Rheinpfalz Klöckner will das Zuckern von Babytees verbieten

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Baby-Tees sind oft stark gezuckert.

Die Ernährungsministerin setzt ansonsten auf freiwillige Vereinbarungen mit der Industrie. Bis zum Jahr 2025 soll alles umgesetzt sein.

Der Vorstoß von Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) ist Teil einer von ihr geplanten nationalen Strategie für weniger Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten. Das Zusetzen von Zucker in Babytees und Kindermilch soll gesetzlich verboten werden. Das geht aus einem Papier hervor, das der RHEINPFALZ am SONNTAG vorliegt. Im Fokus der Strategie, die auch von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) unterstützt wird, sollen besonders Baby- und Kindernahrung, Produkte mit hohem Salzgehalt und stark gezuckerte Erfrischungsgetränke stehen. In Deutschland gebe es zu viele übergewichtige Kinder, sagte Klöckner dieser Zeitung. Auch bei Erwachsenen häuften sich ernährungsbedingte Krankheiten. Am 26. September hatte Klöckner daher Vertreter von Wissenschaft, Wirtschaft, Verbraucherschutz, Gesundheitswesen und mehrerer Ministerien zu einem Runden Tisch eingeladen. Nun habe sie sich mit Wirtschaftsverbänden der Ernährungsindustrie auf eine „Grundsatzvereinbarung“ für gesündere Fertigprodukte geeinigt. Die Lebensmittelwirtschaft habe erstmals anerkannt, dass sie Teil des Problems sei, aber auch Teil der Lösung sein könne.

Zuckersteuer mehrfach abgelehnt

In den kommenden Wochen sollen Details erarbeitet werden. Bis Anfang 2019 rechnet Klöckners Ministerium mit konkreten Vorschlägen der beteiligten Branchenverbände mit festen Prozentzielen für verschiedene Produkte. Anschließend soll die Umsetzung beginnen, bis 2025 müssen die Ziele erreicht werden. In einem Jahr wird der Fortschritt überprüft. Damit setzt Klöckner – außer bei Baby- und Kindernahrung – auf Freiwilligkeit. Eine Zuckersteuer zum Beispiel hat sie schon mehrfach abgelehnt. Kritik daran übt die Verbraucherorganisation Foodwatch. Sie wirft Klöckner einen „Kuschelkurs“ gegenüber der Lebensmittelindustrie vor. Ihre Bemühungen, die Industrie zur freiwilligen Reduktion zu bewegen, seien zum Scheitern verurteilt.

Deutsche essen überdurchschnittlich viel Zucker

Im Gespräch mit der RHEINPFALZ am SONNTAG verteidigte die Ministerin ihre freiwillige Vereinbarung. „Ich bin zuversichtlich, dass die Lebensmittelwirtschaft die selbst gesteckten Ziele bis Herbst 2019 erreicht“, sagte sie. Drohen wolle sie den Wirtschaftsverbänden zwar nicht, der Gesetzgeber habe am Ende aber natürlich immer die Möglichkeit, einzugreifen. Zucker, Salz und gesättigte Fettsäuren in hohen Mengen begünstigen das Risiko für Übergewicht und Bluthochdruck. Die Deutschen verzehren 37,9 Kilogramm Zucker im Jahr (EU-Durchschnitt: 34,7 Kilo), wobei nur zwölf Prozent davon klassischer Haushaltszucker ist. Der Rest wird über andere Lebensmittel konsumiert. Eine Studie der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) aus diesem Jahr hat ergeben, dass eine Verringerung des Salzgehalts um zehn Prozent und des Zuckergehalts um 15 Prozent ohne stärkere Geschmackseinbußen möglich sei. Werde der Gehalt weiter reduziert, akzeptierten viele Verbraucher den Geschmack nicht mehr.

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