STREAMING Die besten neue Serien im Mai

Schlägerei im besten Mannesalter: Sheldon Sampson (Josh Duhamel, li.) kämpt in „Jupiter’s Legacy“ gegen den gepanzerten Bösewich
Schlägerei im besten Mannesalter: Sheldon Sampson (Josh Duhamel, li.) kämpt in »Jupiter’s Legacy« gegen den gepanzerten Bösewicht Blackstar (Tyler Mane).

Ein alternder Superheld, verzweifelte Sklaven auf der Flucht und Nora Tschirner als personifizierte Depression: Wir stellen die interessantesten Serien vor, die im Mai bei Streaminganbietern oder im Bezahlfernsehen starten.

„Jupiter’s Legacy“ (ab 7.5., Netflix) – Superhelden sind auch nur Menschen: Sie machen Fehler, haben Ängste und werden im Alter von ihren eigenen Kindern vom Sockel gestürzt. Josh Duhamel spielt in „Jupiters Legacy“ den ergrauten „Utopian“ Sheldon Sampson, der regelmäßig die Welt rettet, aber auch Familienvater ist – leider kein sehr guter: Er hatte nie viel Zeit für seine Kinder, und sein Sohn leidet darunter, dass der Alte ihm nicht zutraut, in seine Fußstapfen als Superheld zu treten. Doch als es zu einem Aufstand von Superschurken kommt, müssen alle an einem Strang ziehen. Die spannende Hochglanzserie ist ein Hybrid aus Familienstory und Heldensaga mit rabiaten Kampfszenen. Einen gewissen Reiz bezieht sie daraus, dass es auch um Fragen der Moral und die Geschichte der USA vom Börsencrash 1929 bis zur Spaltung der Nation unter Trump geht.

„The Mopes“ (ab 11.5., Sky) – Eine schräge Hauptrolle für Nora Tschirner: Sie spielt Monika, eine personifizierte Depression, und zwar die des Ex-Popstars Mat (Roel Dirven). Monika arbeitet für die mysteriöse „Zentrale für psychische Erkrankungen“, auf deren kafkaesken Fluren sich seelische Störungen drängeln und versuchen, ihr Plansoll zu erfüllen. Monika macht sich mit Eifer an die Arbeit: Sie setzt sich nachts auf Mats Bett und flüstert ihm ins Ohr „Du bist wertlos“, verfolgt ihn, treibt ihn zur Verzweiflung. Zu ihrer Überraschung kann der Musiker sie sehen – das darf nicht passieren! Umso hartnäckiger setzt Monika ihrem Opfer zu, denn sie hofft auf eine Beförderung bei ihrer Behörde. Eine originelle und sensible Comedyserie über seelische Erkrankungen: sehenswert.

„The Underground Railroad“ (ab 14.5., Amazon) – Im 19. Jahrhundert war sie für viele Sklaven die letzte Hoffnung: Die Underground Railroad, eine Fluchthilfeorganisation, bei der mutige Helfer tausende von Schwarzen aus den Südstaaten schleusten – mit Hilfe von Verstecken, Geheimcodes, Fluchtrouten. Der Autor Colson Whitehead erzählt im gleichnamigen Roman von jenem Netzwerk. Auf seinem Buch basiert die aufwühlende Anti-Rassismus-Serie: Im Mittelpunkt des epischen Dramas stehen zwei Sklaven, die von der Plantage eines sadistischen Baumwollfarmers fliehen. Doch bis in die Freiheit ist es ein langer Weg. Die komplex erzählte Serie ist zugleich spannend, bewegend und verstörend. Die Leiden der Sklaven werden schonungslos geschildert, bis hin zu einer schockierenden Szene, in der ein Schwarzer bei lebendigem Leib verbrannt wird – nichts für Zartbesaitete.

„Mare of Easttown“ (ab 21.5., Sky) – Kate Winslet gehört seit „Titanic“ zu Hollywoods größten Stars. Eine neue Serie mit ihr ist ein Versprechen auf großes Kino, das hier aber leider nur bedingt eingelöst wird. In „Mare of Easttown“ spielt sie die Kleinstadtpolizistin Mare Sheehan, die in einem öden Kaff in Pennsylvania lebt. Mare ist geschieden, ihr erwachsener Sohn hat sich umgebracht, sie zieht sein Kind bei sich auf und lebt mit ihrer Mutter (Jean Smart) unter einem Dach. Erst am Ende der ersten Episode geschieht der Mord, dessen Aufklärung ein paar Folgen dauern wird. Schade, dass die Story nicht spannender erzählt wird: Das unterkühlte Krimidrama fordert dem Zuschauer viel Geduld ab.

„The Kominsky Method“ (ab 28.5., Netflix) – Zwei alte weiße Männer, die sich in den Haaren liegen wie ein betagtes Ehepaar: Die Comedyserie „The Kominsky Method“ über Ex-Schauspieler Sandy Kominsky (Michael Douglas) und seinen Agenten Norman (Alan Arkin) wirkt auf den ersten Blick nicht zeitgemäß. Trotzdem hat sie es mit viel Dialogwitz und bissigem Humor zu zwei Golden Globes, diversen Emmy-Nominierungen und einer große Fangemeinde geschafft. Jetzt geht die Serie von Chuck Lorre („The Big Bang Theory“) in die dritte und letzte Runde. Wieder erzählt sie auf tragikomische Weise vom Älterwerden, von Eitelkeit und geplatzten Träumen – leider ist Alan Arkin bei der finalen Staffel nicht mehr dabei. Dafür wird die bisher nur kleine Rolle von Kathleen Turner ausgebaut: kein schlechter Ersatz.

Mit Thuso Mbedu: „The Underground Railroad“.
Mit Thuso Mbedu: »The Underground Railroad«.
Mit Michael Douglas: „The Kominsky Method“.
Mit Michael Douglas: »The Kominsky Method«.
Mit Kate Winslet: „Mare of Easttown“.
Mit Kate Winslet: »Mare of Easttown«.
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