Rheinpfalz „Wir leben im Paradies“

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Ein Gespräch mit dem Geinsheimer Ortsvorsteher Reinhard Nebel über seine Heimat ist wie ein Werbegespräch für das Neustadter Weindorf. Der 60-Jährige liebt die Gemeinde von ganzem Herzen und kann sich nicht vorstellen, woanders zu Hause zu sein. „Wir leben im Paradies“, betont er.

Kein anderer Neustadter Ortsteil liegt so weit entfernt von der Kernstadt wie Geinsheim. Allerdings liegt auch keins der anderen acht Weindörfer so nah an Speyer. In beide Richtungen fahren täglich 25 Busse im Stundentakt, und mit dem Auto geht es über die B 39 ebenfalls zügig in beide Richtungen. „Wir sind nach allen Seiten angeschlossen und haben auch Fahrradwege in alle Himmelsrichtungen“, freut sich Ortsvorsteher Reinhard Nebel. Das seien aber längst nicht alle Vorzüge. Im Gegensatz zu den Neustadter Ortsteilen am Haardtrand, beschränkt sich die Landwirtschaft in und um Geinsheim nicht auf den Weinbau. Zwar ist auch dieser von Westen her stark vertreten, aber dazu kommen von Süden her Tabak-, von Norden her Gemüse- und von Osten her Spargelanbau. Ein weiterer Unterschied zur Mehrzahl der 1969 eingemeindeten Ortsteile: In Geinsheim ist alles flach, es ist ein typisches Dorf der pfälzischen Rheinebene. „Ich habe fast täglich zehn Anrufe von Leuten, die ins Gäu ziehen wollen“, berichtet Nebel. Die Anfragen kämen von Familien, aber auch von älteren Menschen, die lieber in der Ebene als an der Haardt leben würden, da sie dann sowohl mit dem Fahrrad als auch zu Fuß besser unterwegs sein könnten. Ein Problem für Interessenten, die keine Mietswohnung oder ein gemietetes Haus, sondern Eigentum bevorzugen: „Keiner will auch nur einen Quadratmeter abgeben“, sagt Nebel mit Blick auf mögliche Bauplätze. Obwohl Eigentümer laut dem Ortsvorsteher gutes Geld machen könnten, wenn sie Ackergelände verkaufen würden. Das wollen viele aber nicht, und so sind die Möglichkeiten derzeit begrenzt. Das soll aber kein Dauerzustand bleiben: „Wir werden das Thema angehen“, verspricht Nebel und denkt an ein neues Baugebiet. Wer zur Miete wohnen wolle, werde in Geinsheim gewiss fündig, im Jahr 2014 habe man 150 Zu- und 150 Wegzüge verzeichnet. Mit seinen nicht ganz 2000 Einwohnern ist Geinsheim der zweitkleinste Neustadter Ortsteil. Dafür ist das Angebot an Vereinen, Chören, Medizinern, Handwerkern und Einkaufsmöglichkeiten allerdings beachtlich. „Ich habe manchmal den Eindruck, die Leute wissen gar nicht, wie gut es ihnen hier geht. Man versucht, sich mit anderen zu messen, und vergisst dabei manchmal die eigenen Stärken“, sagt Nebel. Ebenfalls gut: die Wetterlage. Geinsheim wird von Unwettern meistens verschont, und die Sonne lässt sich im Sommer abends sehr lange blicken. Dann scheint sie auch auf das Wahrzeichen der Gemeinde und dessen Bewohner: Auf der Turmspitze der Kirche St. Peter und Paul, deren älteste Teile aus dem 15. Jahrhundert stammen, thront ein meistens besiedeltes Storchennest. Ein Segen für die Geinsheimer war die knapp 3,5 Kilometer lange Ortsumgehung der B 39, die 2005 freigegeben wurde. Jahrzehntelang war sie gefordert worden, da täglich mehr als 10.000 Fahrzeuge auf dem Weg zwischen Neustadt und Speyer durch den Ort bretterten. Im Zuge der Umgehung siedelte sich am Ortsausgang Richtung Speyer ein Einkaufsmarkt mit Café an, den Nebel und viele andere Geinsheimer als „großen Gewinn“ für das Dorf bezeichnen. Zwar hatten die Betreiber der Geinsheimer Hofläden befürchtet, ihre Geschäfte könnten einbrechen. „Aber sie haben kein bisschen darunter gelitten“, betont Nebel und freut sich über das gute Mit- und Nebeneinander im Ort. Die Serie Im Pfalz-Plan stellen wir wöchentlich in loser Reihenfolge Städte und Gemeinden aus der Pfalz vor. Zwei Fragen - Zwei Antworten Reinhard Nebel (60) ist gebürtiger Geinsheimer und seit 2009 Ortsvorsteher des Neustadter Weindorfs. Der selbstständige Friseurmeister führt ein Friseurgeschäft in vierter Generation, ist verheiratet, hat zwei Töchter und zwei Enkelkinder. Nebel gehört der CDU an und sieht sich mehr „als Kümmerer“ denn als Ortsvorsteher. Wo ist Ihr Lieblingsplatz im Ort? Auf der Terrasse des Golfclubs. Da habe ich eine himmlische Ruhe und ein schönes Ambiente in freier Natur – ein Traum! Warum sollte man herziehen? Wegen der Lage, wegen der Geinsheimer und wegen unseres Angebots im Ort. (ffg)

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