Kultur Aus Speyer an die Spitze von Radio Bremen

Die in Ludwigshafen geborene und in Speyer aufgewachsene ZDF-Journalistin Yvette Gerner ist gestern zur neuen Intendantin von Radio Bremen gewählt worden. Die 51-Jährige hat als freie Mitarbeiterin der RHEINPFALZ begonnen – und sich auch einmal um das Amt des Speyerer Oberbürgermeisters beworben.

Wenn Yvette Gerner am 1. August die Nachfolge des bisherigen Intendanten Jan Metzger antritt, wird sie die dritte Frau an der Spitze einer der neun Landesrundfunkanstalten sein – neben Karola Wille vom MDR und Patricia Schlesinger vom RBB. Der Rundfunkrat von Radio Bremen, der kleinsten ARD-Anstalt, wählte Gerner mit 23 Ja-Stimmen, es gab zwei Nein-Stimmen und drei Enthaltungen. Die Sozialdemokratin, die mit ihrer Familie in Ober-Olm bei Mainz lebt, ist zurzeit noch Chefin vom Dienst in der ZDF-Chefredaktion. 2002 trat sie in Speyer bei der Wahl des Oberbürgermeisters gegen Amtsinhaber Werner Schineller an, unterlag aber. Gerner verteidigte gestern ihre SPD-Mitgliedschaft. Sie sei in der Partei nicht aktiv, sagte sie, und fühle sich als Intendantin nur den Menschen vor Ort und den Beschäftigten von Radio Bremen verpflichtet. Bei der Intendantensuche, ergänzte der Rundfunkratsvorsitzende Klaus Sondergeld, habe die Parteimitgliedschaft „überhaupt keine Rolle gespielt“. Intendant Jan Metzger, der seit 2009 amtiert und mit 63 Jahren nicht mehr für eine dritte Amtszeit kandidieren wollte, ist parteilos. Um seine Nachfolge hatten sich 22 Männer und Frauen beworben, acht von ihnen kamen in die engere Wahl. Gerner nahm auch Stellung zu einem Reizthema: der ARD-Handreichung mit Formulierungsvorschlägen zur Verteidigung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Gerner sagte, sie halte es für „durchaus legitim“, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie man mit den „oft sehr ungerechten“ Anfeindungen umgehen sollte. Bei Radio Bremen will sie den Dialog mit dem Publikum suchen und „nah bei den Menschen“ sein. Ihre ersten journalistischen Erfahrungen sammelte Gerner bei der RHEINPFALZ – als freie Mitarbeiterin während ihres Studiums (Politik, Germanistik und Slawistik). Mit einer Arbeit über die EU und Russland erwarb sie 1997 den Doktortitel. Nach einem Volontariat beim ZDF arbeitete sie dort unter anderem als stellvertretende Leiterin des „Auslandsjournals“. Gemeinsam mit ihrem 17-jährigen Sohn und ihrem Hund will sie jetzt nach Bremen umziehen. Ihr Mann werde wegen seiner Arbeitsstelle „noch ein bisschen pendeln“.