Rheinpfalz Zur Sache: Wie viel Heidentum steckt zum Beispiel im Osterfest?

Die Legende hält sich tapfer: Mit ihren christlichen Feiertagen habe die Kirche alte germanische Feste verdrängen wollen. Beim Osterfest allerdings habe wenigstens dessen heidnischer Name überlebt. Der komme von einer germanischen Frühlingsgöttin namens Ostara. Doch diese Theorie geht auf einen christlichen Mönch zurück, der erst im achten Jahrhundert lebte. Die Germanen selbst hingegen haben nichts über ihre Bräuche aufgeschrieben. So bleibt von ihnen erst einmal nur, was Archäologen ausgraben können: Spuren von Kultplätzen zum Beispiel. Welchen Göttern Germanen dort opferten, berichtete Tacitus gegen Ende des ersten Jahrhunderts. Doch er war ein Römer, und so schrieb er auch. Die germanischen Gottheiten setzte er umstandslos mit seinen römischen gleich. Die Götter- und Heldensagen der „Edda“ wiederum wurden erst im 13. Jahrhundert niedergeschrieben – also noch einmal viele hundert Jahre, nachdem ein Mönch die Oster-Göttin erwähnte. Weil die nur bei ihm auftaucht, vermuten viele Wissenschaftler: Der gelehrte Geistliche hat seine Erklärung für den Namen des Festes frei erfunden. Einen religiösen Frühlingsfeiertag allerdings könnten Germanen tatsächlich begangen haben. Die Kirche hat ihr wichtigstes Fest aber nicht als Konkurrenzveranstaltung dazu konzipiert, sondern ist von selbst auf ihren Termin gekommen. Schließlich fallen Tod und Auferstehung Jesu laut Bibel mit dem jüdischen Pesach zusammen. Und das, vermuten Historiker, war ganz ursprünglich eben auch ein Frühlingsfest. (häm)

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