Sport Whirlpool für den Weltmeister

Von Emotionen überwältigt: Nikolaj Jacobsen und sein Sohn Linus.
Von Emotionen überwältigt: Nikolaj Jacobsen und sein Sohn Linus.

«Mannheim.» Die Löwen-Spieler standen am Mittwochabend bedröppelt auf dem Parkett, die Eulen feierten ausgelassen. Verkehrte Welt in der SAP-Arena. Den Löwen war gleich klar, was sie da angestellt haben. Verloren. Gegen den Tabellenletzten. Im letzten Heimspiel von Nikolaj Jacobsen. Eine Chance gibt es noch für einen vernünftigen Ausstand, in Leipzig. Wenn die Eulen am übernächsten Sonntag die Partie gegen GWD Minden gewinnen und sich die SG BBM Bietigheim und der VfL Gummersbach im direkten Duell unentschieden trennen, bleiben die Eulen doch noch ein der Bundesliga – wegen des besseren Torverhältnisses. „Seit Stuttgart läuft bei uns sehr viel zusammen. Wir hatten eine sehr gute Defensive. Wir haben das Torhüterduell klar gewonnen. Die Mannschaft hat eine unglaubliche Mentalität gezeigt, bei uns ist die erste Rückraumreihe ausgefallen. Meine Aufgabe ist es nun, die Mannschaft auf Minden vorzubereiten. Es ist noch eine theoretische Chance da“, meinte Trainer Benjamin Matschke. „Wir haben überragend gespielt“, sagte Rechtsaußen Alexander Falk. Als die Eulen die Schwäche des Top-Teams witterten, wuchs das Selbstvertrauen des Außenseiters mit jeder Minute. Alexander Feld prägte das Spiel, auch Stefan Salger machte eine prima Partie. Torhüter Matej Asanin wuchs über sich hinaus. Die Löwen, denen die 5:1-Abwehr des Gegners gar nicht schmeckte, kamen nach zeitweise fünf Toren Rückstand noch auf ein Tor heran, 23:24, 24:25, aber die Eulen behielten den Durchblick. „Da müssen wir anders dagegenhalten. Das ist nicht unser Anspruch“, sagte Patrick Groetzki. Ohne den kranken Jannik Kohlbacher, von Lesern des „Wochenblattes“ zum Spieler der Saison gekürt, fehlte dem Favoriten die wichtigste Waffe. Mads Mensah Larsen spielte trotz einer Schulterverletzung, Steffen Fäth musste ein paar Minuten ran, obwohl er auch krank war. Alexander Petersson und Jesper Nielsen fehlen ja schon länger. So reichte es dann nicht. „Das war so nicht geplant. Der Friesenheimer Rückraum hat sehr gut getroffen“, sagte Nikolaj Jacobsen. Klar: Der allseits beliebte und geschätzte Trainer hatte sich ein anderes Ergebnis gewünscht. Es wurde dann aber doch eine sehr, sehr emotionaler Abschied. Zeit für große Gefühle. Als ein Banner mit Jacobsens Namen unter das Hallendach gezogen wurde, als Würdigung seiner Verdienste für die Löwen, war der 47-Jährige sehr berührt. „Damit habe ich nicht gerechnet“, betonte der Trainer und sagte zu den Fans: „Es war mir eine Ehre.“ Sein Sohn Linus stand ihm zur Seite. Die Spieler flanierten an ihm vorbei, herzten und drückten ihn. Verabschiedet wurden auch Gudjon Valur Sigurdsson, Vladan Lipovina und Bogdan Radivojevic. „Ein drittes Mal komme ich nicht zurück“, scherzte der bald 40-jährige Sigurdsson. Geschäftsführerin Jennifer Kettemann lobte ihren Erfolgsschmied: „Du hast die Löwen auf ein anderes Level gebracht. Du bist nicht nur ein sensationeller Trainer, sondern auch ein sensationeller Mensch.“ Jacobsen, künftig nur noch als Trainer von Dänemark im Einsatz, damit er mehr Zeit für die Familie hat, kündigte an, sehr oft vorbeizuschauen. So oft, dass sich der eine oder andere fragen werde, ob er womöglich doch noch in Leimen wohnt. Die Löwen bewiesen Ironie, zeigten auch Bilder auf dem Videoschirm von den bitteren Pokalniederlagen in Hamburg beim Final Four. „Du hast auch diese Herausforderung gemeistert“, sagte Jennifer Kettemann. Als Geschenk erhielt der Weltmeister einen Whirlpool. In dem kann er ab Ende Juni abtauchen und sich an sehr bewegte fünf Jahre erinnern … So spielten sie Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Adanir (35. - 60.) - Lipovina (1), Schmid (4/1), Mensah Larsen(1) - Radivojevic (1), Sigurdsson (5) - Guardiola (3) - Abutovic, Taleski (2), Röller (1), Tollbring (1/1), Groetzki (5), Fäth (2) Eulen Ludwigshafen: Asanin - Salger (5), Feld (6), Dietrich (4) - Falk (3), Scholz (3) - Dippe (1) - Haider (3), Stüber (1), Spiler (1), Bührer (2), Hideg Spielfilm: 3:3 (5.), 5:7 (12.), 7:9 (18.), 9:13 (24.), 14:19 (35.), 18:20 (43.), 20:23 (48.), 24:25 (54.), 24:27 (56.) - Siebenmeter: 5/2 - 2/0 - Zeitstrafen: 0/2 - Beste Spieler: Sigurdsson - Asanin, Feld, Salger - Zuschauer: 9225 - Schiedsrichter: vom Dorff/vom Dorff (Kaarst)

Die Entscheidung: Max Haider trifft zum 28:25.
Die Entscheidung: Max Haider trifft zum 28:25.
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