisterwerk der Moderne und als eines der fortschrittlichsten Museumsprojekte überhaupt. Längst ist er dringend sanierungsbedürftig, und mittlerweile steht fest, dass er in den kommenden Jahren abgerissen und durch einen Neubau am selben Standort ersetzt werden soll. Dann, so kündigt Museumschef Sölter an, werde es auch ein neues Gästebuch geben.

Info

„Hotspot Gutenberg-Museum - Hoher Besuch in Rheinland-Pfalz“, bis zum 4. Juni 2023 zu den üblichen Museumsöffnungszeiten täglich außer montags sehen. www.gutenberg-museum.de

Umberto Eco druckt eine Bibelseite an der rekonstruierten Gutenberg-Presse.
Umberto Eco druckt eine Bibelseite an der rekonstruierten Gutenberg-Presse.
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