Rheinpfalz BASF-Manager unter Druck

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Ludwigshafen. Schwere Zeiten für die BASF: erst die Pannenserie und dann noch eine Explosion mit drei Toten. Ganz zu schweigen von den wirtschaftlichen Folgen der Katastrophe. Auf dem BASF-Management lastet ein gewaltiger Druck.

„Sie wollten helfen und ihnen war nicht mehr zu helfen“, so schilderte BASF-Vorstandsmitglied Margret Suckale am Dienstag die tragische Rolle von Angehörigen der Werkfeuerwehr. Mittlerweile ist bekannt, dass die Werkfeuerwehr im Kampf gegen die Flammen zwei Mitglieder verloren hat. Eines der Todesopfer war der Einsatzleiter. Insgesamt arbeiten bei der BASF 180 Personen in Ludwigshafen bei der Werkfeuerwehr. Nach Informationen der RHEINPFALZ befinden sich unter den acht Schwerverletzten sechs weitere Feuerwehrleute. Die Anzahl der Leichtverletzten beläuft sich auf 22 Personen. Davon arbeiten sieben bei der BASF (darunter ebenfalls Angehörige der Werkfeuerwehr), 15 bei externen Firmen. Bei den Angestellten, bis hin ins Management, mehren sich Stimmen, die Kritik an Vorstandschef Kurt Bock äußern. Viele können nicht verstehen, warum sich der BASF-Spitzenmann bislang nicht an die Öffentlichkeit wandte. Bock ist sich offenbar der Kritik bewusst. Gestern wandte er sich mit einer Videobotschaft direkt an die BASF-Mitarbeiter. Darin heißt es: „Auch unsere Nachbarn und die Medien haben Fragen, Sorgen und Befürchtungen. Sie wollen wissen: Was ist bei der BASF eigentlich los? Sie vertrauen uns, dass wir das Richtige tun. Das müssen wir jeden Tag neu beweisen, um so Vertrauen zu festigen und wiederzugewinnen.“ Der Konzern arbeite „mit aller Kraft an der Behebung der Schäden, um den Betrieb so schnell wie möglich wieder zu normalisieren. Doch die Trauer um die Verstorbenen wird anhalten und die Wunden werden nur langsam heilen.“ Widersprüchliche Angaben gibt es derweil zur Zukunft des Ludwigshafener Werksleiters Uwe Liebelt. Es kursieren Gerüchte, dass er als „Bauernopfer“ den Hut nehmen müsse. Aus dem Management ist aber auch zu hören, dass der Vorstand hinter Liebelt stehe. Eine BASF-Sprecherin wollte sich zu personellen Konsequenzen gestern nicht äußern. Erst müssten die Ermittlungen abgeschlossen werden. Kurz vor der Explosion am Montag hatten Arbeiter einer Fremdfirma eine der parallel verlaufenden Rohrleitungen durchtrennt, um ein Teilstück auszutauschen. Zu diesem Team gehörte auch ein Mann, der mit Sicherungs- beziehungsweise Brandsicherungsaufgaben betraut war, wie der Leitende Oberstaatsanwalt Hubert Ströber gestern mitteilte. Laut der Aussage des Mannes soll die Leitung, an der geflext wurde, leer gewesen sein. Dies habe nicht nur ein „Arbeitsschein“ der BASF bestätigt, wie der Zeuge berichtet. Vielmehr habe man sich selbst zunächst mit einem Handbohrer vergewissert, dass keine Produkte mehr in der Leitung waren. Erst dann sei mit dem Zertrennen des Rohres begonnen worden. Völlig unerwartet sei plötzlich ein Knall zu hören gewesen, so der Zeuge weiter, der mit dem Schrecken davonkam. Dann habe es eine Stichflamme und eine Explosion gegeben. Sein Kollege, der mit dem Zertrennen des Rohres beschäftigt war, erlitt Brandverletzungen. Welches Rohr tatsächlich explodierte, sei unklar, so Ströber. Wenn dieses Rohr also leer war, stellt sich die Frage, was dann explodiert ist. Haben womöglich Funken, die bei dem Durchtrennen der Leitung vermutlich aufgewirbelt wurden, eine verhängnisvolle Rolle gespielt? – Er wolle nicht spekulieren, sagt Chefermittler Ströber dazu auf Anfrage. Er habe den Bericht des Zeugen zur Kenntnis gekommen, versuche nun die einzelnen Aussagen und Feststellungen zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen. Auch am gestrigen Freitag, vier Tage nach der Explosion, wusste die BASF noch nicht, wie viele Leitungen tatsächlich zerstört wurden. Weil die Staatsanwaltschaft die Unglücksstelle im Industriehafen Nord noch nicht frei gegeben habe, sei eine „technische Detailprüfung“ noch nicht möglich, sagte eine Sprecherin. Im betroffenen Rohrgraben befinden sich laut BASF insgesamt 38 Leitungen. Zehn dieser Rohrleitungen sind laut Konzern Ver- und Entsorgungsleitungen für nicht-chemische Stoffe wie etwa Brunnenwasser, Abwasser und Dampf. Die anderen 28 Rohrleitungen enthalten laut BASF insgesamt 20 unterschiedliche Inhaltsstoffe. Dazu gehören Ethylen, Propylen sowie verschiedene Raffinate.  Zusammenfassende Informationen zum Unglück bei der BASF gibt es hier.

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