streaming Unheimliche „Katla“-Wesen aus Islands Vulkangestein

Verkohlte Menschen lösen sich aus den Klüften des Vulkankraters: Die Bilder der Netflix-Serie „Katla“ sind düster, beunruhigend
Verkohlte Menschen lösen sich aus den Klüften des Vulkankraters: Die Bilder der Netflix-Serie »Katla« sind düster, beunruhigend und apokalyptisch.

Im April 2010 ließ die Erde im hohen Norden die Muskeln spielen: Der Ausbruch eines isländischen Vulkansystems mit dem schier unaussprechlichen Namen Eyjafjallajökull legte mit seinem Ascheregen den europäischen Flugverkehr weitgehend lahm. Auch die isländische Mysteryserie „Katla“ dreht sich um die Eruption eines vergletscherten Vulkans – mit gruseligen Folgen: Ein Jahr nach der Katastrophe schälen sich seltsame Wesen aus den Kraterspalten, die wie verschollene oder tote Menschen aussehen, und versetzen die abgelegene Kleinstadt Vik in Unruhe.

Gottverlassene Einöde

Heldin des achtteiligen Gruselthrillers ist die junge Grima (Gudrun Yr Eyfjörd), deren Schwester ein Jahr zuvor verschwand, als die heftige Eruption des Vulkans Katla begann, eines – real existierenden – subglazialen Feuerbergs. Luft und Boden in der gottverlassenen Einöde sind von Asche verseucht, die Leute werden krank, das Heu fürs Vieh muss aufwendig importiert werden. Nur wenige Einheimische harren hier noch aus – unter anderem, um die meteorologische Messstation zu warten. Eines Tages häufen sich merkwürdige Zeichen. Wissenschaftler registrieren seltsame Aktivitäten im Vulkangestein, ein totes Schaf liegt im Nirgendwo, und eine Wahrsagerin hat eine böse Vorahnung.

Geheimnisse und Ängste

Grima ist entsetzt, als plötzlich eine nackte Frau über die Felsen wankt, deren Körper mit einer schwarzen Schicht überzogen ist, als wäre sie verkohlt – der Zuschauer hat schon zuvor gesehen, wie sie sich im Vulkankrater auf mysteriöse Art aus dem Gestein löste. Die Frau behauptet, jene Schwedin zu sein, die vor 20 Jahren in einem Hotel in Vik gejobbt hat – doch warum ist sie um keinen Tag gealtert? Immer mehr solcher Wesen tauchen im Ort auf und wollen den Platz von Menschen einnehmen, die seit längerem tot oder verschollen sind. Ihr Erscheinen stürzt einige Bewohner arg in Bedrängnis, denn es bringt Geheimnisse und Ängste ans Tageslicht.

Düstere isländische Mystik

„Katla“ nimmt in vielen Punkten Bezug auf die isländische Sagenwelt. So tauchen etwa wie im mittelalterlichen Edda-Epos Raben als Schicksalsboten auf. Wer sich jedoch eine gemütvolle Fantasyserie erhofft, die mit isländischer Mystik spielt und in der Elfen, Gnome oder Trolle vorkommen, wird enttäuscht: Zwar gibt es auch hier rätselhafte Wesen, doch sie sind alles andere als putzig. Die Serie ist durch und durch düster und greift auch das Thema Suizid auf – eine Warntafel weist sensible Zuschauer eigens darauf hin. Die ausdrucksstarken Bilder, die das Regieteam (Baltasar Kormákur, Börkur Sigthorsson und Thora Hilmarsdóttir) findet, fangen den herben Reiz der nordischen Landschaft ein, erinnern bisweilen aber auch an zerstörte Landschaften nach einer Atomkatastrophe.

Info

„Katla“ – Mystery-Serie mit acht Folgen: ab Do 17.6., Netflix

Heldin der Aschewelt: Grima (Gudrun Yr Eyfjörd) sucht ihre Schwester, die seit dem Vulkanausbruch vermisst wird.
Heldin der Aschewelt: Grima (Gudrun Yr Eyfjörd) sucht ihre Schwester, die seit dem Vulkanausbruch vermisst wird.
x