Rheinpfalz Zeit für Ausdruck

Seppo (links) und Erik arbeiten im Schatten unter der Weide.
Seppo (links) und Erik arbeiten im Schatten unter der Weide.

«SCHÖNAU.» Sanfte Klopfgeräusche sind zu hören, als wir den Hof der „Galerie ohne Grenzen“ in Schönau in der Wengelsbacherstraße 32 betreten. Vom 17. bis 22. Juli findet hier im Garten die erste Holzbildhauerwoche unter Leitung des Holzbildhauers Maarten Schepers aus den Niederlanden statt.

Beim Hinabsteigen in den Garten wird das Klopfen lauter. Der Geruch von frisch geschnittenem Holz liegt in der Luft. Sechs Teilnehmer des „Workshop-Express“ arbeiten konzentriert an ihren Werken. Sie kommen aus der näheren und weiteren Umgebung von Uetrecht, einer kommt aus Schweden. Maarten Schepers, im Hauptberuf Bildhauer, veranstaltet den Workshop. Er geht von einem zum anderen, gibt Tipps und Anregungen. Seppo und Erik haben ihren Arbeitsplatz unter einer großen Weide gewählt. Seppo arbeitet an einem Relief, eine Auftragsarbeit für eine Gemeinde in Holland. Erik hat sich ein Stück Kirschstamm vorgenommen, woraus er ein keltisches Symbol herausarbeiten will. Unter einem weißen Zelt schwitzen die beiden Jans. Jan Smeehuijzen arbeitet an einem Paar in inniger Umarmung. Zu Hause hat er das Paar skizziert, dann in Schönau ein Modell aus Ton geformt, nun bringt er die Form in das Holz. Jan Alberts hat sich das Konterfei des französischen Schriftstellers Cyrano de Bergerac vorgenommen. Auch er hat zu Beginn ein Tonmodell geformt, hier hat die unverwechselbare lange Nase nicht gehalten. Bei der Arbeit an dem Ulmenstück wird es damit keine Probleme geben. Im offenen Schuppen arbeitet Lia an einem Maulwurfshügel, aus dem gerade der Maulwurf herausschaut. Erst vor drei Jahren hat sie mit der Holzbildhauerei begonnen. Neben ihr bearbeitet Anton ein Stück Hainbuche. Er hat kein Modell. Seine Idee hat er in seinem Kopf. Das Thema seiner freien Arbeit: vom Natürlichen ins Abstrakte. Auf der einen Seite des Baumstamms ist noch die Rinde zu sehen, zur anderen Seite hin formen sich aus dem Rund des Baumes angedeutete Wellen. Auch Anton hat vor drei Jahren mit der Bildhauerei angefangen. Für ihn ist sie ein wichtiger Teil seines Lebens geworden. Er ist an Parkinson erkrankt. Das Erschaffen eigener Formen, der kreative Prozess und die handwerkliche Arbeit helfen ihm, ruhiger zu werden, die Feinmotorik und das Gehirn zu trainieren. Von 9 bis 16 Uhr täglich wird gearbeitet, mit Mittagspause versteht sich. Roman und Nynke Dörholt haben die Verpflegung übernommen, untergebracht sind die Bildhauer in Schönauer Ferienwohnungen. Am Morgen gibt es zuerst eine Besprechung, während des Tages begleitet Maarten, der Meister des Fachs, jeden in seinem Prozess. Das Kursmodell „Workshop Express“ hat er selbst entwickelt. Das holländische Wort Express steht hier für „Ausdruck“, nicht für Schnelligkeit. „So unterschiedlich wie die Menschen sind die künstlerischen Prozesse. Jeder lernt auch vom anderen.“ Maarten liebt es, Menschen die Leidenschaft und die Liebe zur Bildhauerei zu vermitteln. Info Am morgigen Samstag von 16 bis 18 Uhr können Interessierte die Werke im Garten der Drechslerei ohne Grenzen in der Wengelsbacherstraße 32 besichtigen und mit den Künstlern ins Gespräch kommen.

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