Russland Bolschoi-Chef verlässt berühmtes Theater, Putin-Freund Waleri Gergijew übernimmt

Waleri Gergijew wird künftig auch das Bolschoi-Theater leiten.
Waleri Gergijew wird künftig auch das Bolschoi-Theater leiten.

Der ehemalige Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, Waleri Gergijew, leitet ab sofort das weltberühmte Moskauer Bolschoi-Theater in Moskau. Wie die russische Regierung am Freitag im Onlinedienst Telegram mitteilte, ernannte Ministerpräsident Michail Mischustin den Vertrauten von Kreml-Chef Wladimir Putin für fünf Jahre zum Generaldirektor des Bolschoi-Theaters.

Der 70-jährige Gergijew leitet bereits seit 1996 das bekannte Mariinski-Theater in St. Petersburg, der Heimatstadt Putins. Putin hatte im März vergangenen Jahres vorgeschlagen, die Leitung der beiden renommiertesten russischen Theater zusammenzulegen, wie es schon vor der Revolution im Jahr 1917 der Fall war.

Viele westliche Theater und Konzerthäuser hatten im vergangenen Jahr die Zusammenarbeit mit Gergijew beendet, weil er sich nicht von Putin und dessen Krieg in der Ukraine distanziert hatte. Seine Nähe zu Putin, insbesondere nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014, sowie seine Teilnahme an Konzerten in der abtrünnigen georgischen Region Südossetien und mit der syrischen Armee in der antiken Stadt Palmyra hatten bereits zuvor für Kontroversen gesorgt.

2022 flog Gergijew in München raus

Im März 2022 hatte die Stadt München Gergijew als Chefdirigenten der Philharmoniker entlassen. Auch andere Konzerthäuser, Orchester und Festivals in aller Welt beendeten die Zusammenarbeit mit dem Star-Dirigenten. Zum Ukraine-Konflikt hat er sich öffentlich bisher nicht geäußert. Mittlerweile tritt Gergijew hauptsächlich in Russland auf, Anfang des Jahres tourte er auch durch China.

Die Leitung des Bolschoi-Theaters übernimmt Gergijew von Wladimir Urin. Urin hatte das Theater seit 2013 geleitet und galt lange als Unterstützer des Kreml. Nach Beginn der Ukraine-Offensive im Februar 2022 unterzeichnete er jedoch einen offenen Brief von Künstlern und Kulturschaffenden, in dem „alle Parteien“ aufgefordert wurden, die Kämpfe in der Ukraine zu beenden.

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