Rheinland-Pfalz Kommentar: Voreiliger Jubel

Ob der Nürburgring mit dem neuen Investor eine gute Zukunft hat, muss sich erst noch zeigen.

Was seit Wochen befürchtet wurde, ist nun augenscheinlich geworden: Nürburgring-Käufer Robertino Wild hat sich finanziell übernommen. Er konnte die vereinbarten Kaufpreisraten nicht aufbringen. Das erschüttert nicht nur das Vertrauen in Wild selbst, der vor seinem Engagement-Versuch am Ring in der Öffentlichkeit nur als erfolgreicher Mittelständler aufgefallen war. Es erschüttert auch das Vertrauen in die am Verkaufsprozess beteiligten Beratungsunternehmen und in die Ringsanierer selbst. Sie haben es versäumt, die finanziellen Möglichkeiten des Möchtegern-Investors ausreichend gründlich unter die Lupe zu nehmen. Auch die Landesregierung ist blamiert. Ministerpräsidentin Dreyer hatte zu früh gejubelt und die Zukunft des Rings unter der Regie Wilds in zu hellen Farben gemalt. Zugegeben, es hätte noch schlimmer kommen können. Wäre der von der EU-Kommission gebilligte Verkauf ganz geplatzt, hätte die Ausschreibung von vorne beginnen müssen. Im schlimmsten Fall hätte die Schließung des Rings das Ergebnis sein können. Dieses Katastrophen-Szenarium ist zumindest vorläufig vom Tisch. Es gibt jedoch kaum Anlass, den voreiligen Jubeltönen der Ringsanierer uneingeschränkt Glauben zu schenken, dass nun eine langfristige und gute Lösung für die Rennstrecke gefunden sei. Das muss zuerst noch bewiesen werden. Neu ist seit gestern lediglich ein Akteur, der über viel Geld verfügen und viel Liebe zum Automobil haben mag. Ansonsten sind die bisherigen Akteure am Werk.

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