INTERVIEW Cris Cosmo über sein neues Album „Blitz-Songs“

Blickt optimistisch in die Zukunft: Cris Cosmo.
Blickt optimistisch in die Zukunft: Cris Cosmo.

Er freut sich, wieder live loslegen zu dürfen: Singer-Songwriter Cris Cosmo kommt am Do 1.7. in die Heidelberger Halle 02, steht beim „Sommer im Schloss“ in Schwetzingen auf der Bühne (Do 22.7.), und auch ein Konzert beim Verein Musik und Kultur in Weisenheim/Sand (Sa 24.7.) ist geplant. Tickets gibt es noch nicht, aktuelle Infos unter linktr.ee/criscosmo. „Wenn es losgeht, sollte man schnell reservieren, die Plätze sind begrenzt“, rät der Künstler im LEO-Interview, und erzählt, mit welchen Projekten er Corona getrotzt hat und welches Highlight privat ansteht.

Es geht wieder los mit Live-Konzerten. Wie sieht die Lage bei Dir aus?
Das Booking ist mehr denn je im Fluss. Es werden trotz der guten Tendenzen grade noch immer Dates abgesagt oder nach 2022 geschoben. Andererseits kommen täglich mehrere Anfragen für Konzerte rein. Ich weiß, dass man auch unter Auflagen ein Publikum glücklich machen kann, andererseits würde ich mich freuen, wenn man mal wieder ohne angezogene Handbremse abfahren könnte.

Du hast Corona mit einer tollen Idee überbrückt: Blitz-Songs, die es jetzt digital als Album gibt. Kannst Du skizzieren, was es damit auf sich hat?
Blitz-Songs sind Auftragssongs. Sie werden als Lovesongs, für runde Geburtstage, als Heiratsanträge, aber auch als Kampagnensongs von Unternehmen gebucht. Seit dem Lockdown sind sie quasi über Nacht mein Hauptberuf geworden. Es sind mehr als 60 Songs entstanden. 15 sind auf dem Album gelandet.

Wie geht das, personalisierte Songs zu schreiben, ohne die Leute zu kennen?
Es steht und fällt viel mit dem Briefing, das ich bekomme. Viele Klienten geben sich hier super viel Mühe, so dass es mir sehr leichtfällt, daraus einen Text und passende Musik zu zaubern. Bei anderen muss ich öfter nachfassen. Ich will nicht einfach nur Infos auflisten, reimen und das runtersingen. Nur, wenn mich der Song selbst kriegt, kann er auch andere begeistern.

Und wie waren die Reaktionen darauf?
Die waren wirklich durch die Bank sehr positiv und haben mich selbst sehr bewegt. Tatsächlich verdrücken sich auch die härtesten Brocken ein paar Freudentränen, wenn sie ihren eigenen Song geschenkt bekommen und sich darin wiedererkennen. Die Freude, die mir mitgeteilt wurde, hat mich für die ausgefallenen Konzerte entschädigt. Denn das ist ja der Inhalt unseres Jobs als Bühnenmenschen: das Publikum zu inspirieren und bewegt und glücklich nach Hause zu schicken. Und so selbst Glück zu erfahren. Durch die Blitz-Songs hat das funktioniert. Die Menge der Personen war zwar viel kleiner, die Emotionen aber umso intensiver.

Du bietest unter dem Motto „Ich mach dich zum Macher“ schon länger Workshops an. Wie gestalten diese sich?
Ich mache „Make my Song“-Workshops mit Schulkindern. Hier geht es um Songwriting, Bandarbeit und Performance. Am Ende steht eine Show vor der ganzen Schule. Das Projekt fetzt ganz schön und ist zum Beispiel an Schulen in Singapur, Shanghai und Hamburg fest etabliert. Außerdem gebe ich Workshops für Booking und Management in Eigenregie. Ich manage mich seit 30 Jahren selbst. Da durfte ich einiges lernen, das ich gern weitergeben möchte, um jungen Menschen den Einstieg ins professionelle Musikbusiness zu erleichtern.

Woher nimmst du all’ diese Ideen?
Kreativität ist wie ein Muskel im Gehirn, den man trainieren kann. Man muss einfach anfangen, dann kommt Spaß und damit die Ideen. Ich durfte aber auch einige Kreativtechniken kennenlernen. Da gibt’s gute Tricks.

Du bist ja auch Familienvater. Hattest Du bei allem Optimismus, für den Du ja bekannt bist, vielleicht doch mit Existenzängsten zu kämpfen?
Ich habe mir schon Sorgen gemacht, gerade um meine Liebsten. Ich hatte Angst, dass das eine oder andere Horrorszenario aus Filmen und Büchern Wirklichkeit wird. Im Vergleich dazu haben wir die Geschichte ja bisher ganz gut rumgebracht. Ich bin mit vielen Details nicht einverstanden, etwa wie manche Berufsgruppen ganz offensichtlich bevorzugt werden, wie auch unser Land zum Teil korrupt ist und wie schamlos Steuergelder an wenige reiche Personen, Konzerne und Institutionen umverteilt werden. Aber für mich persönlich war die Krise auch eine Möglichkeit, mich weiterzuentwickeln. Ich habe aufgehört zu rauchen und Alkohol zu trinken, genieße die neue Klarheit und Ruhe. Ich habe erstmals ein Jahr lang fast nur zuhause geschlafen. Bei aller Liebe zum Rock’n’Roll war das ein sehr lehrreiches, effizientes und gesundes Jahr für mich, und da werde ich sicher in Zukunft einiges beibehalten.

Und wie blickst du gerade in die Zukunft?
Für mich persönlich bin ich ziemlich sorgenfrei. Wenn ich das mit Corona hinbekommen habe, was soll mich aus der Bahn werfen? Meine Verlobte Denise und ich planen unsere Hochzeit, da kommt auch ein großes, positives Ereignis auf uns zu. Ich fürchte, dass der Corona-Schatten noch eine Weile über uns schwebt, aber wir bekommen die Lage langsam in den Griff. Ich freue mich schon darauf, wieder loszulassen und zu lautem Sound mit anderen „abzudänsen“.

x