1. FC Kaiserslautern Marcel Correia - Der stolze Herr Papa
«Zams.» Daniel Halfar hat es gesagt, Christoph Moritz ebenso. Und Heimkehrer Marcel Correia stößt ins selbe Horn: Die Mannschaft des Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern müsse wachsen – und verdiene „von null auf eine Chance.“
Es ist ein Freitagvormittag im Trainingslager des 1. FC Kaiserslautern in Zams. Die erste Übungseinheit ist vorüber. Marcel Correia entledigt sich der Fußballschuhe und steigt in eine mit Eiswasser gefüllte Tonne, um die müde Beinmuskulatur zu beleben. Im Unterschied zu den meisten seiner Kollegen sind beide Sprunggelenke dick getapt. Die zehn letzten Spieltage der vergangenen Saison hatte er wegen einer komplexen Bandverletzung am Knöchel verpasst, schon zu Rundenbeginn hatte er Eintracht Braunschweig wegen einer Blessur ebendort nicht zur Verfügung gestanden. Ist abermals etwas nicht in Ordnung? „Keine Sorge“, beschwichtigt Correia, „das ist auch keine Schwachstelle. Aber es ist nun mal so, dass die letzten beiden Verletzungen an den Sprunggelenken waren. Ich werde mich für die Zeit, die als Profi jetzt noch vor mir liegt, daran gewöhnen, mit Tape zu spielen, um auch noch ein bisschen mehr Stabilität zu gewinnen.“ Und Sicherheit für den Kopf. 19 Erstligaspiele stehen für den mittlerweile 28 Jahre alten Correia zu Buche. 95 Zweitligapartien. Ein Tor. Zwölf Gelbe Karten. Kein Platzverweis. Er wurde in Kaiserslautern geboren, hat alle Jugendmannschaften durchlaufen. War bei den Amateuren. Den Profis. Von 1995 bis 2011. Correia ist seit 14 Monaten Vater einer Tochter. Seine Augen leuchten, wenn er von ihr spricht. Es fällt ihm schwerer als früher, von zu Hause weg zu sein. Correia geht in der Rolle des Vaters auf. „Ich hätte nicht gedacht, dass es mich so sehr verändert, aber es hat doch einiges in mir bewirkt“, sagt er: „Familie geht bei mir über alles, da setze ich auch nicht den Fußball vornedran. Daran wird sich definitiv nichts mehr ändern. Es wird eher noch mehr.“ Gleichwohl, die Tage in Zams, weg von der Heimat, sind nicht unangenehm. Und sie sind bedeutend. „Die Zeit ist auch dazu da, die Kollegen kennenzulernen, in meinem Fall als Neuzugang ist das umso wichtiger, von daher sehe ich das positiv“, sagt Correia: „Wir können hier das Wir-Gefühl wecken, eine gemeinsame Idee und Identität stiften.“ Davon zu sprechen, er sei nach sechs Jahren Braunschweig bei einem neuen Verein gelandet, wäre verfehlt. „Ich kenne doch schon noch sehr, sehr viele, das ist meine Heimat“, sagt Correia: „Ich bin wirklich froh, dass es geklappt hat. Ich weiß, dass es nicht einfach wird, ich weiß, dass der Verein auch eine relativ schwierige Phase durchmacht.“ Er wolle helfen, dafür sorgen, „dass die Leute wieder stolz darauf sind, auf dem Betze gewesen zu sein, auch wenn ein Ergebnis vielleicht mal nicht gut war“. An diesem Tag hat Trainer Norbert Meier eine Dreierkette einstudiert, Correia spielte zentral. Das System ist ihm einerlei. Sein voriger Trainer, Torsten Lieberknecht, habe bei der Eintracht viel Wert auf taktische Flexibilität gelegt, das sei „eine sehr gute Schule“ gewesen. Er könne „jederzeit umswitchen“. Auch die Position im zentralen defensiven Mittelfeld ist ihm nicht fremd. Als Innenverteidiger aber fühle er sich „definitiv am wohlsten“. Correia kommt zurück in eine Stadt, in der die Erwartungen trotz sportlich dürrer Jahre noch immer sehr hoch sind. „80 Prozent der Zuschauer im Stadion haben noch Meisterschaften erlebt, Pokalsiege oder internationale Spiele“, sagt Correia, „doch es wäre sinnvoll, sich davon etwas freizumachen.“ Denn der Weg dorthin zurück sei extrem schwer. „Man sollte der Mannschaft von null auf die Chance geben, sich zu beweisen. Man sollte ihr den einen oder anderen Schlenker gestatten.“