Rheinpfalz Ein dickes Plus für die Gemeinschaft

Ein Beispiel von vielen in Bottenbach, was mit einer funktionierenden Dorfgemeinschaft und viel Eigenleistung möglich ist: ein k
Ein Beispiel von vielen in Bottenbach, was mit einer funktionierenden Dorfgemeinschaft und viel Eigenleistung möglich ist: ein komplett neu gestalteter Spielplatz, der sich ideal mit dem angrenzenden Sportplatz als Spielfläche für junge Bottenbacher anbietet.

Die Kommission kommt. Der Schweiß, der Verantwortlichen und interessierten Bürgern im Bottenbacher Dorfgemeinschaftshaus (DGH) von der Stirn rinnt, ist aber kein Angstschweiß. Im Gegenteil. Die Vorfreude, im Gebietsentscheid des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ zeigen zu können, was Bottenbach zu einer Gemeinde mit Zukunft macht, ist groß. Am Schweiß ist die Hitze schuld. Die 30-Grad-Marke hat das Thermometer gestern zur Mittagszeit, als Bottenbach zur Bewertung ansteht, lässig überschritten.

Im Bürgerhaus riecht es gut, als die Kommission eintrifft. Die Landfrauen bereiten Dampfnudeln und Kartoffelsuppe zu. Stärkung nach der bevorstehenden schweißtreibenden „Tour de Bottenbach“. Die Tour können auch Menschen mit Beeinträchtigung bewältigen. Barrierefreiheit ist ein großes Thema im Ort. „Daran arbeiten wir beständig“, erläutert der erste Beigeordnete Klaus Weber. Die Kommission unter Vorsitz von Volker Spangenberger von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Koblenz nimmt den Fahrstuhl am Dorfgemeinschaftshaus unter die Lupe. Das Cap-Mobil fährt vor. Der rollende Supermarkt, der Waren des täglichen und auf Wunsch des nicht alltäglichen Bedarfs bringt. „Wir sind für das Cap-Mobil die umsatzstärkste Gemeinde“, berichtet Weber. An Feuerwehr vorbei, die zur Freude der Kommission mit der Wehr im französischen Walschbronn gute Beziehungen unterhält, wird moderne Musik hörbar. Die jungen „Boddebacher“, als die die T-Shirts die örtliche Jugend ausweisen, stellen ihren Jugendraum inklusive Billard und Kicker vor. „Was ist so geplant?“ „Mal wieder ein Burger-Abend.“ Raus in die Hitze, vorbei an viel Grün. Hainbuchenhecken, immer wieder Bäume und fußläufige Wegeverbindungen. Das findet Kommissionsmitglied Eva Morgenstern von der Gartenakademie Rheinland-Pfalz toll. „Umso mehr schmerzen die wenigen Thuja oder Gärten, die aus einer Wagenladung Kies bestehen“, kann sie Steingärten nichts abgewinnen. Die Natur soll leben und sie lebt. „Oh, die sind schon da“, hat Ratsmitglied Günter Rabung, der als Imker am Abend zuvor noch Honig für die Kommission geschleudert hat, Miniermotten an Kastanienbäumen entdeckt. Drei Bauarbeiter nutzen die Mittagszeit, um sich im Schatten eine Pause zu gönnen. Jedes Stück Schatten nutzen auch die Tour-Geher. Grundschule, sonnenüberflutet. Daneben der Kindergarten mit, hurra, Schatten. Wichtig ist aber das gute Betreuungsangebot für Kinder. Während der „Tour de Dorf“ – die Nähe zu Frankreich, zu Pirmasens und Zweibrücken fällt der Kommission positiv auf – werden Themen angerissen. Es fehlt etwas an ganz alter Baukultur. Erklärbar. Bottenbach lag während des Zweiten Weltkrieges in der so genannten Roten Zone zwischen Deutschland und Frankreich. Immer wieder wurde der Ort evakuiert. Die aktuelle Hauptbebauung setzte nach dem Krieg ein. Alte Hausschätze werden sinnvoll gefüllt: Beispielsweise mit einer Apotheke. Pluspunkt Pflegestützpunkt, der Hilfe bietet und 14 Arbeitsplätze sichert. Viel Photovoltaik ist installiert, eine Biogasanlage arbeitet. Nahwärmenetz war ein Thema, hat sich finanziell nicht gerechnet. Aber Bottenbach produziert jährlich 2,2 Millionen Kilowattstunden Strom, erläutert Weber und braucht nur zwei Millionen. Ein Energieplus. Ein dickes Plus verdient die Dorfgemeinschaft. „Absolut auffällig“, lobt Spangenberg diese. Der Sportplatz ist in Eigenregie zum Rasenplatz umgebaut, mit Hilfe der fachkundigen örtlichen Landwirte. Nicht mal 20.000 Euro hat das gekostet. „Für die Bewässerung haben wir schon mehr Geld ausgegeben als für den Platzbau“, wird lachend festgestellt. Die Beregnungsanlage läuft. Willkommene Gelegenheit zur Abkühlung für junge Bottenbacher. Sandstrandfeeeling vermittelt der feine Rheinsand auf dem benachbarten, neu gestalteten Spielplatz. Natürlich hat die Gemeinschaft angepackt, Kosten gespart. Innen- vor Außenentwicklung heißt es in Bottenbach. Es wird gebaut und kann noch gebaut werden, sieht die Kommission angesichts großzügig geschnittener Grundstücke Potenzial zur Verdichtung. Schnelles Internet ja, aber Bottenbach fehlt die eigene Homepage. „Eins nach dem anderen“, verdeutlicht Bürgermeister Helmut Schmitt die örtliche Erfolgsdevise. Die greift auch bei der vorbildlichen Integration der Flüchtlinge. Dass sie mit auf Tour sind, ist selbstverständlich. Sie packen an im Dorf, lernen deutsch. Man versteht sich. Wasser, Wasser, Wasser, lautet das wichtigste Anliegen am Tour-Ende. Viel gesehen, viel geschwitzt, manchen Pool-Eigentümer beneidet. Keine Frage, es lässt sich leben in Bottenbach.

x