Rheinland-Pfalz Kläranlage soll besser geschützt werden

Damit war selbst die BASF-Kläranlage überfordert: 25 Tonnen Chemikalien einer Tankreinigungsfirma flossen im Dezember in die Ludwigshafener Kanalisation, anderthalb Tonnen landeten im Rhein. Mit dem Vorfall beschäftigt sich mittlerweile die Staatsanwaltschaft. Und Kommunen, Behörden sowie die BASF schmieden Pläne, um so etwas in Zukunft zu verhindern.

Ludwigshafen

. Ehe BASF-Abwasser in die Kläranlage darf, muss es an zwei Stationen mit furchterregenden Namen aus der griechischen Mythologie vorbei. Argus ist in den alten Erzählungen ein riesiges Ungeheuer mit hundert Augen. Und in Ludwigshafen ein Messsystem, das nach Unternehmensangaben seit 1995 im 20-Minuten-Takt vollautomatisch eine Probe aus dem Abwasserkanal holt und sie analysiert. Alles bemerkt der BASF-Argus allerdings nicht. Deshalb gibt es seit dem Jahr 2001 ein Gerät, das bei 45 weiteren Stoffen Alarm schlagen soll: Hydra, benannt nach einem schlangenartigen Griechen-Monster. Das lebt in Sümpfen und hat viele Köpfe, die immer wieder nachwachsen – selbst der antike Superheld Herkules brauchte einen Helfer, um dieses Vieh zu besiegen. Doch trotz ihrer vielversprechenden Bezeichnungen: Die beiden Kontrollsysteme verhinderten nicht, dass kurz vor Weihnachten auf einen Schlag 25 Tonnen umweltschädlichen Ethylendiamins in die Kläranlage rauschten (wir berichteten). Eine Unternehmenssprecherin erklärt das so: Die Brühe ist gar nicht an Argus und Hydra vorbeigeflossen. Denn die Systeme überwachen nur den Abwasserkanal, der sich durchs Werksgelände zieht. Die BASF säubert aber auch Schmutzwasser, das von außerhalb kommt: aus den Kanälen von Ludwigshafen, Frankenthal und Bobenheim-Roxheim (Rhein-Pfalz-Kreis). Und die 25 Tonnen Ethylendiamin stammten aus einer Tankreinigungsfirma im Ludwigshafener Gewerbegebiet Nachtweide. Dort soll ein voller Container irrtümlich als leer deklariert worden und in der Folge geleert worden sein. In den Wochen nach dem Vorfall hat die Wasserschutzpolizei untersucht, was bei dem Unternehmen falsch gemacht worden ist. Was die Beamten herausgefunden haben, will die Staatsanwaltschaft im Moment noch nicht verraten. Erst einmal sollen die Betroffenen Gelegenheit zur Stellungnahme haben, sagt ein Behördensprecher. Klar ist jedenfalls: So viel Chemie auf einmal war nicht zu verarbeiten. Die BASF-Sprecherin erläutert: „Die Kläranlage ist für solche Stoffe konzipiert, aber die Stoßbelastung war einfach zu groß.“ Ein Großteil des Abwassers sei zwar trotzdem geklärt worden, doch 1,5 Tonnen des umweltschädlichen Stoffs landeten im Rhein. Das wäre nicht passiert, wenn die Schutzfracht an Argus und Hydra vorbeigekommen wäre, versichert die Sprecherin. Denn die Messinstrumente hätten in diesem Fall dafür gesorgt, dass das belastete Wasser erst einmal in ein Sicherheitsbecken umgeleitet worden wäre. Anschließend hätte die BASF mit Fachleuten der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd in Neustadt abgesprochen, was nun passieren soll. Im Fall des biologisch abbaubaren Ethylendiamins hätte es ausgereicht, die 25-Tonnen-Ladung einfach nach und nach in die Kläranlage einzuleiten, sagt die Sprecherin. Noch problematischere Stoffe könnten vorab eine Spezialbehandlung bekommen, etwa mit Aktivkohle. Nun wollen Behörden und die BASF herausfinden, ob sie auch jene Zuflüsse zur Kläranlage schützen können, die Argus und Hydra bislang nicht bewachen. Im Blick haben sie dabei neben dem Ludwigshafener Nachtweide-Gebiet auch die Leitungen, die aus Frankenthal und Bobenheim-Roxheim zur Kläranlage führen. Federführend ist dabei der Wirtschaftsbetrieb der Stadt Ludwigshafen, der nun nach Angaben aus dem Rathaus erst einmal Angebote für eine entsprechende Studie einholt. Die SGD nennt aber bereits einen Termin, bis zu dem die Studie fertig sein soll: Ende September. Und auch einstweilen schon soll etwas für den Schutz der Kläranlage getan werden. Nach Angaben der Neustadter Behörde wird der Wirtschaftsbetrieb der Stadt Ludwigshafen Gespräche mit einschlägigen Firmen im Nachtweide-Gebiet führen.

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