Rheinpfalz „We have a great time!“

Ein Wochenende lang ausgelassen feiern: Das ließen sich viele Einheimische wie auch Angereiste nicht entgehen. Die Amerikaner waren mitten drin im Getümmel und genossen die Stimmung, die öffentlichen Verkehrsmittel wurden gut genutzt und andere wiederum reisten noch umweltfreundlicher per Fahrrad an.

Dort feiern, wo ohnehin alle ausgelassen feiern – da kann doch die Stimmung nur genial sein, dachten sich die Freundinnen von Julia Herrmann. Und entführten die angehende Braut kurzerhand zu einem Junggesellinnenabschied auf dem Rheinland-Pfalz-Tag in Ramstein. Direkt nach dem Frühstück machten sich die jungen Frauen aus „der Birkenfelder Ecke“ auf zum großen Landesfest, um ihr privates Fest zu feiern. Nun steht Julia mit ihrem Bauchladen mitten im Trubel und die Freundinnen-Clique sorgt mit dem schwarz-pinkfarbenen Dresscode und vor allem mit den Trillerpfeifen dafür, dass jener noch größer wird. An ihnen vorbeigucken – und -hören – kann man jedenfalls nicht. „Hier lässt sich viel verkaufen“, zieht Julia ein erstes Resümee. Und so mag wohl niemand bestreiten, dass an diesem Tag die Kasse für die Hochzeitsfeier-Finanzierung einen ordentlichen Zuwachs bekommt. Zudem sind sich die Frauen ganz sicher: „Die Nacht wird lang! Oh ja!“ Wie sie ausgehen wird, wissen sie zu dieser Stunde noch nicht. „Wir schauen mal“, meint eine Freundin, „eventuell übernachten wir hier“. Dann wird sie von ihren Kumpaninnen weitergezogen. Nicht ganz so gezielt, zumindest nicht von so langer Hand geplant, ist Norbert Schol mit seiner Frau Marianne nach Ramstein gekommen. Das Paar hat mit seinen Fahrrädern gerade die Bahngleise überquert und will sich nun in die Innenstadt stürzen. Die beiden kommen aus St. Wendel und „machen öfter solche Tagestouren“. „Wir waren eh mit dem Rad unterwegs, da hat es sich heute natürlich angeboten, hierher zu kommen“, verrät sie. „Über Schönenberg zum Silbersee – dort essen wir meist etwas – und dann langsam zurück“, beschreibt ihr Mann eine der oft gefahrenen Routen. „Eigentlich spiele ich ja Golf und Tennis, aber wegen einer Schulterverletzung geht das grad nicht“, verrät der Mann, dem man nicht ansieht, dass er schon zur Generation Ü70 gehört. Natürlich, schiebt er schnell hinterher, mache ihm das Radfahren genauso viel Spaß. „Oh, we have a great time“, ist Jessica Spears ganz begeistert vom Landesfest. Man sieht der US-Amerikanerin, die mit ihrem Mann Greg Spears und den vier Söhnen auf der Air Base wohnt und nun auf Familienausflug in der Ramsteiner City unterwegs ist, an, dass alle richtig viel Spaß haben. Die drei ältesten Jungs haben sich schon schminken lassen, doch langsam juckt die Farbe bei der brennenden Sonne im Gesicht. Am Stand mit dem Schwarzwälder Schinken auf dem Bauernmarkt bekommen Hatch und Dowless nicht nur ein nasses Tuch zum Abwischen, sondern ihre Mutter auch einen Schwarzwaldmädel-Hut. Und die umstehende Menge ist begeistert. Endlich Feierabend, freuen sich Nicolas Schmelzer, Daniel Burkey und Nils Rossel. Die drei Pfadfinder haben vier Stunden lang ihren „Stamm Ramstein - Stamm Kurpfalz“ am Reichswaldstadion präsentiert und wollen nun selbst das Fest erkunden. Klar, dass sie an allen drei Tagen hier sind. „Für meinen Geschmack könnte es etwas mehr rockigere Musik geben“, meint Daniel gut gelaunt, sieht aber ein, dass die Masse angesprochen werden will. „Etliche lokale Bands waren dafür richtig gut“, hat er auch ein Lob parat. Dass man abends zu den großen Musik-Bühnen gar nicht mehr durchkam, wegen Überfüllung sogar weit vorher abgeriegelt wurde, findet Nicolas schade. „Tja, die Stadt ist klein, die Wege eng“, zuckt er mit den Schultern. Aber Kool Savas lässt er sich nicht entgehen. Wo ein Riesenrad steht, da sind Anita und Alban Lenhardt „immer dabei“. Das Ehepaar aus Kottweiler genießt die ganz andere Perspektive auf die Stadt. Die beiden waren schon den ganzen Samstag unterwegs, um sich umzusehen, „denn morgen kommt die Verwandtschaft, und dann kennen wir uns aus“. So hatte das Paar Gelegenheit, seinen Interessen nachzugehen, bevor es am Sonntag zu sechst losgeht. Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln finden sie perfekt: „Wir wären schön blöd, mit dem Auto zu kommen – bei der Bushaltestelle direkt vor der Tür!“

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